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Wolfstraeume Roman

Wolfstraeume Roman

Titel: Wolfstraeume Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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undurchdringlich, doch die Frage war erneut darauf ausgerichtet, Red zu provozieren. Ich hatte noch nie erlebt, dass er eine derartige Antipathie entwickelte, wie er das offensichtlich Red gegenüber tat.
    »Glauben Sie mir nicht?« Die beiden Männer starrten sich finster an. Nach einer Weile wandte sich Red ab und reichte mir die Hand. »Auf Wiedersehen, Doc... Hunter... dann also bis Freitag.«
    Jackie lächelte mir unglücklich zu. Sie fragte sich wahrscheinlich ebenso wie ich, warum Red die Einladung überhaupt angenommen hatte. Vermutlich verstand er das Ganze als eine Herausforderung, der er sich stellen wollte. »Soll ich irgendetwas mitbringen?«
    »Nein, nein. Nicht nötig.«
    Ich sah den beiden nach, wie sie durch die inzwischen
ziemlich voll gewordene Bar davongingen. Ein- oder zweimal blieben sie stehen, um mit einem anderen Gast ein paar Worte zu wechseln.
    »Warum hast du dich so... aggressiv benommen, Hunter?«, fragte ich.
    Er nahm einen großen Schluck Guinness. »Habe ich das? Ich finde diesen Red nicht uninteressant. War eine gute Idee, die beiden zum Essen einzuladen.« Während Hunter das Geld herausholte, um unsere Rechnung zu begleichen, spürte ich erneut das seltsame Prickeln, das mich erfüllt hatte, als er und Red einander gegenübergestanden hatten. Ich blickte auf und merkte, dass Hunter Kayla anlächelte und sie mit einem großzügigen Trinkgeld bedachte.
    Draußen roch die Luft nach Regen. Im Licht der vorbeifahrenden Autos konnte man Nebelfetzen erkennen, die in der Luft hingen.
    »Wow, schau dir das an.«
    »Was?«
    »Den Mond.««
    Ich blickte zum Himmel. »Man kann den Mond doch heute gar nicht sehen.««
    »Nicht?« Hunter schloss unseren Wagen auf und setzte sich hinters Steuer. »Vielleicht spüre ich ihn dann nur«, fügte er hinzu.
    »Und wie fühlt er sich an?«
    »Als würde er zunehmen.«
    Ich lachte, da ich glaubte, er würde einen Witz machen. Als ich ihn jedoch anblickte, merkte ich, dass er es ernst meinte.
    Auf dem Nachhauseweg wurde der Nebel immer dichter. Schließlich konnten wir nur noch ein kurzes Stück Straße
direkt vor uns erkennen. Hunter drückte gerade noch rechtzeitig auf die Hupe, so dass ein Reh gerade noch mit einem großen Satz verschreckt im Wald verschwand. Seine Augen leuchteten rot im Scheinwerferlicht. Hätte ich am Steuer gesessen, so wäre es vermutlich zu einem Zusammenstoß gekommen.
    Hunter jedoch riss das Lenkrad herum, als hätte er schon die ganze Zeit gewusst, dass das Tier da war.

17
    In den Wänden hausten kleine Waschbären. Oder große Mäuse. Natürlich wäre der richtige Name für große Mäuse eigentlich >Ratten<, aber ich wollte nicht an Ratten denken, die vielleicht nur wenige Meter von meinem Kopf entfernt ihr Unwesen trieben, während ich schlief. Wobei ich sowieso nicht allzu viel schlief, sondern stundenlang wach lag und den scharrenden Geräuschen lauschte. Das niedliche Getrippel kleiner Kinderfüße, dachte ich. Leider war Hunter nicht da, um meinen Witz zu würdigen. Er befand sich mal wieder oben im Speicher und sinnierte über das wilde Rumänien – wie fast jede Nacht, seitdem wir hierher gezogen waren.
    Morgens entdeckte ich manchmal kleine tote Tiere auf unserer Veranda. Sie sahen wie Mäuse mit langen dünnen Schnauzen aus. Waren es Wühlmäuse oder Maulwürfe? Meist waren sie derart zerfetzt, dass ich es nicht mehr genau sagen konnte. Einmal fand ich auch einen zerquetschten Frosch, dessen Augen aus den Höhlen gequollen waren, sowie ein winziges Herz, an dem noch ein Blutgefäß hing. Ich beseitigte alles, da mein Mann bisher immer derjenige gewesen war, der solche unappetitlichen Anblicke nicht ertragen konnte.

    »Hunter, hatte deine Familie früher vielleicht eine Katze, die irgendwann mal abgehauen ist?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Vermutlich war es eine verwilderte Katze. Oder der Hund eines Nachbarn. Angeblich sollte es ja auch Kojoten in der Gegend geben. Und Füchse. Aber ein wildes Tier würde eigentlich nie seine Überreste in der Nähe einer menschlichen Behausung zurücklassen. Oder etwa doch?
    »Das ist doch ein nettes Projekt für dich, Abs«, meinte Hunter, als ich ihn fragte. Er goss sich eine Tasse Kaffee ein. »Finde des Rätsels Lösung.«
    Die Sache mit den toten Tieren störte mich allerdings nicht so sehr, dass ich Fallen aufstellte. Ich tat vielmehr gar nichts, sondern nahm mir nur vor, bei der nächsten Gelegenheit Red zu fragen, ob es vielleicht eine schmerzlose Weise gab, die

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