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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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von ihm auf die Transportliste setzen. Ohne seine Protektion in Birkenau zu bleiben wäre der sichere Tod gewesen. Der Zug nach Norden bot wenigstens eine Chance.
      Lange nach dem Krieg las ich von einem hohen Beamten im Wirtschaftsministerium, der sich mit eigenen Augen ein Bild von Auschwitz machen sollte.
      Er sah, was es zu sehen gab: die Rampe, die Duschen, Baracken und Öfen. Er ertrug es. Was er nicht ertrug, war der Anblick von Blumen, Bäumen und Feldern außerhalb des Zauns. Es ist die Gleichgültigkeit, mit der man nicht fertig wird. Die Erkenntnis, dass überall sonst ungerührt die Welt weiterhin ihren gewohnten Takt schlägt.

II.
     
     
     
    „ Das Fazit von der furchtbaren Banalität des Bösen, vor der das Wort versagt und an der das Denken scheitert“
     
    Hannah Arendt 1964 “Eichmann in Jerusalem“
     
     
      Es gab einen Brauch in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Die meisten Männer dort waren Fischer. Ihre Frauen stellten Kerzen ins Fenster, während die Männer draußen waren.
      Lichter, die man von der See zwar unmöglich sehen konnte, von denen aber die Männer draußen wussten, dass sie für sie brannten. Wirklich außergewöhnlich daran war nur, dass fast ausnahmslos alle Frauen in den Küstenorten Lichter in ihre Fenster stellten. Selbst solche, die niemanden draußen in den Booten hatten. Wer mit dem Meer lebt, kennt die Kraft der Wellen und lernt früh, dass das Leben mehr Geschenk als Herausforderung bedeutet.
      Wenn gegen Morgen die Dämonen kommen, träume ich manchmal davon, dass damals im Dezember 1944 in einem Fenster auch ein Licht für mich geleuchtet hätte. Auf irgendeine verdrehte Weise tat es das vielleicht auch. Leitete mich tatsächlich durch Dunkelheit, Frost und Hunger zu dem Ort, von dem ich eine Nacht lang glaubte, er sei das Auge des Sturms, in dem ich der Unbarmherzigkeit der Welt entfliehen konnte.
      Der Transport, in dem Niemburg mich verschickte, traf wie erwartet ein. Die meisten anderen waren ungarische Juden, ein kleinerer Teil auch Russen, ein paar andere Zigeuner.
      Wie erwartet suchte sich der Zug seinen Weg quälend langsam auf irgendwelchen Nebenstrecken. Immer wieder hielten wir stundenlang auf freiem Feld, weil irgendein anderer Zug Vorrang hatte.
      Sie hatten den Boden des Waggons nicht einmal mit Stroh bestreut. Es war bitterkalt und die beiden Eimer, die man uns für unsere Notdurft bereitgestellt hatte, waren angesichts der siebzig Männer, die sich umeinander drängten, ein schlechter Witz.
      So weit möglich hielt ich Abstand zu den anderen Häftlingen. Ich hatte mir eine Ecke direkt an der Wand des Waggons erobert. Das hatte zwar den Nachteil, dass ich elend fror, weil ständig ein frostiger Luftzug durch die Lücken des hölzernen Beschlags ging. Aber das Letzte, was ich wollte war, mich ausgerechnet jetzt mit Ruhr oder Fleckfieber anzustecken.  
      Einmal täglich öffnete einer der Wachsoldaten die Tür, um uns die Eimer ausleeren zu lassen und uns unsere elende Ration zuzuschieben.
      Am ersten Tag verschloss er die Tür wieder, am zweiten ebenso, doch am dritten Tag wurde er nachlässig.
      Ich wog meine Chancen ab und beschloss, Niemburgs Rat zu folgen.
      Man schläft nicht in einem solchen Transport, dämmert allerhöchstens erschöpft und frierend vor sich hin. Einige der Männer unterhielten sich, andere beteten. Die Zigeuner starrten bloß stumpf auf den Boden. Wieder stoppte der Zug, durch ein Astloch in der Wand des Waggons sah ich, dass wir auf freiem Feld hielten.
    Jetzt oder nie. Ich folgte meinem Instinkt. Drängte mich über die Männer am Boden hinweg zur Tür. Ich stolperte, fiel und trat auf verhungerte Körper. Einige schon tot oder nur kurz davor.
      Niemburg hatte mir während ich für ihn arbeitete Sonderrationen verschafft. Ich war zwar immer noch unterernährt, aber nicht halb so ausgezehrt, wie die Männer über deren Gestalten ich zur Tür stolperte.
      Es war stockdunkel, ich konnte den Weg zur Tür nur ahnen und tasten. Als ich es schließlich geschafft hatte, stellte ich fest, dass ich nicht der Einzige war, der zu fliehen beschlossen hatte.
      Zwei jüngere Männer, wahrscheinlich Ungarn, standen schon bereit, die Tür zu öffnen.
      Sobald sich der Zug wieder in Bewegung setzte sprangen wir gemeinsam hinaus.
      Das letzte Bild, das ich mit dem Lager verbinde, ist ein bärtiges Gesicht mit riesigen Augen, dessen Lippen ein dumpfes Gebet murmelten.
      Einer der beiden Ungarn

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