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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Mara?«
    »Eine Stadt in Westirland, dort starben ihre Eltern.«
    »Was bedeutet der Name?«
    »Das ist Gälisch; Ard heißt ›Gipfel‹ und Mara ›Meer‹.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Mara nach dem Meer benannt ist«, staunte Clara.
    Maeve nickte. »Und nach der soeben erwähnten Stadt. Dem Geburtsort ihrer Mutter. Lesen Sie weiter, Patrick.«
    »Die Bewohner von Ard na Mara errichteten ein Denkmal für die Opfer des Fährunglücks. Eine Messingplakette auf einer Granitplatte wird die Namen aller Passagiere des gesunkenen Dampfers tragen, gestiftet von der Familie Neill aus Nova Scotia, Kanada. Frederic Neill hielt sich geschäftlich in Ard na Mara auf, um bei Aran Shipbuilderns das dritte und größte Tourenboot seiner Flotte, die sich in Familienbesitz befindet, in Auftrag zu geben. Camille Neill, Ehefrau des Verstorbenen, sagte bei einem Interview in ihrem Landgasthof auf Cape Hawk, Nova Scotia: ›Die Familie möchte sein Andenken bewahren.‹ Zu einer weiteren Stellungnahme war sie nicht bereit.«
    »Eine wunderbare Sache, nicht wahr?«, fragte Clara.
    »Ich wüsste gerne, ob zu dieser in Familienbesitz befindlichen Flotte auch Walbeobachtungsboote gehören.« Patrick blickte Maeve in die Augen.
    Ihre Hände zitterten, doch es gelang ihr, sie ruhig im Schoß zu halten.
    »Was meinen Sie, Maeve?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Cape Hawk. Das ist eine der Ortschaften, die Touristen besuchen, um Belugawale zu sehen.«
    Clara lächelte. »Belugas gibt es auch im Aquarium in Mystic zu sehen. Maeve, du bist dort doch Fördermitglied, nicht wahr?«
    »Stimmt«, sagte Patrick. »Oder?«
    »Mmm.« Maeve wickelte ihren Schal noch fester um sich. Dabei war es heute Abend überhaupt nicht kalt – Leuchtkäfer schwirrten durch den Seitengarten, und die Luft duftete nach Sommerblumen. Dennoch hatte sie das Gefühl, als dringe eine arktische Kälte durch das offene Fenster herein. Vielleicht waren ihre Magenschmerzen nicht auf eine Magenverstimmung zurückzuführen, sondern der Beginn einer Grippe. Letzten Winter hatte sie eine schlimme gehabt, so dass sie sogar ins Krankenhaus musste. Vielleicht war es besser, heute Nacht die Heizung wieder einzuschalten.
    »Sie sehen blass aus, Maeve«, sagte Patrick.
    »Das ist nur das Kerzenlicht.«
    »Deshalb fiel es Ihnen so schwer, die Zeitungsberichte zu lesen«, entgegnete Patrick, ohne zu lächeln. Er wirkte geistesabwesend, in seine eigenen Gedanken vertieft, welcher Art auch immer sie waren. Maeve war sicher, dass er nur aus Höflichkeit sitzen blieb und Tee trank. Sie wünschte, er würde sich beeilen und die nächste Runde seiner Ermittlungen einläuten. Oder lieber nicht? Bei dem Gedanken geriet ihr Magen abermals in Aufruhr. Sie hatte schon so viele Verletzungen, Gefahren und Enttäuschungen hinnehmen müssen.
    »Waren die Artikel eine Hilfe?«, ließ sich Clara vernehmen.
    »Das kann ich noch nicht sagen. Es gibt zumindest eine auffällige Übereinstimmung …«
    »Und die wäre?«, fragte Maeve.
    »Dass Cape Hawk in dem Artikel über das Denkmal erwähnt wurde und ich vorhin bei meinen Recherchen ebenfalls auf diesen Namen gestoßen bin.«
    »Wo es um Wale ging«, sagte Maeve.
    »Ist das nicht ein seltsamer Zufall?«, fragte Patrick.
    »Ich persönlich glaube nicht an Zufälle«, antwortete Maeve. Patrick betrachtete sie nachdenklich. Sie hielt seiner Musterung stand, dann sah sie, wie sein Blick auf das Brillenfutteral fiel. Es war alt und abgenutzt, einige der Stiche wirkten nach so vielen Jahren verschlissen. Er starrte es an, als versuchte er die Aufschrift zu entziffern und die Form zu erkennen. Ob er die Schwanzflosse ausmachen konnte?
    »Wollen Sie damit sagen, dass da eine Verbindung besteht?«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Sie nahm die Brille ab und legte sie ins Futteral zurück. Ihre Hände zitterten, und sie spürte, wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten.
    »Meine Lieben, ich fühle mich unwohl«, sagte Maeve. »Ich fürchte, ich habe mir eine Magenverstimmung eingefangen, und wahrscheinlich ist obendrein noch eine Sommergrippe im Anzug. Ich friere mich zu Tode. Nehmen Sie die Artikel doch mit.«
    »Gerne, Maeve.« Sein Blick ruhte unverwandt auf ihr.
    Maeve schauderte – nicht, weil es im Raum kälter geworden war, sondern weil Patrick Murphy sie zum ersten Mal angeschaut hatte, als sei sie sein Feind. Und das aus gutem Grund.

Kapitel 20
    M arisas Finger schmerzten vom Ein- und Ausstechen

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