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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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heute Morgen?“
    „Wir haben einen weiteren Todesfall“, eröffnete er mir, ohne auf meinen Scherz einzugehen. „In der Vorstadt. Bei den Browns.“
    „Aber … “ Ich bremste mich noch rechtzeitig, bevor mir entschlüpfen konnte, dass wir das Haus der Browns mit einer Bussardfeder geschützt hatten. Vielleicht handelte es sich dieses Mal um einen ganz gewöhnlichen Sterbefall. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
    „Henry oder Harriet?“, erkundigte ich mich.
    „Weder noch. Ihre Nichte aus Chicago war zu Besuch.“
    „War sie krank?“
    Er schüttelte den Kopf. „Sie ist gekommen, um ihnen beim Packen für ihren Umzug in den Norden zu ihren Kindern zur Hand zu gehen. Harriet zufolge war das Mädchen gesund wie ein Pferd und stark wie ein Ochse.“
    Die Stadt der Gleichnisse. Das klang ganz nach Harriet.
    „Als sie sie heute Morgen zum Frühstück wecken wollten, fanden sie sie … “, er spreizte die Hände, „ … tot in ihrem Bett.“
    „Irgendetwas Ungewöhnliches?“
    „Abgesehen davon, dass eine kerngesunde, achtzehnjährige Frau im Schlaf gestorben ist?“
    „Ja, abgesehen davon.“
    Cal warf mir einen düsteren Blick zu, aber er verstand seine Arbeit. Natürlich hatte er Fragen gestellt.
    „Ein seltsames Kreischen in der Nacht, das auf die ungewöhnliche Zunahme von Raben in der Gegend, die uns gemeldet wurde, zurückzuführen sein könnte. Ich denke, wir sollten die Naturschutzbehörde alarmieren, damit sie einige der Vögel erschießen. Ihr Gekreische könnte einen Menschen, der mit dem Leben in den Bergen nicht vertraut ist, zu Tode erschrecken.“
    „Willst du damit andeuten, dass sich die Nichte der Browns buchstäblich zu Tode erschreckt hat?“ Ich lachte kurz, als wäre das ein Witz, obwohl ich verdammt genau wusste, dass es keiner war.
    Er zog die Brauen zusammen, bis sie sich fast in der Mitte trafen. „Sie sah merkwürdig aus, Grace. Ich musste ihr das Laken über das Gesicht ziehen, weil ich ihren Anblick nicht ertrug.“
    Meine Hoffnung, dass wir es diesmal mit einem Tod ohne Fremdeinwirkung zu tun hatten, zerplatzte wie eine Seifenblase. Die Rabenspötterin hielt sich weiter an ihr neues Verhaltensmuster, indem sie junge, gesunde Menschen statt alter oder siecher auswählte.
    „Hast du dem Doc Bescheid gesagt?“
    „Ich habe bei den Browns gewartet, bis er eintraf, ehe ich herkam.“
    Ich entspannte mich ein wenig. Doc Bill wusste auch ohne mich, was zu tun war.
    „Du hättest mich einfach anrufen können“, bemerkte ich. „Dann hättest du mich nicht suchen müssen.“
    „Dies ist keine Angelegenheit, die man über Funk oder am Telefon besprechen sollte. Was zum Henker geschieht in dieser Stadt, Grace? Du lässt den Doc Autopsien an Menschen vornehmen, die unter natürlichen Umständen gestorben sind. Du lässt sogar Leichen exhumieren und sie obduzieren. Die Einwohner von Lake Bluff sterben plötzlich wie die Fliegen. Vielleicht sollten wir das FBI einschalten.“
    „Es ist kein Serienkiller, Cal. Es ist … “
    „Ein Virus.“ Ian stand in der Badezimmertür, um seinen Hals ein Handtuch geschlungen, sein Oberkörper nackt, der Reißverschluss an seiner Hose geschlossen, wenn auch nicht der Knopf.
    Cal konnte seinem Anblick nicht so viel abgewinnen wie ich. Er musterte erst Ian, dann mich mit finsterer Miene. Es kam mir vor, als hätte man mich mit einem Jungen auf dem Rücksitz im Pick-up meines Vaters ertappt. Nicht, dass mir das je passiert wäre, trotzdem konnte ich mir das Gefühl gut vorstellen.
    „Ist das wahr?“, brummte Cal.
    „Doc Bill bestätigt es.“ Oder würde das nachholen.
    „Ich habe ein bisschen Erfahrung mit derartigen Viren.“ Ian bückte sich und hob sein T-Shirt auf. „Grace hat die Seuchenschutzbehörde verständigt. Der Doc arbeitet mit ihnen zusammen. Wir müssen die Sache den Experten überlassen.“
    „Und in der Zwischenzeit werden weiter Menschen sterben?“
    „Ich fürchte, ja. Das liegt in der Natur dieses teuflischen Monsters.“
    Ich musste blinzeln, als mir die Doppeldeutigkeit seiner Worte bewusst wurde, aber es gelang mir, meine Miene weiter besorgt zu halten, als Cal sich zu mir umwandte. „Ist es etwas Ansteckendes? Ein Erreger im Wasser? In der Luft?“
    „Wir wissen es noch nicht, Cal.“
    „Sollen wir evakuieren?“
    „Dafür ist es zu spät. Falls es ansteckend ist, würden wir die Seuche im ganzen Land verbreiten.“
    Falten der Frustration gruben sich in sein Gesicht. „Wie nahe ist der Doc dran, das

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