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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Mädchen gehaltenen Lackschachtel entnahm, auf der Rückseite der Marke. Das schlanke Mädchen mit den großen dunklen Augen lächelte Mat an. Die adlergesichtige Frau lächelte nicht. Sie verneigte sich erneut, gab dem Mädchen beiläufig einen Klaps und ging, mit dem Gildenvorsteher flüsternd, davon, der mit einem Tuch hastig die Schiefertafel abwischte. Als er sie erneut hochhielt, war Wind mit den schlechtesten Gewinnquoten aufgeführt. Das Mädchen rieb sich heimlich die Wange und blickte stirnrunzelnd zu Mat zurück, als sei der Klaps seine Schuld gewesen.
    »Ich hoffe, Ihr habt Glück«, sagte Nalesean, der die Marke vorsichtig hochhielt, um die Tinte trocknen zu lassen. Buchmacher konnten sehr eigen sein, wenn sie auf eine Marke hin auszahlen sollten, auf der die Tinte verwischt war, und niemand war eigensinniger darin als ein Ebou Dari. »Ich weiß, daß Ihr nicht oft verliert, aber ich habe es schon geschehen sehen, verdammt, ich habe es schon erlebt. Ich möchte heute abend ein Mädchen zum Tanz ausführen. Nur eine Näherin...« Er war ein Lord, wenn auch wirklich kein schlechter Bursche, und solche Dinge schienen ihm wichtig zu sein. »...aber sehr hübsch. Sie mag Geschmeide. Goldgeschmeide. Sie mag auch Feuerwerk - ich habe gehört, daß für heute abend eines vorbereitet wird; das wird Euch interessieren -, aber Geschmeide läßt sie lächeln. Sie wird mir nicht freundlich gesonnen sein, wenn ich es mir nicht leisten kann, sie zum Lächeln zu bringen, Mat.«
    »Ihr werdet sie zum Lächeln bringen«, sagte Mat abwesend. Die Pferde gingen an der Startposition noch immer im Kreis. Olver saß stolz auf Winds Rücken, den Mund zu einem sehr breiten Grinsen verzogen. Bei Ebou-Dari-Rennen waren alle Reiter Jungen. Wenige Meilen weiter landeinwärts ritten Mädchen. Olver war heute hier der kleinste und leichteste Reiter. Nicht daß der langbeinige graue Wallach den Vorteil gebraucht hätte. »Ihr werdet sie zum Lachen bringen, bis sie nicht mehr aufstehen kann.« Nalesean sah ihn stirnrunzelnd an, was Mat kaum bemerkte. Der Mann sollte wissen, daß Gold eine Sache war, über die sich Mat niemals Sorgen machte. Er gewann zwar vielleicht nicht immer, aber doch beinahe immer. Sein Glück hatte ohnehin nichts damit zu tun, ob Wind siegte. Dessen war er sich sicher.
    Gold kümmerte ihn also nicht, aber Olver schon. Es gab keine Regel dagegen, daß die Jungen ihre Gerten gegeneinander anstatt bei den Pferden anwendeten. Bei jedem bisherigen Rennen hatte Wind die Führung übernommen und beibehalten, aber wenn Olver verletzt würde, auch wenn es nur eine leichte Prellung wäre, würde Mat schwere Vorwürfe gemacht bekommen - von Herrin Anan, seiner Wirtin, von Nynaeve und Elayne und von Aviendha oder Birgitte. Die ehemalige Tochter des Speers und die seltsame Frau, die Elayne als Behüterin erwählt hatte, waren die letzten, von denen er erwartet hätte, daß sie vor mütterlichen Gefühlen überströmten, und doch hatten sie bereits hinter seinem Rücken versucht, den Jungen aus der Wanderin heraus und in den Tarasin-Palast zu bringen. Ein Ort mit so vielen Aes Sedai war der schlechteste Platz für Olver oder sonst jemanden, aber anstatt Birgitte und Aviendha zu sagen, daß sie kein Recht hatten, den Jungen fortzubringen, würde Setalle Anan ihn wahrscheinlich selbst eilig davonzerren. Olver würde sich wahrscheinlich in den Schlaf weinen, wenn er keine Rennen mehr reiten durfte, aber Frauen verstanden diese Dinge nie. Mat verfluchte Nalesean zum ungefähr tausendsten Mal dafür, daß er Olver und Wind heimlich zu diesen ersten Rennen gebracht hatte. Natürlich mußten sie etwas finden, um all die vielen Mußesrunden auszufüllen, aber sie hätten etwas anderes finden können. Nach Ansicht der Frauen wäre Taschendiebstahl nicht schlimmer gewesen.
    »Hier ist der Diebefänger«, sagte Nalesean und stopfte die Marke in seinen Mantel. Er grinste recht höhnisch. »Er hat bisher nicht viel geleistet. Wir hätten statt dessen lieber weitere fünfzig Soldaten mitbringen sollen.«
    Juilin schritt zielbewußt durch die Menge, ein dunkler, harter Mann mit einem Bambusstab als Gehstock, der genauso groß war wie er selbst. Mit der flachen, konischen roten Kappe der Taraboner auf dem Kopf und einem einfachen, um die Taille gebundenen und sich dann bis auf die Stiefel bauschenden Mantel, der recht abgetragen und offensichtlich nicht der Mantel eines Reichen war, hätte er sich eigentlich nicht unterhalb der Seile aufhalten

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