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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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an den Hals ihres Tieres. Strich ihm sanft über die Nüstern.
    Vielleicht war dieses Pferd das einzige Wesen, dem sie je anvertraute, was genau an diesem Morgen auf dem Gut geschehen war.
    Vielleicht war es ja überhaupt das einzige Wesen, dem sie je wirklich ihr Herz geöffnet hat.
    Im ersten Licht der Morgendämmerung zeichnete sich hinter dem Hügel die Silhouette des Gutes ab. Zwei weitere Gräber, die gegraben werden wollten.
    Wir waren uns selbst in die Falle gegangen. Irgendwann hatte ich begonnen, blind auf Catherinas Traum zu vertrauen, dass es möglich sein musste, eine Insel der Glückseligen aus Krieg und Vernichtung um uns herum heraus zu stechen.
    Ich fürchtete mich vor dem Moment, wenn auch auf Bülow die Gräber gegraben waren. Und es Zeit für eine Entscheidung wurde.

PARIS / 1969
     
    „ Der Bericht muss raus.“
    Molet starrte Rabier entgeistert an.
    „ Chef es ist fünf Uhr morgens. Ich habe mir doch nicht die halbe Nacht um die Ohren geschlagen, um einen Bericht über einen Kerl zu tippen, der den Präsidenten mit Tomaten bewerfen WOLLTE.“
    Rabier drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.
    „ Das ist ein Befehl. Du tippst, oder regelst ab morgen am Gare Du Nord den Verkehr.“
    Molet traute seinen Ohren nicht. Die halbe Nacht hatten sich bis hinauf zum Minister, wegen dieses Polen die Telefone heiß geklingelt. Jede Menge hohe Tiere  hatten ihre warmen Betten gegen wesentlich ungemütlichere Bürostühle vertauscht. Jetzt jedoch, kurz bevor alles dem entscheidenden Höhepunkt zustrebte, sollte er plötzlich draußen sein?
    „ Pünktlich acht Uhr, will ich deinen Bericht auf dem Tisch haben.“
    Rabier hatte einen Befehl gegeben, er hatte sich vergewissert, dass der Mann, dem er ihn gegeben hatte, ihn verstanden hatte. Mehr konnte er nicht tun. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich zur Tür.    
    Unten auf dem Hof traf ihn die kühle feuchte Morgenluft. Rabier startete den Wagen. Lenkte ihn aus dem Hof auf die leeren Straßen.
    Es war zu spät für die letzten Nachtschwärmer.
    Nur ein paar Lieferwagen kamen ihm aus Richtung von Les Halles entgegen. Sogar zu früh für die Müllabfuhr, dachte er. Zu früh für so gut wie alles und jedes in dieser Stadt.
    Nur für Kommissar Claude Rabier vom Innenministerium war es an diesem Morgen wahrscheinlich für vieles zu spät.
    Er fragte sich, wie hoch seine Chancen sein mochten, am Montag immer noch in Amt und Würden zu sein, und kam zu dem Schluss, dass er keine Wetten darauf annehmen würde.

Neun Tage waren seit meiner Flucht vergangen. Fünf Gräber grub ich. Vier Männer tötete ich. Einem wies ich den Weg ins Leben zurück. Sieben Tage schützte ich mich unter der Maske eines Fremden. Am achten Tag warf ich sie ab. Vier Tage lang glaubte ich an die Ruhe im Auge des Sturms. Am neunten Tag lernte ich, dass es keine Wunder gibt.
    Über den Hügel hinweg zeichnete sich das Gut als dunkler Schatten gegen die zaghafte Dämmerung ab. Catherinas Pferd fiel in leisen Trab, bevor es auf der Hügelkuppe verharrte. Als mein Tier neben Catherina plötzlich stieg, wäre ich um ein Haar gefallen. Atemlos brachte ich es schließlich neben Catherinas Pferd zur Ruhe.
    „ Stimmt es, was du von den Lagern erzählt hast?“
    „ Ja. Das und Schlimmeres.“
    Zu den Zweifeln in ihren Augen kam ein leiser Schimmer mühsam zurückgehaltener Angst. Ich habe furchtbare Dinge gesehen. Ich habe furchtbare Dinge getan. Sie wollte, dass ich sie tröste. Sie wollte, dass ich ihr ihre Ahnung ausredete. Ich konnte es nicht. Ihr damals die Wahrheit sagen zu müssen, gehört zum Schlimmsten, das ich je tun musste. Doch an diesem Morgen wäre jede Lüge ein Sakrileg gewesen.
    „ Ich weiß nicht, was sie tun werden, wenn sie kommen. Aber ich weiß, dass es furchtbar sein wird.“
    Ich sah ihr in die Augen. Wollte, dass sie sah, wie schwer es mir gefallen war ihr mit meiner Antwort das Herz aus der Brust zu reißen.
    „ Wohin wolltest du, als Steffens dich im Wald aufgelesen hat? Zu den Russen?“
    Meine Hand legte sich auf ihre Wange. Meine Finger, die einen Augenblick über ihre vollen Lippen strichen.
    „ Ja. Erst zur Küste von da aus dann zu den Russen.“
    „ Weswegen bist Du geblieben? Wegen mir?“
    Sie griff nach meiner Hand. Zwang sie herab.
    „ Ja. Schon bevor du zu mir in mein Bett gekommen bist.“
    Sie trieb ihr Pferd wieder an.
    Im Hof sprang sie herab und ging ins Haus. Ich brachte die Tiere in den Stall, rieb sie mit einer Decke ab und warf ihnen

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