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Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten

Titel: Wolfsschatten - Handeland, L: Wolfsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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die Tür aufriss, verstand ich, warum mein Hilfssheriff und mein Dispatcher nicht angerufen hatten.
    Sie waren hier.
    Cal stand auf der Veranda; Jordan lehnte an einem nagelneuen Streifenwagen. Ein zweites Polizeiauto parkte dahinter. Der Nebel, der wie so oft aus den Bergen heranzog, lag über meinem Garten. Den Waldrand hinter den Fahrzeugen konnte ich schon nicht mehr sehen.
    „Bist du krank?“ Ohne auf eine Einladung zu warten, marschierte Cal an mir vorbei ins Haus.
    „Noch nicht. Was ist passiert? Ist der Chuck-Norris-Witz des Tages zu gut, um warten zu können?“
    „Hä?“ Cal kam nicht mit. „Ach ja, da war ein Witz, nur war er nicht gut.“ Er fasste in seine Tasche und gab mir ein zusammengeknülltes Blatt Papier, das ich glättete und las.
    Es gibt keine Evolutionstheorie. Nur eine Liste mit Lebewesen, denen Chuck Norris erlaubt zu überleben . Ich fand den ziemlich gut. Andererseits … „Ihr seid gekommen, um mir den zu zeigen?“
    „Natürlich nicht. Claire hat die Schlüssel zu deinem neuen Streifenwagen auf dem Revier abgegeben. Wir dachten, wir bringen ihn dir, damit du mit ihm in die Stadt fahren kannst.“
    „Danke.“
    Cal steuerte die Haustür an. Ich folgte ihm, da ich annahm, dass er gehen wollte. Stattdessen schloss er sie, bevor er sich mit einer Miene, die selbst für seine Verhältnisse todernst war, zu mir umwandte. „Es gibt da etwas, das ich dir sagen wollte … aber nicht im Büro.“
    Er benahm sich sonderbar. Einfach bei mir zu Hause aufzukreuzen, den fremden Wagen vor meiner Tür nicht zu bemerken oder zu erwähnen, mir den Streifenwagen zu bringen, ohne vorher anzurufen. Nicht zu kommentieren, dass oben die Dusche lief.
    Cal wirkte … meine Urgroßmutter hätte es „verdrießlich“ genannt. Etwas hatte ihm die Stimmung verhagelt, nur war es heute nicht Chuck Norris.
    „Was ist passiert?“, wiederholte ich.
    Mit gesenktem Kopf begann er, unruhig auf und ab zu schreiten, bis es mir dämmerte. Cal musste etwas Übernatürliches gesehen haben, und realistischer Marine, der er nun mal war, wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Alles, was einen Sinn ergeben würde, konnte nicht wahr sein. Armer Mann. Es wunderte mich, dass ihm vor lauter Ratlosigkeit nicht der Kopf zersprang.
    „Cal, ich … “
    „Ich habe mehr über den Doktor herausgefunden.“
    Mein Mund klappte so unvermittelt zu, dass ich mir fast auf die Zunge gebissen hätte.
    „Den Doktor?“
    „Ian Walker. Du wolltest, dass ich seinen Hintergrund überprüfe.“
    „Was du getan hast.“
    „Ich habe ein wenig tiefer gebohrt.“ Er zuckte die Achseln. „Dachte mir, es würde niemandem wehtun.“
    Seine Miene strafte seine Worte Lügen. Das hier würde wehtun.
    „Er hat eine Frau.“
    „Hatte. Er hatte eine Frau. Sie ist tot.“
    Die feinen Falten, die Wind und Sonne in Ländern, die ich niemals würde bereisen wollen, um Cals Mund und Augen gemeißelt hatten, vertieften sich. „Sie ist nicht gestorben, Grace. Sie ist spurlos verschwunden. Von einem Tag auf den anderen. Es gab nie wieder ein Lebenszeichen von ihr.“
    „Wie lange ist das her?“
    „Fünf Jahre.“
    „Wurde Walker verdächtigt?“
    Cal neigte den Kopf zur Seite, in seinen Augen ein Ausdruck von Mitgefühl.
    Natürlich hatte man Ian verdächtigt. Wenn ein Ehegatte plötzlich stirbt oder spurlos verschwindet, gerät der Partner automatisch in Verdacht.
    „Sie konnten ihm nie etwas nachweisen“, fuhr Cal fort. „Es gab keine Anzeichen für ein Verbrechen.“
    „Hatte er ein Alibi?“
    „Mehr als dürftig.“
    „Wo hat er die letzten fünf Jahre gelebt?“
    „Jedenfalls nicht in der Stadt, aus der sie verschwand. Hat seine Koffer gepackt, kaum dass die Polizei ihn vom Haken ließ.“
    „Eigenartig“, murmelte ich.
    „Vor allem, da es mir außerordentlich schwerfällt festzustellen, wohin er ging, aber das wird mir schon noch gelingen.“
    „Was hat dein Misstrauen erregt? Warum hast du weitergebohrt?“
    Cal wandte den Blick ab, bevor er ihn gleich darauf wieder auf mich richtete. „Ich habe gesehen, wie du am Tag seiner Ankunft in seine Praxis gegangen bist, und gewartet, bis du wieder herauskamst.“
    Ich dachte daran zurück. Ich hatte ein vermeintlich leeres Gebäude betreten und am Ende einen wildfremden Mann geküsst. Cal hatte mich auf dem Handy angerufen. Er hatte mich gesucht.
    Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie ich ausgesehen haben musste, als ich wieder herausgekommen war. Ich war schon sehr lange Zeit

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