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Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt

Titel: Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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einer von euch das Nummernschild erkennen können oder vielleicht, wer hinterm Steuerrad saß?»
    «Kein Nummernschild!» Pietro schüttelte den Kopf. «Der Wagen hatte keins. Vielleicht kann er es wegklappen wie in Filmen.»
    «Und sonst?»
    «Vielleicht war’s ein Chinese. Aber man sieht ja nichts durch diese dunklen Scheiben. Ich hatte mir nur eingebildet, dass es ein Chinese war. Aber ich bin mir nicht sicher, Commissario. War das der Mörder vom Padrone?»
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht. Hast du etwas gesehen, Galleo?»
    «Fast nichts, Commissario. Aber ich glaube nicht, das es ein Chinese war. Für mich sah er wie ein Italiener aus. Das mit den Nummernschildern stimmt.»
    «Und du, Tommasini? Hast du was gesehen?»
    «Nur den Wagen. Es war einer von diesen modernen Japanern. Einer von den ganz großen. Toyota, glaube ich. Und er hatte ganz starke Stangen vorm Kühler. Vom Fahrer habe ich nur den Kopf gesehen. Hätte ein Schwarzer sein können. Aber bei den dunklen Scheiben …»
    «Wie schnell standen die Straßensperren?»
    «Na, zwanzig Minuten wird es schon gedauert haben, Commissario. Eine Richtung Siena, eine vor Buonconvento und eine vor Asciano. Mehr haben sie nicht geschafft in der kurzen Zeit.»
    «Dann war es ja nicht so schwer für ihn. Ich könnte dir zehn Feldwege nennen, auf denen er hätte abhauen können. Aber das ist im Augenblick nicht so wichtig. Interessanter finde ich, warum er es auf Sie abgesehen hatte, Signor Leone.»
    «Mafia!», knurrte Pietro und hob den Zeigefinger. «Die bringen immer die ganze Familie um! Sogar den Hund und den Gärtner und die Putzfrau. Alle, die irgendwas wissen könnten!»
    Guerrini unterdrückte ein Lächeln.
    «Und was wisst ihr?»
    «Das ist ja die Sache!» Pietro kratzte sich am Ohr. «Man weiß es oft nicht, was man weiß. Aber die andern wissen es, und das ist gefährlich!»
    «Und was denken Sie, Signor Leone?»
    Der junge Mann hob den Kopf nur so weit, dass er Guerrini ansehen konnte.
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung, Commissario. Und das macht mir Angst.»
    «Vielleicht sollten Sie genauer nachdenken. Ich hatte den Eindruck, dass Sie ein guter Beobachter sind.»
    Leone schloss die Augen. Laura trat einen Schritt näher. Er hatte lange Wimpern und einen weichen Drei-Tage-Bart. Seine Lippen waren voll und fein geschwungen, das halblange dunkle Haar legte sich geradezu perfekt um seinen Kopf – locker und doch gebändigt. Er war ein Mann, der zum Anfassen reizte, ein Verführer anderer Männer, ein Sehnsuchtsobjekt einsamer Frauen. Und Laura war plötzlich sicher, dass der Anschlag aus genau diesem Grund erfolgt war. Jemand hatte dieser Lockung nicht widerstanden und fürchtete nach Altlanders Tod die Konsequenzen. So könnte es sein.
    In diesem Augenblick öffnete Leone die Augen und warf Laura unter schweren Lidern einen Blick zu, schien sofort zu begreifen, was in ihr vorging, denn er richtete sich auf, machte eine fahrige Handbewegung, die irgendwie ins Leere ging.
    «Ich würde Sie gern unter vier Augen etwas fragen», sagte Laura leise.
    Guerrini runzelte die Stirn.
    «Was soll denn das?»
    «Warte …»
    «No!» Leone schüttelte den Kopf. «Nein, ich will nicht mit Ihnen reden, Commissaria. Diese Dinge sind meine Privatangelegenheit und gehen die Polizei einen Scheißdreck an! Und sie haben absolut nichts mit Giorgios Tod zu tun!»
    «Ich denke doch.»
    « No! No, no, no! Haben Sie verstanden?»
    «Mehr als Sie ahnen, Leone.»
    «Gehen Sie! Ich habe genug von diesem Theater! Ich werde jetzt nach Florenz fahren und nie wieder zurückkommen. Sie können ja Giorgios Asche vergraben. Sie sind doch auch Deutsche!» Wieder schluchzte er laut auf, legte den Kopf auf seine Arme.
    «Unter den gegebenen Umständen werden Sie nicht nach Florenz fahren», sagte Guerrini. «Sie können sich ein Hotelzimmer in Siena nehmen, und ich setze einen Beamten vor Ihre Tür. Aber ich will, dass Sie in der Nähe bleiben. Sie sind ziemlich tief in diese Geschichte verwickelt, Leone!»
    «Warum denn?» Leone fuhr auf. Tränen strömten über seine Wangen. «Ich war in Florenz, als Giorgio starb. Ich habe nichts damit zu tun. Ich will nicht in Siena bleiben – am liebsten würde ich zu Freunden nach London fliegen. Welches Gesetz gibt Ihnen das Recht, mich hier festzuhalten?»
    «Es genügt ein Anruf beim Staatsanwalt und beim Untersuchungsrichter, Signor Leone. Wichtige Zeugen dürfen nicht einfach auswandern! Packen Sie Ihre Sachen zusammen. Falls Sie in

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