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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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diese Einöde zu bringen, diesen entlegenen Grenzposten im Norden? Nun erklang der Song ›White Dawn‹, schaurig und machtvoll.
    »Mom?«, fragte Jessica.
    »Ja, Schatz?«
    »Wann kommt Rose zurück?«
    »Nach der Operation; es wird wahrscheinlich rund zwei Wochen dauern, bevor sie aus der Klinik entlassen werden kann.«
    »Ich möchte mit ihr sprechen.«
    »Ich weiß. Das wirst du auch, bald.«
    »Sie wird sich freuen, wieder nach Hause zu kommen, oder?«
    Marisa nickte und warf ihr einen neugierigen Blick zu. Seltsam, dass Jessica Cape Hawk als Zuhause bezeichnete.
    »Wir haben großes Glück, dass wir an einem so coolen Ort wohnen. Mit so vielen Walen, Falken, Eulen und Freunden. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal Mitglied in einer Geheimgesellschaft sein würde.«
    »Den Nanouks?«
    Jessica nickte. »Sie kannten uns überhaupt nicht, und trotzdem haben sie uns sofort aufgenommen. Und jetzt sammeln wir Geld für Rose.«
    Marisa schluckte. Zu hören, wie glücklich und dankbar ihre Tochter war, entschädigte sie für alles – für den Kummer und den Schmerz, die zu der Entscheidung geführt hatten, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu fliehen und alles zurückzulassen, sogar Namen und Identität. Das erinnerte ein wenig an das Internet – an die Foren, wo jeder einen Benutzernamen wählen und sich als x-beliebige Person ausgeben konnte. Ein entmutigender Gedanke, gelinde gesagt. Aber sie hatte es genauso gemacht. Sie war oft online gegangen, um sich in irgendwelchen Chatrooms auszutauschen, wenn sie nicht schlafen oder ihrer Gefühle nicht Herr werden konnte.
    Auf der Veranda vor dem Haus ertönten Schritte, dann läutete die Glocke über der Tür. Anne, Marisa, Cindy und zwei Töchter von ihr traten mit belegten Broten aus dem Gasthof über die Schwelle.
    »Zeit fürs Mittagessen«, rief Anne.
    »Gleich ist das nächste Kissen fertig«, sagte Jessica zu Allie.
    »Wir haben gestern Abend zwei gemacht«, erwiderte Allie.
    »Nur her damit, im Gasthof gehen sie weg wie warme Semmeln«, sagte Anne, als sich alle ihrer Taten rühmten. Thermoskannen mit Eistee und Limonade, Plastikbecher, Zitronen- und Orangenscheiben, Truthahn-Sandwiches, Schokosplitter-Kekse, Pappteller und Servietten wurden ausgepackt. Marisa räumte den Verkaufstresen leer und staunte über Frauenfreundschaften. Obwohl sich die Frauen noch nicht lange kannten, waren sie ein Herz und eine Seele, vereint in ihrer Sorge um Rose Malone.
    Marisa beobachtete Jessica, die gewissenhaft Pappteller verteilte. Ihr ging das Herz auf, wenn sie daran dachte, dass sie Jessica diese Wende in ihrem Leben verdankte. Während sie sich in ihrem Haus verschanzt und Angst gehabt hatte, jemandem zu vertrauen oder ihre wahre Identität preiszugeben, hatte ihre Tochter den Kontakt zu Rose geknüpft, der zu Lily und den Nanouks geführt hatte.
    Als sie sich im Kreis umsah, wünschte sich Marisa verzweifelt, sie könnte sich ihnen offenbaren. Gegenüber diesen Frauen, die so viel für sie getan hatten. Mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten war bitter. Sie dachte an die Zeit in der Schwesternschule, wo sie zum ersten Mal erkannt hatte, wie großmütig Frauen von Natur aus waren und welch heilsamen Einfluss sie ausübten. Die Nanouks waren das beste Beispiel.
    »Ich muss euch etwas sagen.« Ihr Mund war trocken.
    Sie blickten sie lächelnd an, warteten gespannt.
    »Jessica und ich …«
    Anne hielt mitten in der Bewegung inne, die Thermoskanne hing über den leeren Bechern.
    »Wir sind nicht das, was wir zu sein scheinen«, flüsterte sie.
    »Mommy?«, sagte Jessica mit fragenden Augen, einer Panik nahe.
    »Das soll heißen?«, fragte Cindy.
    »Wir sind auf der Flucht …«
    »Das sagtest du schon auf dem Boot, bei Roses Geburtstagsfeier«, erklärte Marlena. »Keine Sorge, wir verstehen dich. Du hattest eine schlechte Ehe und bist auf und davon. So etwas kommt vor.«
    »Wir leben unter falschem Namen.«
    »Mommy!«
    Die Frauen starrten sie an. Marisa zitterte am ganzen Körper, überzeugt davon, dass die Frauen schnurstracks zur Tür hinausmarschieren würden, weil sie sich von ihr getäuscht fühlten. Sie würden nie wieder ein Wort mit ihr reden und ihre Mitgliedschaft bei den Nanouks aufkündigen. Annes Augen wirkten verhangen, verletzt. Marlenas Augen waren sperrangelweit aufgerissen, und Cindy ließ den Kopf hängen. Ihre beiden Töchter starrten Jessica stumm an, und Jessica wurde feuerrot.
    Plötzlich stand Anne auf, ging um den Kreis herum

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