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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Ich habe die Russen in den Lagern reden hören. Was dein Mann  geschrieben hat, kann nur die Hälfte dessen gewesen sein, was wirklich geschehen ist.“
    Ich schlug das Kreuz in die aufgehäufte Erde.
    „ Was sollen wir tun?“
    Sie griff nach meinem Arm. Wir sahen uns in die Augen.
    „ Ich kann nicht nach Westen gehen“, flüsterte ich. „Sie suchen bestimmt nach mir. Ich habe keine Papiere. Es ist zu weit für mich. Wir würden es nicht mal bis Königsberg schaffen.“
      Ihre Hand, die sich um meinen Arm legte. Ihr flehender Blick.
    „ Wir könnten hier warten bis die Russen kommen. Du bist Arzt. Jede Armee der Welt braucht Ärzte. Sie werden uns nichts tun.“
      Einen Augenblick war ich drauf und dran der Verlockung nachzugeben. Doch es ging vorbei. Wir hatten nur unser Leben gelebt. Wir hatten uns nichts von dem, was geschehen war ausgesucht. Wir hatten die Musik im Herzen der Finsternis spielen gehört und drauf vertraut, dass wir ihren Musikern unsere eigenen Takte abringen könnten. Doch immer kommt irgendwann der Augenblick, in dem die Kellner die Stühle an die Tische zurückrücken, die letzten Flaschen verkorken und die Musiker dem Publikum ihre Rechnung präsentieren. Zwecklos sich noch irgendetwas vorzumachen. Die Zeit der Träume war vorüber. In den vergangenen achtundvierzig Stunden war zuviel geschehen.

PARIS / 1969
     
    „ So hell wie es draußen ist, muss es sechs oder sieben sein.“ Natalie tigerte wütend in unserem Käfig umher. Trat an das Drahtgitter. Rüttelte daran.
    „ BEDIENUNG ! HALLOOOO! BEDIIIIIIIEEEEEEEEEEENUNG!!!“
    Wajda starrte sie an, als käme sie geradewegs aus einem Zoo. Er war kein Schwätzer. Er war ein stiller überlegter Mann, der es gewohnt war, dass man seinen Anweisungen widerspruchslos folgte. Er hatte ihr gerade sein Herz geöffnet. Sie war der einzige Mensch dem gegenüber er es in fünfundzwanzig Jahren getan hatte.  Doch sie stand einfach auf, rüttelte an diesem Draht und brüllte nach den Flics.
    Sie rüttelte immer noch an dem Draht. Nichts. Sie drehte sich wieder zu Wajda um. In ihren Augen ein Lächeln. Sie ließ den Draht los und setzte sich neben ihn.
    „ Was ist? Du siehst mich an, als ob ich dir gerade n Tritt gegeben hätte.“
    Da war durchaus etwas Wahres dran, fand er. Dennoch konnte er dem Lächeln in ihren Augen nicht lange widerstehen. Nur gerade lange genug, um ohne vor sich selbst das Gesicht zu verlieren, in ihr Lächeln einzustimmen.
    „ Das machen diese Schweine mit Absicht. Sie lassen Dich hier einfach vergammeln, bis  es ihnen in den Kram passt, dich aus der Schublade zu ziehen, wie `ne Schachtel alte Kippen.“
    Sie lächelte immer noch.
    „ Weißt du was? Du hast Recht – was dir nie passieren darf, ist, dass du ihnen auf den Leim gehst. Was du nie vergessen darfst, ist, dass auf der anderen Seite vom Gitter die wirkliche Welt ist.“
     
    * * *
     
    Draußen hinter dem Fenster gewann die Morgensonne an Kraft. Ein dunkler Citroen- DS fuhr in den Hof des Polizeireviers. Sein Fahrer stoppte. Öffnete in großer Eile die Tür. Überlegte es sich jedoch plötzlich anders, schloss sie wieder, und steckte sich eine Zigarette an.
    Rabier war noch nicht soweit auszusteigen, seinen Mann aus dem Drahtkäfig zu holen und sich anschließend mit ihm auf eine Pokerpartie einzulassen, bei der ihm nichts weiter übrig blieb als alles auf eine einzige Karte zu setzen. Und vielleicht, dachte er, würde noch nicht mal das funktionieren.
    Fast vierzig Jahre war er Bulle und meistens sogar  stolz darauf, doch  nun hockte er hier um sechs Uhr morgens in irgendeinem Hinterhof und war drauf und dran das meiste, was ihm in seinem Leben irgendetwas bedeutete, einfach über den Haufen zu werfen.
     
     
    * * *
     
    Keine zwanzig Meter von Rabier entfernt nahm in diesem Augenblick Wladislaus Wajda zum letzten Mal den Faden seiner Erzählung wieder auf.

Wir hatten die Fensterläden des Gutshauses geschlossen und vernagelt. Das wenige Licht, das noch durch die beiden großen Fenster in Küche und Halle fiel, vermittelte  ein unheimliches Gefühl.
    Auf dem großen, blank gescheuerten Küchentisch lagen zwei Brotlaibe, Konserven und zwei Flasche Selbstgebrannter. Unterm Tisch ein Eimer tiefblauer Teerfarbe. An sich dazu gedacht die Hölzer der Weidezäune gegen Verwitterung und Fäulnis zu schützen. Steffens Flinte lag geknickt auf einem der Stühle.
    Jeder für sich hatten wir unsere Entscheidung getroffen. Catherina verkündete, wenn sie gehe,

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