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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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»Über letzten Sommer?«
    Das war also der Grund für seinen Anruf. Seine Stimme war angespannt, obwohl er sich bemühte, beiläufig zu klingen.
    »So weit bin ich noch nicht.« Kate war nicht auf diese Direktheit vorbereitet. »Ich habe vorne angefangen, wie sie es wollte.«
    Dave schwieg. »So stand es in der Nachricht vom Notar«, fügte sie hinzu. Dann wusste er es eben.
    Als sie die Nachricht vom Notar erwähnte, brachte er das Gespräch zum Abschluss. »Puh, also wirklich, so wie es hier in der Küche stinkt, wartet hier eine Windel auf mich, die gewechselt werden will. Ich sollte mich mal darum kümmern. Freut mich, dass ihr eine schöne Zeit da draußen habt.«
    Kate atmete aus. »Ihr könnt wirklich gern mal herkommen. Wir haben nicht viel Platz zum Schlafen, aber wir rücken gern ein bisschen zusammen.«
    »Ja, wir können ja mal drüber nachdenken.« Er klang höflich, doch Kate wusste, dass er nicht kommen würde.

    Es war klar und windig am Nordstrand. Am Eingang, wo der schmale Pfad durch die Dünen sich zum Sand hin öffnete, war alles von Handtüchern übersät. Kate und Chris liefen ein paar hundert Meter mit den Kindern, bevor James eine Stelle fand, die ihm gut genug für eine Sandburg erschien.
    Chris machte den Anfang und hob einen runden Graben aus, für den Piper ganz, ganz viel Wasser haben wollte, damit es ein richtiger Burggraben würde. Aus feuchtem Sand bauten sie einen Festungszaun, und Piper holte Eimer um Eimer mit Meerwasser herbei. Doch der Burggraben wollte nicht halten; die Furche saugte jede Ladung Seetangwasser auf, die sie hineinschütteten. Piper lief immer wieder zum Meer, ein Sisyphos mit Pferdeschwanz, aber das Wasser war immer schon versickert, bevor sie mit dem nächsten Eimer wiederkehrte.
    Kinder von benachbarten Handtüchern schlossen sich dem Burgbau an, und Chris war von seinen Pflichten entbunden. Er ließ sich auf einem Klappstuhl neben Kate nieder, griff nach der Sonnencreme und verteilte etwas davon in einem umgekehrten V über Nase und Wangen.
    Sie saßen. Kaum zu glauben, aber sie saßen wirklich.
    »Ich würde ja mein Buch rausholen, aber ich habe so eine Ahnung, dass sie es mitbekommen würden und der Bann gebrochen wäre«, bemerkte Kate. »Ich glaube, wir sind zum ersten Mal am Strand und sitzen beide, seitdem wir Kinder haben.«
    Aus Gewohnheit sah er zu den Kindern, die jetzt näher am Wasser spielten. »Na ja, wir waren ja am Cape Cod.«
    »Aber da waren sie nicht dabei .«
    »Gott, nein.« Er beugte sich zu ihr und streichelte ihr Schienbein.
    In dem Jahr hatten Kate und Chris ein Haus in den Dünen für ein verlängertes Wochenende gemietet, und Rachel hatte vorgeschlagen, solange bei den Kindern zu wohnen. Als auch ihre Mutter sich angeboten hatte, war Kate nicht sicher, wer erleichterter war, Rachel oder sie selbst.
    Das trübe Wochenende hatte damals beinahe alle Strandbesucher vertrieben. Kate und Chris hatten in den geschützten Dünen unterhalb ihrer Veranda gesessen, warm genug war es, und sie hatten gelesen und gedöst und ein Scrabble-Spiel aus dem Regal des Ferienhauses hervorgeholt. Am Abend hatten sie ihr Essen und ihren Wein mit hinausgenommen und sich für den Sonnenuntergang in den Strandhafer gesetzt. Kate lehnte sich gerade mit geschlossenen Augen zurück, als Chris ins Haus ging, um noch eine Flasche Wein zu holen, und bemerkte erst, als er lässig wieder neben ihr saß, dass er splitternackt herausspaziert war. Ihr kreischendes Lachen hatte die Aufmerksamkeit eines älteren Paares auf sie gezogen, das weiter unten vorbeiging. Wieder zu Hause, sagten sie sich, dass sie Glück gehabt hatten, ohne eine Vorladung davongekommen zu sein, und ohne die Anfänge eines Kindes, das sie Sandy nennen müssten.

    Piper verfolgte weiter ihren hoffnungslosen Staffellauf. Schließlich legte sie sich der Länge nach in den Burggraben, um das Wasser am Versickern zu hindern, doch schließlich überwog das Vergnügen, sich im nassen Sand zu wälzen und sich damit zu panieren. Kate versuchte sich daran zu erinnern, seit wann es ihr keinen Spaß mehr machte, in welchem Alter anstelle des Vergnügens, sich im Sand zu wälzen, Empfindlichkeiten wie Das juckt oder Alles ist dreckig oder sogar Dingsda sieht im Badeanzug besser aus als ich getreten waren. Sie hatte keine Eile, ihre Tochter an diesem Punkt zu sehen.
    »Ich habe gestern Abend herausgefunden, dass Elizabeths Mutter an Brustkrebs gestorben ist«, erzählte sie Chris und vergrub die Zehen im warmen

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