Wolfstod: Laura Gottberg ermittelt
da war. Altlander war eben berühmt, und da fällt ja auch ein bisschen Sonne auf andere, nicht wahr!» Sie stieß eine blaue Rauchwolke aus, und das Lächeln, mit dem sie ihren Gefährten ansah, war verächtlich.
«Was erzählst du denn da! Du weißt doch gar nicht, was für eine Beziehung Giorgio und ich hatten. Warum mischst du dich in alles ein?» Peters hustete, die blaue Zigarillowolke hüllte ihn ein.
Eine wahre Wolke, diese Roswita, dachte Laura und vermied es, Guerrini anzusehen. Sein Humor war ähnlich gelagert wie ihrer, und so konnte es manchmal gefährlich sein, Blicke zu tauschen.
«Und welcher Art war Ihre Beziehung?», hakte Laura nach.
Benno Peters kniff die Lippen zusammen und strich sich über die halblangen graublonden Haare. «Das ist doch meine Sache, oder? Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb ich Ihnen das erzählen sollte. Wir hatten eine freundschaftliche Beziehung, und damit ist alles gesagt.»
Roswita Wolke trug noch immer dieses unangenehme Lächeln im Gesicht, sagte aber nichts.
«Bene.» Guerrini leerte sein Glas mit einem Zug. «Kennen Sie auch Elsa Michelangeli?»
«Eine Freundin von uns. Ich wollte sie heute im Krankenhaus besuchen, aber man hat mich nicht zu ihr gelassen. Einer Ihrer Wachhunde sitzt vor Elsas Zimmer.»
«Eine enge Freundin?»
«Eine Freundin eben. Ich wollte, ich hätte ihre Ausdruckskraft.»
«Haben Sie nach Altlanders Tod mit ihr gesprochen?»
Guerrini ließ die Deutsche nicht aus den Augen. Roswita Wolke zog an ihrem Zigarillo, räusperte sich. «Nein, nur kurz telefoniert. Sie wollte niemanden sehen.»
«Ich wüsste gern Ihre Gedanken zu den Ereignissen der letzten Tage.»
Der Rauch hüllte die Frau ein, machte ihre Gestalt unscharf, und Guerrini dachte an Hexen, die sich selbst verschwinden lassen können.
«Wir haben viel darüber gesprochen», murmelte sie. «Benno und ich. Mir erscheint Giorgios Tod irgendwie logisch, er hat mich gar nicht erstaunt. Aber ich könnte Ihnen nicht genau sagen, warum. Es ist nur ein Gefühl von Richtigkeit. Benno ist da allerdings anderer Meinung.»
Benno ließ sich auf eine grüne Holzbank sinken und schenkte sich ein Glas Weißwein ein.
«Für mich ist er tragisch und ein großer Verlust. Ich kann in Giorgios Tod keinerlei Richtigkeit erkennen. Du empfindest es so, weil du ihn nicht mochtest.»
«Und weißt du auch, warum? Ich fand es empörend, dass du sofort losgelaufen bist, wenn er dich anrief. Aber er ließ dich zappeln … und ich weiß genau, wie du dich um ihn bemüht hast … als wärst du …»
«Ach, sei doch still!» Peters machte eine heftige Handbewegung in ihre Richtung.
«Haben Sie sich deshalb mit Elsa Michelangeli angefreundet?», fragte Laura in das erschrockene Schweigen hinein.
«Wieso deshalb? Ich finde sie interessant. Ihre Bilder sind wirkliche Kunstwerke. Wir haben viel über die Arbeit gesprochen.»
«Ja, ich bewundere sie ebenfalls. Aber können Sie sich erklären, warum jemand einen Anschlag auf sie verübte?» Laura beobachtete jede Regung im Gesicht der Künstlerin, nahm ein winziges Zucken ihres rechten Auges wahr.
«Sie war eine Vertraute Altlanders. Mehr fällt mir dazu nicht ein.»
«Wo waren Sie übrigens am Samstagabend, als Altlander starb, und wo waren Sie, als Elsa Michelangeli angefahren wurde?» Guerrini stellte sein Glas ab, so heftig, dass Roswita Wolke leicht zusammenfuhr.
«Wir waren hier.» Peters hob den Kopf und fixierte Guerrini. «Wir arbeiten an einem Kinderbuch und sind ein wenig unter Zeitdruck. Deshalb gehen wir zurzeit kaum aus. Wir arbeiten bis spät in die Nacht hinein.»
«Grazie.» Guerrini nickte ihm zu. «Das wäre zunächst alles. Aber ich möchte Sie bitten, sich weiterhin zur Verfügung zu halten.»
«Kommen wir Ihnen so verdächtig vor, Commissario?» Roswita Wolke lachte mit ihrer rauchigen Stimme, aber es klang nicht echt. Guerrini antwortete nur mit einem Lächeln.
«Woher kommen eigentlich all diese Katzen?», fragte er und schaute sich um.
«Wir pflegen sie. Es sind kranke Tiere, um die sich niemand kümmert.» Ihre Stimme klang abweisend, als wolle sie einer erstaunten oder kritischen Bemerkung zuvorkommen. Mit schnellen Schritten begleitete sie die beiden Kommissare vor das Haus, hob eine dürre dreifarbige Katze auf, die sich im Schatten des Lancia niedergelassen hatte, und presste sie an sich.
«Wenn sie zu sehr leiden und wir ihnen nicht mehr helfen können, töten wir sie mit Äther», murmelte Benno Peters und
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