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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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streichelte die Katze in Roswitas Armen. Laura starrte auf seine schmale knochige Hand und spürte einen leisen Schauder.
    «Ach», sagte sie. «Was fahren Sie eigentlich für einen Wagen?»
    «Einen schwarzen Jeep.» Er sah sie nicht an, streichelte nur weiter die Katze.
    «Könnten wir uns den Wagen ansehen?»
    «Weshalb denn? Es ist ein ganz normaler schwarzer Jeep. Ich finde, dass Sie allmählich ziemlich weit in unsere Privatsphäre eindringen. Ich schätze das nicht. Schließlich haben nicht wir Giorgio umgebracht …» Er brach ab, stand mit hängenden Schultern da.
    «Sondern? Sie wollten doch ‹sondern› sagen, oder?»
    «Wahrscheinlich einer seiner Lover!» Roswita kam ihrem Partner zu Hilfe. «Benno ist einfach zu diskret!»
    «Kennen Sie diese Lover?»
    Beide schüttelten gleichzeitig die Köpfe.
    «Woher wissen Sie dann, dass er Lover hatte?»
    «So was spürt man», murmelte Peters und starrte auf den Boden. «Ich habe ihn außerdem manchmal vom Handy angerufen, wenn ich zufällig in der Nähe von Wasteland war. Oft hat er gesagt, dass er mitten in der Arbeit sei und ich deshalb nicht kommen könne. Aber dann habe ich gesehen, dass ein fremder Wagen vor seinem Haus parkte.»
    «Mit dem Fernglas?», fragte Guerrini trocken.
    Peters wurde rot.
    «Wieso, ist das verboten?»
    «Nein, nur seltsam.»
    Peters zuckte die Achseln.
    «Haben Sie zufällig einen schwarzen Geländewagen durch Ihr Fernglas gesehen?»
    «Nein. Wollen Sie jetzt unseren Jeep sehen oder nicht?»
    «Ja, gerne.»
    Peters öffnete das Scheunentor. Statt Heu wurde nun Brennholz gelagert, und außer dem Jeep standen zwei Vespas und zwei Fahrräder in der Mitte des hohen Raums. Der schwarze Jeep war sauber, hatte keine Schutzstangen am Kühler und keine dunklen Scheiben. Am rechten vorderen Kotflügel war er allerdings ein wenig verbeult.
    Guerrini fuhr mit der Hand über die Delle und sah Peters fragend an.
    «Ist beim Parken in Siena passiert», erklärte der schnell. «Sie wissen ja, wie eng es da manchmal zugeht.»
    «Jaja», murmelte Guerrini. «Ich danke Ihnen. Falls Ihnen noch etwas einfällt, das uns weiterhelfen könnte, rufen Sie bitte in der Questura an. Hier ist meine Karte. Buona sera .»

    «Was hältst du von den beiden?», fragte Laura, als Guerrini wendete. Roswita Wolke war bereits ins Haus gegangen, nur der heimatlose Friese stand noch da, deutete eine Abschiedsgeste an, ließ aber gleich wieder den Arm sinken.
    «Merkwürdiges Paar.» Guerrini wich ein paar Schlaglöchern aus. «Irgendwas zwischen den beiden stimmt nicht. Ich hatte das Gefühl, als verachte sie ihn, und er sah nach Schuldgefühlen aus.»
    «Könnte es sein, dass da noch einer hoffnungslos in Altlander verliebt war? Eine männliche Elsa Michelangeli?»
    Guerrini runzelte die Stirn und schob das Kinn ein wenig vor.
    «Ich weigere mich, ihn sofort in die Schublade ‹heimlicher Homosexueller› zu stecken. So viele Schwule gibt es nun auch wieder nicht!»
    Etwas in seinem Tonfall ließ Laura aufhorchen. Darüber wollte er in diesem Augenblick offensichtlich nicht sprechen. Seine Stimme sagte: Mauer! Trotzdem fragte sie weiter.
    «Weshalb verachtet sie ihn dann?»
    Guerrini fuhr zu schnell. Hinter ihnen stob eine gelbliche Staubwolke auf und füllte das Tal.
    «Weil er schwach ist, weil er sich bei Altlander angebiedert hat, weil er sie nicht heiratet, weil er impotent ist … was weiß ich!»
    «Warum bist du ärgerlich?»
    «Ich bin nicht ärgerlich!»
    Laura betrachtete ihn von der Seite. Er wirkte sehr wütend, und es machte ihn ausgesprochen attraktiv. Sie hätte gern eine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt, ließ es aber bleiben, denn sie nahm an, dass es ihn noch wütender machen würde. Deshalb rückte sie ein bisschen von ihm weg, öffnete ihr Seitenfenster und hielt einen Arm hinaus, um die warme Luft zu spüren.
    Und jetzt?, dachte sie.
    «Warum sagst du nichts?», knurrte er.
    «Weil ich im Augenblick nicht weiterweiß.» Sagte es und dachte, dass sie früher so einen Satz niemals ausgesprochen hätte, sondern weiter und weiter gefragt und provoziert hätte. Warum eigentlich? Um recht zu behalten, um den anderen aus der Defensive zu locken, um Macht auszuüben? Irgend so was.
    Guerrini bremste scharf und sah sie an. Dann streckte er den Arm nach ihr aus und zog sie zu sich heran.
    «Ti amo», sagte er leise. «Für diesen Satz liebe ich dich, Laura.» Er küsste sie so heftig, dass sie keine Luft bekam und seltsame farbige Schleier vor ihren

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