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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hat beim zweiten Durchgang meinen Arm geritzt und glitt dann im dritten aus, so daß ich ihn ins Herz anstatt seines Schwertarms getroffen habe. Der Angriff war das Töten nicht wert, und jetzt muß ich seiner Witwe kondolieren.« Er schien das genauso sehr zu bedauern wie den Tod dieses Nevin.
    Tylins strahlendes Gesicht schien einer Frau, deren Sohn ihr gerade berichtet hatte, daß er einen Menschen getötet hatte, nicht angemessen. »Halte den Besuch kurz. Ich könnte schwören, daß Davindra eine jener Witwen sein wird, die Trost fordern, und dann wirst du sie entweder heiraten oder ihre Brüder töten müssen.« Ihrem Tonfall nach zu urteilen, war die erste Möglichkeit bei weitem die schlimmere und die zweite nur ein Ärgernis. »Dies ist Meister Mat Cauthon, mein Sohn. Er ist ein Ta'veren. Ich hoffe, du wirst dich mit ihm anfreunden. Vielleicht werdet ihr beide zusammen zu den Festlichkeiten gehen.«
    Mat zuckte zusammen. Das letzte, was er wollte, war, mit einem Burschen irgendwohin zu gehen, der Duelle ausfocht und dessen Mutter ihm die Wange streicheln wollte. »Ich mag Bälle nicht sehr«, sagte er eilig. Ebou Dari liebten Feste. Hier war Hoch Chasaline gerade vorüber, und sie feierten in der nächsten Woche noch fünf Feste, zwei davon ganztägige, nicht nur Abendfestlichkeiten. »Ich tanze lieber in Tavernen. Ich fürchte, ich bevorzuge die rauhere Art. Es würde Euch nicht gefallen.«
    »Ich ziehe ebenfalls Tavernen der rauheren Art vor«, verkündete Beslan mit dieser sanften Stimme lächelnd. »Die Bälle sind für Ältere und ihre Schönen gedacht.«
    Danach ging alles rasend schnell. Bevor Mat wußte, wie ihm geschah, hatte Tylin ihn in der Falle. Er und Beslan würden zusammen an Festlichkeiten teilnehmen. An allen Festlichkeiten. Beslan nannte es Jagen, und als Mat ohne nachzudenken sagte, daß er wohl die Jagd auf Mädchen meine - er hätte dies niemals in Gegenwart der Mutter eines jungen Mannes gesagt, wenn er darüber nachgedacht hätte -, lachte der Junge und sagte: »Ein Mädchen oder ein Kampf, schmollende Lippen oder eine blitzende Klinge. Jeweils der Tanz macht am meisten Spaß, den man gerade tanzt. Meint Ihr nicht auch, Mat?« Tylin lächelte Beslan zärtlich an.
    Mat rang sich ein schwaches Lachen ab. Dieser Beslan war wahnsinnig, er - und auch seine Mutter.

KAPITEL 8
    Der Triumph der Logik
    Mat war aus dem Palast geeilt, als Tylin ihn schließlich hatte gehen lassen, und wenn er geglaubt hätte, daß es etwas genützt hätte, wäre er gerannt. Die Haut zwischen seinen Schulterblättern kribbelte dermaßen, daß er fast die in seinem Kopf tanzenden Würfel vergaß. Der schlimmste Augenblick - der allerschlimmste unter einem Dutzend schlimmer Augenblicke - war gewesen, als Beslan seine Mutter neckte und meinte, sie sollte sich selbst einen Hübschen für den Ball suchen, und Tylin lachend erwiderte, eine Königin hätte keine Zeit für junge Männer, während sie Mat die ganze Zeit mit diesen verdammten Adleraugen ansah. Jetzt wußte er, warum Hasen so schnell laufen konnten. Er überquerte den Mol-Hara-Platz, ohne etwas wahrzunehmen. Hätten Nynaeve und Elayne in dem Springbrunnen unter dieser Statue irgendeiner lange verstorbenen Königin, die mindestens zwei Spann groß war und zum Meer deutete, mit Jaichim Carridin und Elaida Kapriolen geschlagen, wäre er vorbeigegangen, ohne ihnen einen zweiten Blick zu gönnen.
    Der Schankraum der Wanderin war düster, aber nach der sengenden Hitze draußen vergleichsweise kühl. Er nahm dankbar seinen Hut ab. Ein schwacher Dunst von Pfeifenrauch hing in der Luft, aber die arabeskenartig geschnitzten Läden über den breiten Bogenfenstern ließen ausreichend Licht herein. Einige staubige Kiefernzweige waren für die Festlichkeiten über die Fenster gebunden worden. In einer Ecke spielten zwei Frauen mit Flöten und ein Bursche mit einer kleinen Trommel zwischen den Knien eine schrille, pulsierende Musik, die Mat schätzen gelernt hatte. Selbst zu dieser Tageszeit waren schon einige Gaste da, fremdländische Kaufleute in angemessen einfacher Kleidung und hier und da ein Ebou Dari, die meisten in Westen verschiedener Gilden. Keine Lehrlinge oder Gesellen waren hier. So nahe am Palast war die Wanderin kein preiswerter Ort zum Essen und Trinken, und noch viel weniger zum Übernachten.
    Das Klappern von Würfeln an einem Tisch in der Ecke bildete ein Echo zu dem Empfinden in Mats Kopf, aber er wandte sich in die andere Richtung, wo drei seiner

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