Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Egwene und lehnte sich zurück. Der Stuhl verschob sich, hielt aber stand.
    Faolain ergriff das Wort, bevor Theodrin auch nur den Mund öffnen konnte. »Weil Ihr der Amyrlin-Sitz seid.« Sie klang noch immer verärgert. »Wir erkennen, was vor sich geht. Einige der Schwestern glauben, Ihr wärt Sheriams Marionette, aber die meisten denken, Romanda oder Lelaine sagten Euch, wann Ihr wohin gehen sollt. Es ist nicht richtig.« Sie runzelte die Stirn. »Ich habe die Burg verlassen, weil Elaida falsch gehandelt hat. Dann hat man Euch zur Amyrlin erhoben. Also gehöre ich zu Euch, wenn Ihr mich haben wollt und Ihr mir ohne die Eidesrute vertrauen könnt. Ihr müßt mir glauben.«
    »Und Ihr, Theodrin?« fragte Egwene schnell und mit unbewegtem Gesicht. Es war schlimm genug zu wissen, wie die Schwestern empfanden, aber es zu hören, war ... schmerzlich.
    »Ich gehöre auch zu Euch«, antwortete Theodrin seufzend, »wenn Ihr mich haben wollt.« Sie spreizte verächtlich die Hände. »Ich weiß, wir sind nicht viele, aber es sieht so aus, als wären wir die einzigen, die Ihr habt. Ich muß zugeben, daß ich zögerlich war, Mutter. Faolain bestand darauf, daß wir dies tun. Offen gesagt...« Sie richtete unnötigerweise erneut ihre Stola, und ihre Stimme wurde fester. »Offen gesagt, kann ich nicht erkennen, wie Ihr gegen Romanda und Lelaine obsiegen wollt. Aber wir versuchen, uns wie Aes Sedai zu verhalten, auch wenn wir es noch nicht wirklich sind. Wir werden es auch nicht sein, Mutter, was immer Ihr sagt, bis die anderen Schwestern uns als Aes Sedai anerkennen, und das wird erst geschehen, wenn wir geprüft wurden und die Drei Eide geleistet haben.«
    Egwene zog das gefaltete Pergament unter dem Tintenfaß hervor und betastete es, während sie nachdachte. Faolain war die treibende Kraft hinter alledem? Das schien genauso unwahrscheinlich wie ein sich mit einer Schafherde anfreundender Wolf ›Abneigung‹ war ein milder Ausdruck für das, was Faolain für sie empfunden hatte, und die Frau mußte wissen, daß Egwene sie kaum als zukünftige Freundin ansah. Wenn sie die Anordnung aller Sitzenden akzeptiert hatten, wäre die Erwähnung des Angebots vielleicht ein gutes Mittel, ihr Mißtrauen zu entkräften.
    »Mutter«, sagte Faolain und hielt dann inne, wobei sie über sich selbst überrascht schien. Es war das erste Mal, daß sie Egwene auf diese Weise angesprochen hatte. Sie atmete tief durch und fuhr fort, »Mutter, ich weiß, es muß Euch schwergefallen sein, uns zu glauben, da wir die Eidesrute niemals in der Hand hielten, aber...«
    »Ich wünschte, Ihr würdet dieses Thema fallenlassen«, sagte Egwene. Es war angemessen, vorsichtig zu sein, aber sie konnte es sich aus Angst vor Komplotten nicht leisten, ein Hilfsangebot auszuschlagen. »Denkt Ihr, jedermann glaubt einer Aes Sedai nur wegen der Drei Eide? Menschen, welche die Aes Sedai kennen, wissen, daß eine Schwester die Wahrheit auf den Kopf stellen und umkehren kann, wenn sie es will. Ich selbst glaube.
    daß die Drei Eide genauso viel schaden wie nützen, vielleicht sogar mehr. Ich werde Euch glauben, bis ich erfahre, daß Ihr mich belogen habt. Genauso wie jeder andere es mit Menschen macht.« Wenn man darüber nachdachte, änderten die Eide nicht wirklich etwas daran. Man mußte einer Schwester die meiste Zeit einfach vertrauen. Die Eide machten die Menschen nur vorsichtiger darin, weil sie sich fragten, ob und wie sie manipuliert wurden. »Noch etwas. Ihr beide seid Aes Sedai. Ich will nichts mehr über Prüfungen oder das Halten der Eidesrute hören. Es ist schlimm genug, daß Ihr diesen Unsinn ertragen müßt, ohne es selbst noch zu wiederholen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Die beiden Frauen, die auf zwei Seiten des Tisches standen, murmelten hastig, daß dem so sei, und wechselten darin lange Blicke. Dieses Mal wirkte Faolain unentschlossen. Schließlich trat Theodrin um den Tisch herum, kniete sich neben Egwenes Stuhl und küßte ihren Ring. »Unter dem Licht und bei meiner Hoffnung auf Erlösung und Wiedergeburt, schwöre ich, Theodrin Dabei, Euch, Egwene al'Vere, Treue. Ich werde Euch treu dienen und bei meinem Leben gehorchen und ehren.« Sie sah Egwene fragend an.
    Egwene konnte nur nicken. Dies gehörte nicht zum Ritual der Aes Sedai. So verschworen sich Adlige ihrem Herrscher. Und selbst manche Herrscher hörten keinen solch streng gefaßten Eid. Aber kaum hatte sich Theodrin mit erleichtertem Lächeln erhoben, als Faolain auch schon

Weitere Kostenlose Bücher