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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Decke. Meine E-li-si hatte sich für alles Magische begeistert. Dem Zimmer haftete etwas Fantastisches an, besonders bei Kerzenschein. Ich liebte es, mich hier oben aufzuhalten.
    Allein .
    Mein Blick schweifte zu Ian. Der Anblick seiner hängenden Schultern bewirkte, dass meine Verärgerung über sein Eindringen verpuffte. Sicher, dies war meine Intimsphäre, aber nachdem er praktisch jeden anderen meiner intimen Bereiche erforscht hatte, welchen Unterschied machte es da schon?
    Er hatte sich nichts übergezogen, sodass ich mich für einen Sekundenbruchteil fragte, ob er schlafwandelte. Bis er dann sprach. „Ich wusste nicht, dass du hier oben die Sachen deiner Urgroßmutter aufbewahrst. Ich bin ungebeten eingedrungen.“
    Anstatt zu widersprechen, fragte ich: „Warum?“
    „Dort, wo ich in Oklahoma lebte, war alles flach.“
    Die Zusammenhanglosigkeit dieser Aussage verwirrte mich, aber ich tat sie mit einem mentalen Schulterzucken ab. „Ich dachte, ganz Oklahoma wäre flach.“
    „Viele denken das. Aber auch bei uns gibt es Berge, wenngleich sie sich mit euren nicht messen können; wir haben Schluchten, Flüsse, Plateaus. Oklahoma ist der geographisch abwechslungsreichste Bundesstaat der USA . Darauf sind wir stolz. Aber obwohl ich dort geboren wurde, habe ich mich nie zugehörig gefühlt. Ich habe mich nie irgendwo heimisch gefühlt, bis … “ Er deutete auf die Blue Ridge Mountains. „Bis ich die dort sah. Ich wollte näher bei ihnen sein.“
    Als Kind hatte ich mich oft aus demselben Grund hier heraufgeschlichen, obwohl mein Vater es mir verboten hatte. Ich hatte aus dem höchsten Fenster gespäht und gespürt, dass es einen Ort gab, an dem ich zu Hause war.
    „ Sah-ka-na-ga “, murmelte er.
    Ich trat neben ihn und blickte zum Horizont. „Die Großen Blauen Berge Gottes.“
    „Ich habe mein ganzes Leben immer wieder von ihnen gehört, konnte mir jedoch nicht vorstellen, dass sie so wunderschön sein würden.“ Er legte die Fingerspitzen an die Scheibe.
    Mein Blick fiel auf seine Adler-Tätowierung. Ich streckte die Hand aus und berührte sie. Der Muskel zuckte unter seiner Haut, und ich zog meine Hand zurück.
    Langsam drehte er sich um, seine Augen dunkel, obwohl ich wusste, dass sie hell waren, sein Gesicht überschattet.
    „Ich habe nie zuvor ein Tattoo wie dieses gesehen“, bemerkte ich.
    Er antwortete nicht, sondern sah mich abwartend an.
    „Was bedeutet es?“
    Er wandte sich wieder zum Fenster um, so als hielte er es nicht einen Moment länger aus, die Berge nicht zu sehen. „Ausschließlich Krieger dürfen sich mit den Insignien des Adlers schmücken.“
    „Die Feder?“
    „Ja. Aber Federn können verloren gehen, gestohlen oder zerstört werden. Ich habe mir das Tattoo stechen lassen als Gedächtnisstütze, dass ich immer ein Krieger sein werde. Krieger tun, was getan werden muss, ohne Rücksicht auf sich oder andere.“
    Etwas in seiner Stimme, eine fast verzweifelte Entschlossenheit, veranlasste mich, meine Position zu verändern, bis ich sein Gesicht sehen konnte. Ich fand seine Worte darin widergespiegelt, und ein Frösteln überlief mich. Trotz seines gelassenen Auftretens, seines Schwurs, niemandem zu schaden, spürte ich eine Rücksichtslosigkeit an diesem Mann; ich witterte Geheimnisse und Gefahr und war fasziniert.
    „Komm wieder ins Bett“, raunte ich ihm zu.
    Er folgte mir nach unten, wo er mit der Adlerfeder meinen ganzen Körper streichelte. Erschaudernd wand ich mich unter der Berührung; ich flehte um Erlösung, und dann kam ich, mich an seinen Schultern festklammernd und ihn an mich pressend. Zufrieden schlummerten wir ein, bis uns die Türglocke aus dem Schlaf riss.
    Ich schob mir das wirre Haar aus dem Gesicht und sah auf die Uhr. „Neun schon? Verdammt.“
    Ich kam zu spät zur Arbeit. Warum hatten Jordan oder Cal nicht angerufen?
    Ian drehte sich um; ich bewunderte seine Taille, um die er das Laken geschlungen hatte, die Konturen seiner Beine, den Schimmer seiner Haut, die von einem einzelnen Sonnenstrahl, der sich durch einen schmalen Spalt zwischen den schweren grünen Vorhängen stahl, geküsst wurde.
    „Ich muss so schnell wie möglich in die Praxis“, sagte er.
    „Es tut mir leid.“
    Er hob den Blick, und ich sah in seinen Augen die Spiegelung unserer gemeinsamen Erinnerung. „Das muss es nicht.“
    Ich zog meinen Morgenmantel über. „Benutz die Dusche; fühl dich wie zu Hause.“
    Während ich die Treppen hinuntersprang, klingelte es wieder. Als ich

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