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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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heben und fuhr verbittert fort. »Ich passe mich vermutlich der Realität an. Auch das liegt in uns, wird tief in uns verwurzelt, bevor wir die erste Prüfung zur Stola ablegen. Aber es gefällt mir nicht. Es gefällt mir nicht!«
    Egwene hob die neben dem Tintenfaß liegende Feder auf und spielte damit, während sie ihre Worte sorgfältig wählte. »Siuan, Ihr wißt, wie ich über notwendige Veränderungen denke. Wir tun vieles, weil die Aes Sedai es stets auf diese Art getan haben. Aber die Dinge ändern sich, gleichgültig, ob jemand glaubt, alles kehre zum Urzustand zurück. Ich bezweifle, daß schon jemals eine Amyrlin erhoben wurde, die nicht zuvor eine Aes Sedai gewesen war.« Das hätte eine Bemerkung über die verborgenen Aufzeichnungen der Weißen Burg bewirken sollen -Siuan sagte häufig, es gäbe nichts, was in der Geschichte der Burg nicht mindestens einmal vorgekommen sei, auch wenn es zum ersten Mal zu geschehen schien -, aber Siuan saß nur entmutigt da. »Siuan, die Aes-Sedai-Art ist nicht die einzige und auch nicht immer die beste Möglichkeit. Ich möchte sicherstellen, daß wir den besten Weg wählen, und wer auch immer sich nicht ändern kann oder will, sollte besser damit zu leben lernen.« Sie beugte sich über den Tisch und versuchte, Siuan Mut zu geben. »Ich habe niemals herausgefunden, wie Weise Frauen Vorrang bestimmen, aber es geschieht nicht durch die der Macht innewohnende Kraft. Es gibt Frauen, die die Macht lenken können, sich aber Frauen fügen, die dies nicht können. Eine, Sorilea, hätte es niemals zur Aufgenommenen gebracht, und doch folgen selbst die Stärksten ihrem Befehl.«
    »Wilde«, sagte Siuan verächtlich, aber ohne große Überzeugung.
    »Und die Aes Sedai. Ich wurde nicht zur Amyrlin erhoben, weil ich die stärkste bin. Die weisesten und geschicktesten Frauen werden als Gesandte oder Beraterinnen für den Saal erwählt, nicht die stärksten.« Worin dieses Geschick bestand, sollte besser unerwähnt bleiben, obwohl Siuan diese besonderen Geschicke gewiß auch besaß.
    »Der Saal? Der Saal würde mich vielleicht Tee holen schicken.«
    Egwene lehnte sich zurück und legte die Feder hin. Sie hatte die Frau am liebsten geschüttelt. Siuan hatte weitergemacht, als sie die Macht gar nicht lenken konnte, und jetzt zitterten ihr die Knie? Egwene wollte ihr gerade von Theodrin und Faolain erzählen - das sollte sie aufrichten -, als sie eine Frau mit olivfarbener Haut am geöffneten Zelteingang vorbeireiten sah, die unter dem breiten grauen Hut, den sie zum Schutz gegen die Sonne trug, gedankenverloren wirkte.
    »Siuan, das ist Myrelle.« Sie ließ den Lauschschutzfahren und eilte hinaus. »Myrelle!« rief sie. Siuan brauchte einen Sieg, um das Gefühl, unterdrückt worden zu sein, zu vertreiben, und dies könnte genau der richtige Weg sein. Myrelle gehörte zu Sheriams Leuten und hütete offenbar ihr eigenes Geheimnis.
    Myrelle verhielt ihren Fuchswallach, blickte sich um und erschrak, als sie Egwene erkannte. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte die Grüne Schwester nicht bemerkt, durch welchen Teil des Lagers sie ritt. Ein leichter Staubmantel hing über die Schultern ihres hellgrauen Reitgewands herab. »Mutter«, sagte sie zögernd, »bitte vergebt mir, aber ich...«
    »Ich werde Euch nicht vergeben«, unterbrach Egwene sie, und Myrelle zuckte zusammen. Aller Zweifel schwand, daß Myrelle von Sheriam über die Ereignisse der letzten Nacht unterrichtet worden war. »Ich möchte mit Euch sprechen. Jetzt.«
    Siuan war ebenfalls herausgekommen, aber anstatt zu beobachten, wie die Schwester unbehaglich vom Pferd stieg, blickte sie die Zeltreihen entlang zu einem untersetzten, bereits ergrauenden Mann mit einem über seinen lederfarbenen Umhang geschnürten, verbeulten Brustpanzer, der einen großen Kastanienbraunen in ihre Richtung führte. Seine Anwesenheit im Lager überraschte. Lord Bryne verständigte sich für gewöhnlich durch Boten mit dem Saal, und seine seltenen Besuche endeten meist schon, bevor Egwene erfuhr, daß er gekommen war, Siuan nahm einen solchen Ausdruck von Aes-Sedai-Ruhe an, daß man ihr jugendliches Gesicht fast vergaß.
    Bryne schaute kurz zu Siuan und machte sich dann wenig anmutig an seinem Schwert zu schaffen. Sein Gesicht war wettergegerbt, und der Mann war nicht übermäßig groß, wenn ihn sein Verhalten auch größer erscheinen ließ. Es war nichts Auffallendes an ihm. Der Schweiß auf seinem breiten Gesicht vermittelte den Eindruck von

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