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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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wenn sie ihm ihre Nummer nicht gab. Doch hatte sie das Sicherheitsnetz von Mitbewohnern gehabt, die stets wussten, wo und mit wem sie zusammen war. Elizabeth hatte allein gelebt. Es war riskant, einen Unbekannten in New York zu treffen.
    In der Kochschule in Manhattan machte Kate eine wichtige Erfahrung: Tatsächlich war New York der großartigste Ort auf der Welt und nicht Kalifornien! Die Menschen hatten das gleiche Tempo wie sie und denselben Humor. Egal ob tagsüber oder nachts, immer konnte man Umwerfendes erleben. Der Lärm war ihr egal, und sie übersah den Dreck. Kate entbrannte so sehr für diese Stadt, dass ihre Familie und alten Freunde in Palo Alto die Augen verdrehten, wenn sie darüber sprach. Auf diese Weise lernte sie eine nützliche Lektion: Die meisten, die nicht in New York lebten, waren nicht gut darauf zu sprechen, dass New Yorker auf ihrer inneren Landkarte den Big Apple im Zentrum der Welt platzierten, wenn auch New Yorker das niemals so ausdrücken würden. Als sie später in die Spielgruppe in Southbrook kam, stellte sie fest, dass wenige der Frauen in die Stadt fuhren, wenn sie nicht gerade ihren Hochzeitstag hatten oder ihre Kinder für die Radio City Music Hall in ihren besten Festtagssachen herausputzten. Wenn man über die Stadt wie ein Insider sprach, die Trommel so für die Restaurants rührte, dass ihr Vorort daneben wie ein kleines Dorf aussah, war man wie einer dieser Auswanderer, die zurückkamen und nicht damit aufhören konnten, darüber zu reden, wie viel besser alles in Europa war.
    Kate sah sich noch einmal das Datum von Elizabeths letztem Eintrag an. 12. Juni 1989. Zu diesem Zeitpunkt war Kate seit einem Jahr mit der Kochschule fertig gewesen, wohnte auf der Upper West Side und hatte Chris noch nicht kennengelernt. Wie schade, dachte Kate, dass sie Elizabeth zu der Zeit noch nicht gekannt hatte. Der Gedanke überraschte sie. Es wäre ihr nicht in den Sinn gekommen, sich zu wünschen, sie hätte diese Zeit – kinderlos und ein bisschen wild – mit Elizabeth geteilt.
    Sie hatte noch eine Stunde, bis sie die Kinder vom Bauernhof abholen musste. Kate ging noch einmal zum Tresen, um sich einen Scone zu holen und ihren Kaffee nachfüllen zu lassen.

    Elizabeth meldete sich für einen Malkurs an einer Kunstschule in Greenwich Village an. Der Lehrer hatte Kultstatus bei den jungen Künstlern, die sich von seinen Verbindungen zu Galerien bis nach London und seinem Ansehen in der New Yorker Gesellschaft beeindrucken ließen. Drei Semester lang belegte Elizabeth bei ihm Kurse, mit dem Ziel, eine Mappe zu erstellen, mit der sie eine Ausstellung bestreiten könnte. Die Kurse fanden abends statt, und schon bald blieb Elizabeth länger, bis sie schließlich über Nacht blieb.
    Es war schwer, sich Elizabeth mit Männern vor Dave vorzustellen. Für Kate hatte das sinnliche Davor immer genauso zur Intimität gehört wie der eigentliche Liebesakt. Zwischen ihr und manchen Kollegen hatte es sich in der Küche so aufgeladen, hatte es in der Hitze, der Eile und dem Umgang miteinander so sehr geknistert, bis dann eines Abends klar war, dass sie nicht allein nach Hause gehen würden. Doch es gab Frauen, für die Sexualität wie eine Nebensache schien, eine rein biologische Angelegenheit. Anscheinend war Elizabeth damals eine dieser Frauen gewesen.
8. Februar 1990
Als heute Morgen mein Wecker klingelte, starrte Ted mich genervt an. Manchmal stört ihn der Wecker, obwohl er um neun unterrichtet und auch nicht viel länger schlafen könnte. Als ich aus der Dusche kam und mich abgetrocknet habe, hat er mich ganz provokativ angesehen. Nicht im Sinne von »Komm doch noch mal ins Bett«, sondern eher im Sinne von »Jetzt erzähl ich dir mal einen«. Ich zog mir einen Tanga an und dachte, beides wäre möglich. Entweder er würde meinen flachen weißen Hintern kommentieren und mich wieder ins Bett ziehen, oder er würde anfangen herumzumosern.
Dann kam es: »Ich verstehe einfach nicht, wie du noch diesen Job machen kannst.«
Aber dieses Mal ist er wirklich zu weit gegangen. Er behauptete, ich würde mich für Wodka-Werbung und Golfbroschüren verkaufen und doch bloß »in verdammte Tasten hauen«.
Später sind mir tausend Dinge eingefallen, die ich hätte sagen können, aber in dem Moment brachte ich nur heraus, dass ich im Gegensatz zu ihm zumindest meine Miete zahlen kann.
Das war’s also. Was soll’s. Es war nett, die ganzen Vernissagen und Abendessen, und wow, er wusste wirklich, wie er mich in

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