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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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einzigen Lebewesen, die es im Überfluss gab. Trotzdem konnte ich erkennen, dass sich der Sumpf, im Gegensatz zu den Malls, schnell erholen würde.
    Hinter einer engen Kurve tauchte ein Haus auf. Tatsächlich war es mehr als ein Haus, ein Herrenhaus nämlich, genau wie sie gesagt hatten.
    „Wie um alles in der Welt ist es möglich, dass das noch steht?“ Das Gebäude erweckte den Anschein, als wäre es noch vor dem Bürgerkrieg erbaut worden.
    „Zypressenholz.“ Adam parkte den Wagen neben mehreren anderen. „Das verrottet nicht.“
    „Aber was ist mit dem Hurrikan?“
    „Wir hatten sehr viel Glück“, war alles, was er erwiderte.
    Ich entdeckte Anzeichen für kürzlich vorgenommene Ausbesserungen, vielleicht auch Reparaturen. Die Veranda war neu, das Gleiche galt für die Fenster und das Dach. Ein frischer Farbanstrich wäre empfehlenswert gewesen, aber offensichtlich kümmerten sie sich zuerst um das Wichtigste.
    Ein leichter Nebel hüllte alles ein und verlieh dem Ort trotz des Sonnenlichts eine geisterhafte Atmosphäre. Gut möglich, dass es hier früher einen Garten, vielleicht auch ein paar Felder gegeben hatte, doch der Sumpf reichte inzwischen fast bis an die Haustür, und der einzig feste Boden bestand in einem schmalen Ring, der rund um das Haus führte, und dem etwas höher gelegenen Schotterweg.
    Das sanfte, friedvolle Plätschern von Wasser erfüllte die Luft, durchbrochen nur von einem gelegentlichen Spritzen, wenn Fische sprangen. Ein lauteres, kraftvolleres Klatschen brachte mich auf den Gedanken, wie nahe sich wohl ein Alligator an das Haus heranwagen würde.
    „Das Gris-Gris “, murmelte ich.
    Adam drehte sich mit einer hochgezogenen Braue zu mir um. „Was für ein Gris-Gris ?“
    „Da war eins unter meinem Kissen – in Wirklichkeit waren es sogar zwei. Jemand, der sich mit Voodoo auskennt, erklärte mir, dass es angeblich Werwölfe abschreckt.“
    „Wer sollte denn so etwas tun?“ Adam hielt die Pistole weiter auf John gerichtet.
    „Ich.“ John starrte noch immer zu dem Haus.
    „Aber warum?“, fragte ich.
    „Von dem Augenblick an, als ich deine Stimme hörte, war ich …“ Er brach ab. „Nicht wichtig.“
    King hatte behauptet, dass meine Stimme John aus der Ruhe bringen würde. Ich war entzückt gewesen über die Vorstellung, dass er mein gewöhnliches Gesicht und meinen durchschnittlichen Körper nicht sehen konnte, dass alles, was er von mir wusste, die Essenz meines Seins war. Aber in Wahrheit hatte er mich die ganze Zeit gesehen. Ich wusste nicht, wie ich das verdauen sollte.
    „Du hast versucht, mich zu meiden“, sagte ich. „Weshalb?“
    „Was glaubst du wohl?“ John klang angespannt. „Ich bin ein Werwolf, Anne. Ich weiß nicht, ob sich daran je etwas ändern wird. Und selbst wenn es so wäre …“ Er rieb sich mit einer seiner schönen Hände die Stirn. „Meine Taten werden mich für immer verfolgen. Ich werde niemals mehr ein Leben verdienen, nach all den Leben, die ich vernichtet habe. Ich kann dir nichts von dem geben, was du haben solltest. Ich kann kein Ehemann und auch kein Vater sein. An mir war schon wenig Menschliches, bevor ich zum Tier wurde.“
    „Warum hast du sie angeheuert, wenn du sie so unwiderstehlich fandest?“, wollte Adam wissen.
    „Das habe ich nicht.“
    „King war das“, erklärte ich langsam. „Er meinte, ich würde nützlich sein. Ich dachte, er spräche vom Mardi Gras.“
    John sah weg. „Er hatte die verrückte Idee, dass es helfen könnte, wenn ich mich in dich verliebe.“
    „Wie denn das?“
    „Wir müssen jetzt reingehen“, befahl Adam.
    Ich folgte seinem Blick. Auf der Veranda wartete eine hochgewachsene, sinnliche rothaarige Frau, die in Jeans und ein ärmelloses T-Shirt gekleidet war. Sie wurde von einem greisenhaften, skelettdürren Mann flankiert, der von Kopf bis Fuß in Tarnkleidung steckte. Er trug einen Patronengurt über seiner mageren Brust, eine Pistole an der Hüfte und ein Gewehr in seiner knotigen Hand.
    Neben ihm stand eine umwerfende, gertenschlanke, mit Jeans und einem roten Top bekleidete Blondine, die John aufmerksam musterte. Ihr Blick gefiel mir überhaupt nicht.
    „Wer zur Hölle ist das?“, verlangte ich zu wissen.
    „Meine Frau Diana“, antwortete Adam.
    „Der Rotschopf oder die Eiskönigin?“
    Um seine Mundwinkel zuckte es. „Der Rotschopf. Die andere ist Dr. Elise Hanover. Sie ist hier, um Sullivan zu heilen.“
    Blond, umwerfend und dann auch noch ein Doktortitel. Das war doch mal

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