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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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immer sie vorhatten, doch der einzige Grund, warum er das täte, wäre, wenn sie sich in Gefahr begaben. Sie waren keine Närrinnen, häufig unbedacht, aber keine vollständigen Närrinnen. Wenn sie eine Gefahr sahen, bestand eine Gefahr. An einigen Orten in dieser Stadt würde man sich ein Messer zwischen den Rippen einhandeln, wenn man ein Fremder war oder Geld offen zeigte, und nicht einmal das Lenken der Einen Macht könnte dies verhindern, wenn sie es nicht rechtzeitig bemerkten. Und hier war er, mit Nalesean und einem Dutzend guten Männern der Bande, ganz zu schweigen von Thom und Juilin, die Räume in den Bedienstetenquartieren des Palasts belegten, wo sie nur die Daumen drehen konnten. Diese dickköpfigen Frauen würden dennoch getötet werden. »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, grollte er.
    »Was?« fragte Nalesean. »Seht, sie stellen sich auf, Mat. Das Licht verbrenne meine Seele, aber ich hoffe, Ihr habt recht. Dieser Schecke wirkt auf mich nicht halb verrückt, sondern sehr eifrig.«
    Die Pferde tänzelten, nahmen ihre Plätze zwischen hohen, in den Boden gesteckten Stangen ein, an deren Spitzen in einer warmen Brise Wimpel in Blau und Grün und jeder anderen Farbe sowie einige gestreift wehten. Fünfhundert Schritte die Bahn aus festgetretener roter Erde hinab bildeten eine identische Anzahl Stangen eine weitere Reihe. Jeder Reiter mußte um die Stange mit dem Wimpel, der die gleiche Farbe trug wie derjenige, der am Start zu seiner Rechten flatterte, herum- und wieder zurückreiten. Je ein Buchmacher stand an beiden Enden der Reihe Pferde, eine rundliche Frau und ein noch rundlicherer Mann, die beide ein weißes Tuch über den Kopf hielten. Die Buchmacher übernahmen den Start und durften für ein Rennen, das sie starteten, keine Wetten annehmen.
    »Verdammt«, murrte Nalesean.
    »Licht, Mann, beruhigt Euch. Ihr werdet Eure Näherin bald unter dem Kinn kraulen.« Ein Tosen übertönte das letzte Wort, als die Tücher gesenkt wurden und die Pferde vorwärts preschten. Selbst das Geräusch ihrer Hufe ging im Lärm der Menge unter. Wind hatte bereits nach zehn Schritten die Führung übernommen. Olver drückte sich flach an seinen Hals, und der Kastanienbraune mit der Silbermähne lag nur eine Kopflänge zurück. Der Schecke lief im Hauptfeld mit, wo die Reiter ihre Gerten bereits heftig benutzten.
    »Ich habe Euch gesagt, daß der Kastanienbraune gefährlich ist«, stöhnte Nalesean. »Wir hätten nicht alles verwetten sollen.«
    Mat machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er hatte noch einen Geldbeutel in seiner Tasche und außerdem noch lose Münzen. Er nannte den Geldbeutel sein Saatgut. Damit, auch wenn sich nur wenige Münzen darin befanden, und mit einem Würfelspiel konnte er sein Vermögen wieder aufstocken, gleichgültig, was heute morgen geschah. Auf halber Strecke hielt Wind noch immer die Spitze, während sich der Kastanienbraune, der ihm auf den Fersen blieb, eine volle Länge vor dem nächsten Pferd befand. Der Schecke lief auf fünfter Position. Nach der Wende würde es gefährlich. Es war bekannt, daß die Jungen auf den Nachzügler-Pferden auf diejenigen einschlugen, die die Stangen vor ihnen umrundeten.
    Als Mats Blick den Pferden folgte, schwenkte er auch wieder über die Frau mit dem scharfgeschnittenen Gesicht ... und zuckte zurück. Die Rufe und Schreie der Menge verklangen. Die Frau deutete mit ihrem Fächer auf die Pferde und hüpfte aufgeregt auf und ab, aber plötzlich sah er sie in Hellgrün und einem üppig grauen Umhang, das Haar in einem glänzenden Spitzennetz, die Röcke elegant gerafft, während sie von einem Stall nicht weit von Caemlyn herankam.
    Rand lag noch immer stöhnend dort im Stroh, obwohl das Fieber gesunken zu sein schien. Zumindest schrie er keine Menschen mehr an, die nicht da waren. Mat betrachtete die Frau mißtrauisch, als sie sich neben Rand kniete. Vielleicht konnte sie helfen, wie sie behauptet hatte, aber Mat traute ihr nicht mehr so wie früher. Was tat eine edle Dame wie sie in einem Dorfstall? Er betastete das mit Rubinen besetzte Heft seines vom Umhang verborgenen Dolchs und fragte sich, warum er ihr jemals getraut hatte. Es zahlte sich niemals aus. Niemals.
    »...schwach wie ein einen Tag altes Kätzchen«, sagte sie gerade, während sie unter ihren Umhang griff. »Ich glaube...«
    Ein Dolch blitzte so plötzlich in ihrer Hand auf, mit dem sie auf Mats Kehle zielte, daß er tot gewesen wäre, wenn er nicht vorbereitet gewesen wäre. Er

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