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Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Wolken über dem Meer: Roman (German Edition)

Titel: Wolken über dem Meer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Angelo zu.
    »Könntest du mal einen Moment die Klappe halten!«, rief Patrick zurück.
    »Wie bitte?« Maeve klang schockiert.
    »Nicht Sie, Maeve«, beeilte sich Patrick zu sagen. »Hat Mara jemals irgendwelche Ortschaften im Norden erwähnt? Die sie vielleicht gerne bereist hätte? In Kanada beispielsweise.«
    »Kanada?« Maeves Stimme klang interessiert.
    »Insbesondere Ortschaften am Golf von St. Lawrence?«
    »Seltsam, dass Sie danach fragen. Weil Edward gerade da war, mit einer Tasche, die Sachen von Mara enthält …«
    »Edward Hunter? Er hat es gewagt, sich bei Ihnen blicken zu lassen?«
    »Mmm.« Maeve hustete. Es dauerte eine Zeit, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    »Er hat Ihnen eine Tasche mit Maras Sachen gebracht?«
    »Ja. Sagte ich eben. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Aber seltsam, da war ein Zeitungsausschnitt dabei, der hatte auch mit Kanada zu tun. Nicht mit Walen, obwohl …«
    »Worum ging es denn?«
    »Um den Tod von Maras Eltern.«
    »Ich möchte den Ausschnitt sehen. Bleiben Sie, wo Sie sind, ja?«
    »Wo sollte ich wohl hingehen?«, kicherte sie.
    »Ich bin gleich da.« Er sah, wie Angelo frustriert den Kopf schüttelte und die letzten Nachos in sich hineinstopfte.

    Maeve und Clara saßen im Wohnzimmer, spielten Setback und hörten sich dabei im Radio ein Baseballspiel mit den Red Sox an, das die WTIC übertrug. Die Karten waren uralt und nach so vielen Jahren in der salzhaltigen Luft aufgequollen. Maeve überlegte, wie oft Clara und sie im Lauf der Jahre, angefangen bei ihrer Kindheit, Setback gespielt haben mochten. Kerzen flackerten in den hohen Sturmlampen, die dafür sorgten, dass sie nicht von der Meeresbrise ausgeblasen wurden. Die Fenster waren weit geöffnet, und es duftete nach Salz und Geißblatt. Maeve fühlte sich ein wenig benommen, als hätte sie Fieber oder sich irgendetwas eingefangen.
    »Wann wollte er hier sein?«, fragte Clara.
    »Er meinte, er sei gleich da. Keine Ahnung, wie lange man braucht, um von Silver Bay hierherzufahren.«
    »Zwanzig Minuten, höchstens. Ob er es wohl vermisst, Blaulicht und Sirene zu benutzen, seit er im Ruhestand ist?«
    »Das wüsste ich auch gerne.« Maeve schluckte. Sie verspürte den Anflug einer Magenverstimmung. Vielleicht hatte sie etwas gegessen, was ihr nicht bekommen war. Oder es handelte sich um eine reine Stressreaktion – ausgelöst durch die Aufregung in Patricks Stimme und die Warterei auf ihn. Sie griff nach dem bestickten Brillenfutteral, klopfte ihre Brille heraus und setzte sie auf.
    »Hast du Maras Sachen für ihn bereitgelegt?«, erkundigte sich Clara.
    Maeve sah sie mit einer Miene an, die besagte, Was denkst du denn?
    »Entschuldige! Ich habe mich nur gefragt, was er jetzt noch zu finden hofft, nach all den Jahren. Die Fahrt hätte er sich sparen können.«
    Vor Entsetzen über die Worte ihrer Freundin fiel Maeves Kinnlade herunter.
    »Wie kannst du so etwas sagen!«
    »Ich … ich möchte nur nicht, dass du dir wieder falsche Hoffnungen machst.«
    Maeve schloss die Augen. Sie zog den Schal aus irischem Leinen enger um ihre Schultern. Ihr Magen machte ihr zu schaffen, was nicht gerade dazu beitrug, ihre Stimmung zu bessern. Gerade Clara sollte wissen, dass sie bis zum letzten Atemzug hoffen würde. Und sie hoffte, dass es richtig gewesen war, Patrick Murphy einzuschalten. Sie fröstelte; an den letzten beiden Abenden war es kühl gewesen, und sie hatte die Heizung eingeschaltet. Alt werden ist kein Vergnügen, dachte sie.
    »Es ist so viel Zeit vergangen«, murmelte sie.
    »Genau«, stimmte Clara ihr zu, die Bemerkung falsch auffassend. »Deshalb mache ich mir ja Sorgen um dich. Weil so viel Zeit vergangen ist und du immer noch zu Hause sitzt, wartest und sozusagen die brennende Kerze ins Fenster stellst. Was ist, wenn es sich wieder um eine falsche Spur handelt?«
    Maeve nickte, schien ihr beizupflichten. Sie hatte gehofft, Edward Hunter nie im Leben wiederzusehen. Aber die Tasche, die er gebracht hatte, war ein Geschenk des Himmels. Vielleicht war sie auch Patrick Murphy von Nutzen – als hervorragender Ermittler und Kriminalpolizist mit Leib und Seele; er hatte jede noch so kleine Spur verfolgt, gewissenhafter als eine Großmutter es erhoffen oder erwarten konnte. Er hatte die Suche nach Mara nie eingestellt, keinen einzigen Tag lang, bis heute.
    »Er ist da«, sagte Clara, die Patricks Scheinwerfer ausgemacht hatte.
    Maeve erhob sich und ging durch die Küche zur Haustür. Motten schwirrten um

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