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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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Fahrt bringt. Und die Zeit im Atelier war wirklich toll, da konnte ich mich immer verlieren, aber seien wir mal ehrlich: Ich werde niemals meine Arbeit aufgeben und »artiste« werden. Mir gefällt meine Arbeit ja. So, jetzt ist es raus. Ich mag es, eine Seite zu entwerfen, die auf einer Verpackung, in einer Zeitschrift oder auf einem Plakat landet, ich mag es, wenn die Schrift und die Farbe einfach stimmen. Darin liegen eine Art künstlerisches Geschick und Schönheit. Und in Geld auf dem Konto genauso. Dieser flache weiße Hintern wird schön seinen Job behalten, aber nicht seinen Freund!
    Die Tagebucheinträge vom Frühling und Sommer spiegelten eine Person wider, die mit ihrem Leben zufrieden war. Elizabeths 27. Geburtstag kam und ging vorbei. Sie verabredete sich mit Leuten vom Lauftreff, lief einen Halbmarathon und hatte eine kurze und desaströse Beziehung mit ihrem Chef, Fitch. Ich weiß nicht, warum ich mich so dazu verpflichtet gefühlt habe, ihm treu zu sein, wenn er es ganz offensichtlich nicht war. Vielleicht ist Treue nur etwas für Schwäne und Kleingeistige, die zu ängstlich oder zu fantasielos sind, um die Alternativen zu sehen.
    Alternativen. Zu Treue. Die Worte stachen heraus, als wären sie mit roter Tinte geschrieben worden.
    Das Wenige, das Elizabeth in den folgenden Monaten schrieb, drehte sich zumeist um die Arbeit. Sie wurde Projektleiterin für die Getränke- und Spirituosenkunden und kümmerte sich um die Werbematerialien für Sportveranstaltungen. Sie plünderte ihre Ersparnisse für einen großen Bildschirm, damit sie auch von zu Hause aus arbeiten konnte, und begann nebenbei, auf freiberuflicher Basis Aufträge anzunehmen. Während ihre Ersparnisse langsam wieder zunahmen, träumte sie davon, eines Tages ihr eigenes Heim zu erstehen. Nach Fitch gab es ein paar kurze und leidenschaftliche Beziehungen mit Männern, die nur mit ihren Initialen erwähnt wurden. Das schien umsichtig, oder vielleicht war es auch geheimnistuerisch.
    Dann verließ Fitch die Agentur, und es änderte sich einiges in der Abteilung. Jemand anders erhielt den Posten, auf den sie gehofft hatte. Elizabeth hatte sehr gute Rückmeldungen erhalten, mehrere große Kampagnen an Land gezogen und arbeitete schon genauso lange in der Firma. Sie nahm daher an, dass die Personalabteilung von der Beziehung mit ihrem Chef erfahren hatte oder dass Fitch verraten hatte, dass sie keinen Abschluss besaß.
 … Mir ist aufgefallen, dass es bei den wenigen Gelegenheiten, wenn es im Gespräch mit anderen auf dieses Thema kam, immer die gleiche herablassend mitleidige Resonanz gab. Fitch war der Meinung, dass ich meinen Abschluss hätte nachholen können, wenn ich mich nur ein bisschen reingehängt hätte. Wahrscheinlich hat er recht.
Ich bin eine Studienabbrecherin, ich gebe zu schnell auf. Nennen wir es doch beim Namen. Damals passierte das einfach so, eins ergab das andere: erst Florenz, dann nach Hause, um mich um meine Mutter zu kümmern, anfangen zu arbeiten und dann stehen geblieben. So hat sich ein Lebensweg ergeben. Lauter Entscheidungen, die irgendwann eine Eigendynamik entwickeln.
    Kate legte das Buch etwas zu kraftvoll auf den Tisch, und es schlug mit der Kante auf die hölzerne Tischplatte. Die Frau am Nebentisch sah kurz zu ihr herüber und dann wieder auf ihre Kinder.
    Diese Seite von Elizabeth hatte Kate noch nie gesehen, kühl und verbittert. Es war das Gegenteil von Fatalismus, diese krasse Erkenntnis darüber, welche Auswirkungen Entscheidungen hatten, die zu dem Zeitpunkt gar nicht wie Entscheidungen gewirkt hatten. Das College war also für sie beide ein wunder Punkt gewesen. Vielleicht hatte Elizabeth, indem sie Dave heiratete und Kinder bekam – und zwar drei hintereinander –, ihr Muster zufälliger Entscheidungen aufbrechen wollen, vielleicht war das ihre große bewusste Entscheidung gewesen. Interessant, dass das Thema nie in ihren Gesprächen aufgekommen war, ob sie schon immer Mutter werden wollten. Kate konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie Elizabeth und Dave sich kennengelernt hatten.

    Elizabeths Freundin Peg aus der alten Firma hatte einen neuen Job angefangen, und um das zu feiern, wollte Peg wieder mit ihren beiden Freundinnen zum Folkfestival nach Telluride fahren. Peg und Jody ließen also ihre Kinder und Ehemänner zu Hause, und die drei Frauen gingen wandern, ließen sich massieren und unternahmen eine Fahrt im Geländewagen durch eine Geisterstadt aus der Goldgräberzeit. Sie tanzten mit

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