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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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junge Frau mit vollen Lippen, die oben aus ihrem Gewand herauszuquellen schien. Je länger die Hitze anhielt desto weniger und dünnere Kleidung trugen die Frauen in Ebou Dar, aber dieses Mal achtete er kaum darauf. Wochen waren vergangen, seit er die Frauen auch nur angesehen hatte, die ihn jetzt beschäftigten.
    Birgitte brauchte gewiß niemanden, der ihr die Hand hielt. Sie war eine Jägerin des Horns, und jedermann, der ihr Ärger bereitete, würde seinen Irrtum sehr schnell einsehen. Und Aviendha... Sie brauchte nur jemanden, der sie davon abhielt, alle zu erstechen, die sie schief ansahen. Soweit es ihn betraf, konnte sie erstechen, wen immer sie wollte, solange es nicht Elayne war. Auch wenn die verdammte Tochter-Erbin eingebildet einherstolzierte, sah sie sich doch mit großen Augen zu Rand um, und wenn Aviendha sich auch verhielt, als wollte sie jeden Mann erdolchen, der in ihre Richtung schaute, tat sie es ihr doch gleich. Rand wußte für gewöhnlich, wie er mit Frauen umgehen mußte, aber er hatte sich eine schwere Bürde aufgeladen, als er diese beiden zusammengebracht hatte. Die Katastrophe war unausweichlich, und es war Mat ein Rätsel, warum sie noch nicht eingetreten war.
    Aus einem unbestimmten Grund schwenkte sein Blick zu der Frau mit den scharf geschnittenen Gesichtszügen zurück. Sie war hübsch, wenn sie auch etwas Fuchsartiges hatte. Er schätzte sie ungefähr auf Nynaeves Alter. Es war auf die Entfernung schwer festzustellen, aber er konnte Frauen genauso gut einschätzen wie Pferde, wenn Frauen einen natürlich auch schneller narren konnten als jedes Pferd. Sie war schlank. Warum mußte er bei ihr an Stroh denken? Ihr unter dem Federhut herauslugendes Haar war dunkel. Gleichgültig.
    Birgitte und Aviendha konnten ohne seine Anleitung zurechtkommen, und normalerweise hätte er dasselbe von Elayne und Nynaeve behauptet wie verbohrt, eingebildet und regelrecht unverschämt sie auch sein konnten. Daß sie die ganze Zeit davongeschlichen waren, besagte jedoch etwas anderes. Verbohrtheit war der Schlüssel. Sie gehörten zu der Sorte Frauen, die einen Mann davonjagten, wenn er sich einmischte, und ihn aber erneut abwiesen, wenn er da war, wenn sie ihn brauchten. Nicht daß sie zugeben würden, daß er gebraucht wurde, selbst dann nicht, nicht sie. Erhebe eine helfende Hand, und du mischst dich ein, tue nichts, und du bist ein unwürdiger Schurke.
    Sein Blick fiel erneut auf die Frau mit dem fuchsähnlichen Gesicht ihm gegenüber. Nicht Stroh, vielmehr ein Stall. Was nicht mehr Sinn machte. Er hatte schöne Zeiten mit manch einer jungen Frau und einigen nicht mehr ganz so jungen Frauen in Ställen verbracht, aber diese trug hochgeschlossene blaue Seide mit schneeweißer Spitze an Kragen und Manschetten. Eine Lady, und er mied adlige Damen wie die Pest. Sie spielten die Stolzen und erwarteten stets, daß ein Mann zu ihrer Verfügung stand. Nicht Mat Cauthon. Seltsamerweise fächelte sie sich mit einem Sprühregen von Federn Kühle zu. Wo war ihre Zofe? Ein Messer. Warum sollte sie ihn an ein Messer denken lassen? Und ... an Feuer? Auf jeden Fall an etwas Brennendes.
    Mat schüttelte den Kopf und versuchte, sich auf Wichtigeres zu konzentrieren. Die Erinnerungen anderer Menschen an Schlachten und Höfe und vor Jahrhunderten verschwundene Länder füllten Lücken in seinen Erinnerungen, Momente, in denen sein eigenes Leben plötzlich dürftig wurde oder gar nicht mehr zählte. Er konnte sich recht deutlich daran erinnern, den Zwei Flüssen mit Moiraine und Lan entflohen zu sein, aber dann an fast nichts mehr, bis sie Caemlyn erreichte, und auch vorher und nachher bestanden Lücken. Wenn vollständige Jahre seines eigenen Aufwachsens im Dunkellagen - warum sollte er dann erwarten können, sich an jede Frau zu erinnern, der er begegnet war? Vielleicht erinnerte sie ihn an irgendeine Frau, die schon tausend Jahre oder länger tot war. Das Licht wußte, daß dies häufig genug geschah. Selbst Birgitte regte manchmal seine Erinnerung an. Nun, es gab hier und jetzt vier Frauen, die seinen Geist gefangenhielten. Sie waren wichtig.
    Nynaeve und die anderen mieden ihn, als hätte er Flöhe. Fünfmal war er im Palast gewesen, und das einzige Mal, daß sie ihn vorgelassen hatten, war nur geschehen, um ihm zu sagen, daß sie zu beschäftigt seien, um sich um ihn zu kümmern, woraufhin sie ihn davonschickten wie einen Botenjungen. Alles lief auf eines hinaus: Sie glaubten, er würde sich in das einmischen, was

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