Wolken über der Wüste
übermächtiges Gefühl, stärker als alles, was er in den letzten Jahren empfunden hatte. Und es fühlte sich gut an. Schon lange hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt. Er hatte in der Vergangenheit, in der Erinnerung an Margo gelebt. Das musste aufhören.
Brianne war etliche Jahre jünger als er, doch wenn sie seiner überdrüssig war und einen jüngeren Mann wollte, dann würden sie tun, was nötig war. Aber erst einmal würde er ihren jungen hübschen Körper genießen können und sich in seiner Leidenschaft verlieren. Weiter wollte er vorläufig nicht denken.
Noch am selben Nachmittag flogen sie nach Las Vegas, und nur wenige Stunden später standen sie nebeneinander in einer der Hochzeitskapellen. Brianne trug ein kurzes weißes Mantelkleid und einen dazu passenden Hut mit einem kurzen Schleier. Im Arm hielt sie einen Strauß weißer Rosen. Es war zwar ein schneller Einkauf gewesen, es fehlte ihnen jedoch nicht an Vergnügen. Pierce hatte mit ihr zusammen die Kleidung ausgesucht und sich über ihren Einwand lustig gemacht, dass es doch eigentlich Unglück brachte, wenn der Bräutigam die Braut schon vor der Hochzeit im Brautkleid sah. Er selbst trug einen Smoking, und das hübsche Paar zog die Blicke der Umstehenden auf sich, als sie aus einer großen schwarzen Limousine stiegen und die Hochzeitskapelle betraten, wo sie getraut werden sollten.
Brianne hatte sich auch einen Ehering ausgesucht, die Nachbildung eines viktorianischen Rings in schwerem Gold. Er passte genau auf ihren schlanken Finger und gefiel ihr sehr. Pierce trug immer noch seinen alten Ehering. Und Brianne traute sich nicht, ihn zu bitten, ihn abzunehmen und gegen einen neuen einzutauschen.
Der Pfarrer führte die Trauung im Beisein von zwei Fremden als Zeugen durch, die hinterher bezahlt wurden. Pierce hob Briannes Schleier und küsste sie leicht. Sein Gesichtsausdruck war sehr ernst, und Brianne fragte sich, ob er wohl an seine erste Trauung mit Margo dachte. Die war sicherlich ganz anders abgelaufen.
Sie konnte zwar verstehen, warum in ihrem Fall eine schnelle Hochzeit wichtig war, aber sie hatte nur schwer von ihrem Traum einer kirchlichen Trauung in einem langen weißen Kleid Abschied nehmen können. Ihr Bräutigam sah nicht so glücklich und verliebt aus, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Sie wusste, dass Pierce sie mochte und begehrte. Ob das ausreichte, ein Ehepaar zusammenzuhalten, wenn alle Liebe nur von einer Seite ausging und Pierce weiterhin neben ihr mit dem Schatten seiner verstorbenen Frau lebte? Sie sah ihm beunruhigt in die schwarzen Augen.
Er tippte ihr auf die Nasenspitze. „Mach nicht ein so trauriges Gesicht. Wir werden sehr glücklich miteinander sein.“
„Oh, das hoffe ich sehr“, sagte sie ernst.
Pierce seufzte leise. Er musterte sie langsam von Kopf bis Fuß. „Du bist noch so jung.“
„Ich werde schon früh genug Falten haben“, sagte sie lächelnd, um ihn aufzumuntern. „Ich kann mein Gesicht in Wasser tauchen, bis es ganz schrumpelig wird.“
Er musste lachen. „Du kleine Hexe, du wirst mich schon schaffen.“
„Ich werde mir Mühe geben“, antwortete sie und grinste schelmisch.
Sie gaben dem Pfarrer und seiner Frau die Hand, ebenso den Zeugen. Dann mussten noch ein paar Formulare unterschrieben und ein Scheck ausgestellt werden. Sie gingen nach draußen und stiegen wieder in ihre schwarze Limousine.
„Jetzt sind wir verheiratet“, sagte Brianne bedeutungsvoll und sah ihren angetrauten Ehemann lächelnd von der Seite an. „Willst du mich nicht sofort in das nächste Motel abschleppen und bis zur Erschöpfung lieben?“
Er warf ihr einen nachsichtigen Blick zu und lächelte leicht. „Nur zu gern, aber wir müssen unbedingt sofort weg.“
„Was? Keine Hochzeitsreise? Noch nicht einmal eine Hochzeitsnacht?“
„Nein.“ Er schüttelte entschieden den Kopf. „Wir haben geheiratet, um dich vor Sabon zu retten. Es war schön mit dir am Pool, und eines Tages werde ich dich vielleicht lieben, wie du es verdienst. Aber jetzt haben wir keine Zeit. Es gibt ein paar größere Probleme, von denen ich dir noch nicht erzählt habe, um unsere Hochzeit nicht zu belasten. Ich werde dir alles erzählen.“
„Was denn?“ Ihr war plötzlich eiskalt geworden.
6. KAPITEL
P ierce presste kurz die Lippen zusammen. Was würde er darum geben, es ihr nicht sagen zu müssen. Sie starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, und der Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren.
„Ich weiß, ich kann
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