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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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zitterte.
    „Hattest du einen Alptraum?“, fragte ich leise.
    Ian antwortete nicht.
    Ich legte die Handfläche an seine Tätowierung. Er zuckte zusammen, als würde er mich erst jetzt bemerken.
    „Ian? Was ist mir dir?“
    Seine Schultern zuckten mehrere Male auf und nieder, bevor er sprach. „Beim Aufwachen sehe ich sie manchmal, wie sie sich lachend über mich beugt. Aber es ist nicht die Frau, die mich so sehr geliebt hat, sondern die Kreatur, die mich hasste.“
    „Das tut mir leid.“ Ich konnte nicht nachempfinden, wie sich das anfühlen musste. Jemanden zu lieben und wiedergeliebt zu werden, nur um ihn dann auf derart grausame Weise zu verlieren. Natürlich hatte auch ich Menschen verloren – meine Urgroßmutter, meinen Vater – , aber das war nichts, verglichen mit seinem Schmerz. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    „Sie ist tot“, murmelte er.
    „Ich weiß. Die Anada’ duntaski haben sie umgebracht.“
    „Nein.“ Er wandte den Kopf, und unsere Blicke trafen sich. „Ich war das.“

31
    „Du darfst dir nicht die Schuld geben. Die Anada’ duntaski haben sie auf dem Gewissen.“
    „Nur beim ersten Mal.“
    Allmählich verstand ich, warum in seinen Augen stets dieser gehetzte Ausdruck lag, warum das vermutlich auch immer so sein würde.
    „Als ich schließlich die Wahrheit erkannte, habe ich … “ Seine Stimme brach.
    „Du musst es nicht aussprechen.“
    Er hatte ihr den Kopf abgeschnitten. Um sicherzustellen, dass sie niemandem mehr ein Leid zufügen konnte. Und obwohl ihm bewusst war, dass dem Körper, den er zerstört hatte, nicht mehr die Seele seiner geliebten Frau innewohnte, würde ihn diese Tat für alle Zeiten verfolgen.
    „Wenn der Körper stirbt und der Dämon die Kontrolle übernimmt“, flüsterte er, „kommt die Seele dann in den Himmel? Susan wollte nicht zu dem werden, was sie wurde, warum sagt man dann, dass die Seele eines Vampirs verdammt sei?“
    Er quälte sich mit etwas, das er niemals würde enträtseln können. Zumindest nicht in diesem Leben. Was konnte ich ihm entgegnen, außer Plattitüden?
    „Du musstest es tun. Dir blieb keine andere Wahl.“
    „Das macht die Tat nicht weniger schlimm.“ Er berührte mein Gesicht. „Du liebst die Menschen in dieser Stadt sehr.“
    Ich runzelte die Stirn. „Ja und?“
    „Ich werde einen von ihnen töten müssen.“
    Ich richtete mich auf, und er ließ seine Hand fallen. Ich schaute aus dem Fenster. Die Dämmerung färbte noch nicht den Horizont, doch sobald sie das täte, würden wir uns wieder auf die Suche nach der Rabenspötterin begeben.
    „Wahlweise ich“, wandte ich ein.
    „Bringst du das fertig? Kannst du in das Gesicht von jemandem blicken, der dir am Herzen liegt, und tun, was getan werden muss?“
    „Ja.“
    „Was, wenn es Claire wäre, Malachi, Cal oder Jordan? Was, wenn ich es bin?“
    „Du?“ Ich blinzelte ihn an. „Du bist es nicht.“
    „Es könnte jeder sein.“ Er berührte mein Knie. „Lass mich diese Sache zu Ende bringen.“
    „Nein.“ Entschlossen sah ich ihm in die Augen. „Wir ziehen es gemeinsam durch. Zu zweit sind wir mächtiger als einer allein.“
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, Grace, wenn du meinetwegen sterben müsstest.“
    „Weshalb sollte ich deinetwegen sterben?“
    „Wenn ich dieses Rätsel nicht lösen kann, wenn ich keine Möglichkeit finde, die Hexe zu vernichten … “
    Ich legte die Finger an seine Lippen. „Das wirst du, wir werden das. Gut gegen Böse. Wir gegen sie. Wir können es vollbringen, Ian. Ich weiß, dass wir das können.“
    Er schüttelte stumm den Kopf.
    „Komm her.“ Ich legte mich aufs Bett und zog ihn an mich, dann deckte ich uns beide zu. „Halt mich eine Weile in den Armen.“
    Doch am Ende war ich es, die ihn die restliche Nacht in den Armen hielt.
    Ich musste irgendwann eingedöst sein, denn ich schreckte aus dem Schlaf, als jemand an die Tür klopfte. Ian war nicht im Bett, und für einen Sekundenbruchteil überkam mich die Angst, dass er ohne mich auf Hexenjagd gegangen sein könnte. Dann hörte ich Wasser im Bad laufen und entspannte mich.
    Ich kramte meinen nagelneuen Bademantel aus einer Einkaufstüte, schlüpfte hinein und öffnete die Tür. Auf der Schwelle stand Cal, was mir ein extremes Déjà-vu-Gefühl verschaffte.
    Ich wollte ihn schon fragen, wie er mich gefunden hatte, als mir Jordan wieder einfiel.
    „Hallo, Cal“, begrüßte ich ihn. „Wie geht es Chuck Norris

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