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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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noch genügend Zeit bis zum Empfang am Abend. Er trank den Kaffee aus, wandte sich zur Tür. Wieder die Straße, wieder Menschen. Da vorn die Kreuzung. Rechts ein Taxistand. Halb links eine Ampel. Wajda blieb stehen. Eine stille Insel im geschäftigen Strom der Passanten. Obwohl nichts mehr an früher erinnerte erkannte sie Wajda dennoch wieder. Unnötig, erst die Augen zusammenzukneifen um die Straßenschilder  lesen zu können. So nah wie in diesem Augenblick, würde er der alten Zeit nie wieder kommen. Auch wenn es nicht viel gab, das so enttäuschend und schmerzhaft sein konnte, wie verlorenen Träumen nachzulaufen, musste  dennoch  keine zweihundert Meter von hier das Hotel sein, in dem er vor über vierzig Jahren sein Geld damit verdient hatte, den Huren ihre Betriebsunfälle auszuschaben. 
     
     
    * * *
     
      Sie war ihm unter all den Mädchen an der Straße aufgefallen, weil sie so wirkte, als mochte sie das, was sie da tat vielleicht  nicht wirklich gern, aber immerhin mit dem Anspruch, es, wenn schon, dann wenigstens gut zu machen.
    Ihr Name war Natalie und sie verlangte hundert Franc für eine Stunde „mit allem“. Das Zimmer selbstverständlich  extra.
    „ Selbstverständlich“,  hatte Wajda geantwortet und sich von ihr zu ihrer Absteige schleppen lassen. 
      Und es gab tatsächlich ein paar Dinge, die sich nicht geändert hatten. Der saure Geruch im Treppenaufgang zum Beispiel, zusammengesetzt aus abgestandenem Zigarettendunst,  feuchtem Mauerwerk, frischem Kaffee und dem Rauch aus dem Schlot der Kohleheizung. 
      Wajda zögerte. Noch war es Zeit. Noch konnte er sich einfach abwenden und gehen.
      Natalie bemerkte sein Zögern,  blieb stehen,  wandte sich nach ihm um.
    „ Wirst sehn, Du kriegst was für Dein Geld“
      In ihrem Lächeln lag zuviel Routine, als dass Wajda ihren Worten Glauben geschenkt hätte. Noch etwas, das sich nicht geändert hatte.
     
    * * *
     
      Waschbecken und Toilette lagen nicht, wie früher üblich,  über dem Gang, sondern verbargen sich hinter einem fleckigen Plastikvorhang gleich bei der Tür. 
    „ Willst Du Musik? Ich hab einen Plattenspieler hier…“, fragte Natalie, während sie den Gürtel ihres Mantels aufknotete.
    Wajda schüttelte den Kopf. Das Laken war frisch – Decke, Kopfkissen und die beiden Handtücher ebenso.
      Natalie zündete sich eine Zigarette an.
    „ Wie heißt Du?“
    „ Wladislaus...“, antwortete Wajda nach einer Weile.
    „ Lustiger Name klingt irgendwie… russisch?“ Natalie stützte ihr rechtes Bein auf die Bettkante, rollte ihren Strumpf herab. 
    „ Polnisch…“ Wajda setzte sich, Natalie den Rücken zugewandt, aufs Bett. Ein Ziehen, das sich unterhalb seines Bauches ausbreitete. Und das er vergeblich zu ignorieren versuchte.
    Natalie legte ihre Zigarette im Aschenbecher ab. Streifte den engen Pullover über den Kopf.  Wajda  sah ihr über der Schulter hinweg dabei zu. Der Pullover landete bei  ihrem Mantel auf einem Stuhl. Gleich würde sie nach dem Geld fragen, dachte er. Auch das wie früher: die jungen, saftigen, zeigten Dir, was sie hatten, bevor sie nach dem Geld fragten. Ältere Huren gingen dieses Risiko nicht ein. Bei denen bewegte sich nichts, bevor nicht Geld den Besitzer gewechselt hatte.
    „ Wie viel macht das Zimmer?“
    „ Fünfunddreißig Franc.“
    Wajda  zählte das Geld  aufs Bettlaken. Natalie sammelte sie  ein.
      Wajda versank wieder in dieselbe steife Haltung, die er angenommen hatte, sobald sie beide das Zimmer betreten hatten. Regungslos hockte er weiterhin  in Mante,l Anzug und Schuhen auf dem Rand des Bettes, als habe er Angst das frische Laken zu beschmutzen. Sie war so jung. Jünger als er gedacht hatte. Ihr Fleisch so fest und rosig. Musste sie sich vor seinem verwitterten Körper nicht  ekeln? Wahrscheinlich konnte er gut und gern ihr Großvater sein.
    „ Was ist – willst Du es im Mantel treiben Wladislaus?,“ lachte sie.
    „ Nein, nein – natürlich nicht.“
    Mit unbewegtem Gesicht begann er sich aus dem Mantel zu schälen. Dem nahezu mechanisch bald darauf auch Jackett, Hemd und Hose folgten.
    Irgendetwas ist  merkwürdig an ihm, dachte sie.
     
    * * *
     
      In einer Stunde begann der Empfang im Hotel. Doch Professor Wladislaus Wajda, Neurochirurg aus Warschau, Polen, war in Unterhosen bei einer Razzia in einer Pariser Absteige festgenommen worden.
       Man hatte ihn wie einen Schwerverbrecher gefesselt in einem Polizeiwagen durch halb Paris  gekarrt,

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