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Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition)

Titel: Wolfswechsel - Aktionspreis für begrenzte Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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scharfes Messer. Er zog eine Schublade auf und brachte ohne ein Wort ein kurzes Küchenmesser.
      Ich streifte den Ärmel meiner Häftlingsuniform auf. Sobald er die Nummer auf meinem Arm sah, wusste er Bescheid.
    „ Ich habe Schnaps“, meinte er. „Schütt ihn drüber, wenn Du fertig bist.“
      Ich bin Arzt, ich wusste was ich tat. Von meiner Nummer würde bloß eine Narbe zurückbleiben.
    Nachdem ich etwas von seinem Selbstgebrannten über die Einschnitte in meinem Arm gegossen hatte, verband ich die Wunde mit einem Stoffrest.
    Diese Nacht und den folgenden Tag verbrachte ich auf Andrzejs Dachboden. Am Abend schenkte er mir einen Brotkanten, zwei Schachteln Streichhölzer, ein Hemd, ein Paar Hosen, eine Decke, einen Mantel und ein paar alte Schuhe.
     „ Besser Du gehst nachts und hälst Dich tagsüber versteckt“, riet er mir.
      „ Irgendwann stößt Du auf den Wald. Du musst quer durch. Es gibt da nur zwei Straßen, halte Dich trotzdem fern von ihnen. Der Wald reicht bis fast an die Küste. Wenn Du ihn hinter Dir lässt, musst Du zusehen, dass du so nah wie möglich an die Küste kommst. An der Küste entlang hälst Du Dich östlich. Wenn Du Glück hast, bist Du in sechs oder sieben Tagen bei den Russen.“
      Ich ging los. Felder und Waldstücke wechselten sich miteinander ab. Es war kalt. Aber die Kälte konnte ich ertragen. Kalt war es auch auf dem Appellplatz in Birkenau gewesen. Und die Sachen, die mir Andrzej geschenkt hatte, waren wärmer, als die dünne Häftlingsuniform. In dieser Nacht stieß ich weder auf Menschen noch Behausungen. Nur einmal meinte ich, ich hätte weit weg das Brummen eines Lastwagenmotors gehört. Gegen den Durst, aß ich Schnee.
      Ein Feuer, über dem ich ihn hätte auftauen können, wollte ich nicht machen.
      In einem Waldstück kratzte ich einen Schneewall zusammen, wickelte mich in Mantel und Decke, und versuchte dem Drang zu widerstehen, von dem Brot zu essen, das Andrzej mir gegeben hatte.
    Als ich erwachte hatte es geschneit. Ich blieb bis zum Abend in meinem Versteck. Dann ging ich weiter. Kälte und Feuchtigkeit weichten meine Knochen auf. Es war dunkel und ich fiel ständig hin. Schon in der zweiten Nacht wurden die Baumgruppen, durch die ich mich schlug, dichter.
      Ein paar Mal sah ich noch entfernt Licht, und ein Mal bellte ein Hund.
      Andrzejs Brot hielt mich ungefähr bis zu dem Zeitpunkt am Leben, an dem ich den Wald erreichte, von dem er gesprochen hatte.
    Irgendwann an diesem Tag musste ich die Grenze zwischen dem ehemaligen Polen und Ostpreussen überschritten haben.
      Für die besseren Berliner war Ostpreussen irgendein wild bewaldeter Flecken, weit weg von jeglicher Zivilisation, irgendwo kurz vor der Wasserscheide nach Sibirien. Bevölkert von schweigsam, mürrischen Leuten, denen man nachsagte, dass sie nur drei Dinge wirklich beherrschten: beten, arbeiten und saufen.
    Dass der große Immanuel Kant ausgerechnet in Königberg, dem Zentrum Ostpreussens, gelebt und gelehrt hatte, fand man paradox.
    Ich bin am Meer aufgewachsen und hatte später in der Stadt gelebt. Wald war mir fremd. Ich betrat ihn wie das Haus eines Unbekannten.
    Ich hatte keine Vorstellung davon, wie man in einem Wald überlebt und kratzte die letzten Krümel Brot aus der Manteltasche und schob sie mir in den Mund. Ging dann weiter in die Richtung, die ich für Norden hielt.
    Andrzej hatte gesagt, es gäbe keine Ansiedlungen in der Gegend, und es führten nur zwei Straßen hindurch. Da, wo es keine Straßen gibt, gibt es auch keine Menschen.
    Ich hatte es endgültig satt, mich im Dunkeln von Sturz zu Sturz zu quälen. Das Risiko schien den Vorteil wert: von nun an ging ich tagsüber.
    Es muss am Morgen des dritten Tages gewesen sein, als ich auf das Flugzeug stieß.
    Raben und Krähen, die über einer Lichtung kreisten, wiesen mir den Weg. Vielleicht hatte ich ein totes Tier erwartet. Was ich fand, mutete ähnlich an: ein zerrissener Flugzeugrumpf, das Vorderteil tief in den Boden gefurcht. Ein gestrandetes Insekt. Ausgeweidet vom Feuer, das in ihm gewühlt hatte. Blech, Stahl und Gummi allein hätten keine Totenvögel angelockt: am Rande der Schneise, die das Flugzeug ins Unterholz gerissen hatte, lehnte eine Gestalt an einem Baum. Einen Moment glaubte ich, es sei noch Leben in ihr. Sobald ich aber einige Schritte auf sie zuging wurde klar, wieso die Vögel über dem Ort kreisten: die Gestalt am Baum hatte kein Gesicht mehr.
      Mit Geschrei verscheuchte ich die Raben, die

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