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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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daß ihn dieser Blick durchdrang. »Ihr wollt eine Nachricht hinterlassen. Ich habe alles Notwendige hier.« Der Spitzenbesatz an ihrem Handgelenk schwang, als sie auf einen kleinen Schreibtisch unter einem goldgerahmten Spiegel deutete. Alle Möbel waren vergoldet und mit floralen Ornamenten verziert.
    Hohe dreigeteilte Bogenfenster führten auf einen schmiedeeisernen Balkon und ließen eine Meeresbrise herein, die überraschend wohltuend wirkte, wenn auch nicht wirklich kühl, und doch fühlte sich Mat erhitzter als auf der Straße, und es hatte nichts mit ihrem Blick zu tun. Deyeniye, dyu ninte concion ca'lyet ye. Das hatte er gesagt. Die verdammte Alte Sprache strömte wieder aus seinem Mund, ohne daß er es merkte. Er dachte, er hätte dieses kleine Problem unter Kontrolle. Er wußte nicht, wann diese verdammten Würfel zum Stillstand kommen würden und warum. Er sollte sich besser auf sich besinnen und so weit wie möglich den Mund halten. »Ich danke Euch, Majestät.« Er sprach diese Worte sehr bewußt aus.
    Dicke Blätter hellen Papiers warteten bereits auf einem schrägen Tisch mit bequemer Schreibhöhe. Er lehnte seinen Hut gegen das Tischbein. Er konnte sie im Spiegel sehen. Sie beobachtete ihn. Warum hatte er seine Zunge nicht im Zaum gehalten? Er tauchte eine goldene Feder ein - womit sonst würde eine Königin schreiben? - und formulierte, was er zu Papier bringen wollte, zunächst in Gedanken, bevor er sich mit einem um das Blatt gelegten Arm darüberbeugte. Seine Hand bewegte sich unbeholfen. Er schrieb nicht gern.
    Ich bin einer Schattenfreundin bis zu einem Palast gefolgt, den Jaichim Carridin gepachtet hat. Sie hat mich einmal zu töten versucht, und vielleicht auch 'Rand. Sie wurde wie eine alte Freundin des Hauses begrüßt.
    Er betrachtete die Zeilen einen Moment und kaute auf dem Ende der Feder, bevor er erkannte, daß er das weiche Gold einkerbte. Vielleicht würde Tylin es nicht bemerken. Sie mußten von Carridin erfahren. Was noch? Er fügte schließlich einige sachlich formulierte Zeilen hinzu. Er wollte sie nicht verärgern.
    Seid vernünftig. Wenn Ihr hier herumlungern müßt, laßt mich Euch wenigstens einige Männer schicken, die verhindern können, daß man Euch die Köpfe einschlägt. Wäre es übrigens nicht an der Zeit, daß ich Euch zu Egwene zurückbringe? Hier gibt es nur Hitze und Fliegen, und davon können wir auch in Caemlyn genug finden.
    So. Freundlicher hätte er es nicht ausdrücken können.
    Er löschte die Seite sorgfältig mit Streusand ab und faltete sie viermal. Sand in einer kleinen goldenen Schale bedeckte ein Stück Kohle. Er blies darauf, bis sie glühte, benutzte sie dann zum Entzünden einer Kerze und nahm ein Stück rotes Wachs auf. Als das Siegelwachs auf das Papier tropfte, fiel ihm plötzlich ein, daß er einen Siegelring in der Tasche trug. Nur ein Probestück des Ringmachers, der sein Können zeigen wollte, aber besser als ein ungesiegelter Klumpen Wachs. Der Ring war ein wenig breiter als der sich bereits erhärtende Wachsfleck, aber der größte Teil des Motivs war dennoch zu sehen.
    Er konnte zum ersten Mal genau betrachten, was er gekauft hatte. In einer Umgrenzung großer Halbmonde schreckte ein Fuchs im Lauf anscheinend zwei Vögel auf. Das ließ ihn grinsen. Zu schade, daß es keine Hand für die Bande war, aber es paßte ausreichend. Er mußte gewiß schlau wie ein Fuchs sein, um mit Nynaeve und Elayne mitzuhalten, und wenn sie nicht regelrecht leichtsinnig waren, nun... Außerdem hatte er durch das Medaillon Gefallen an Füchsen gefunden. Er kritzelte Nynaeves Namen außen auf das Blatt, und dann, als nachträgliche Überlegung, auch Elaynes. Die eine oder die andere sollte die Nachricht bald lesen.
    Er wandte sich mit dem versiegelten Brief in Händen um und zuckte zusammen, als seine Knöchel Tylins Busen streiften. Er taumelte gegen den Schreibtisch zurück, sah sie an und versuchte, nicht rot zu werden. Er blickte ihr ins Gesicht, nur ins Gesicht. Er hatte sie nicht herankommen hören. Er sollte die Berührung am besten einfach ignorieren, um sie nicht auch noch in Verlegenheit zu bringen. Sie hielt ihn jetzt wahrscheinlich für einen ungeschickten Flegel. »Es steht etwas in diesem Briet das Ihr wissen solltet, Majestät.« Es war zu wenig Raum zwischen ihnen, um den Brief hochzuheben. »Jaichim Carridin nimmt Schattenfreunde auf, und ich meine damit nicht, daß er sie einsperrt.«
    »Seid Ihr Euch dessen gewiß? Natürlich seid Ihr es.

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