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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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Vernachlässigung nennen, spiegelte sich der Stolz des Inhabers, dass die Backwaren für sich selbst sprechen würden. Er hatte sich häufig geirrt, doch darin nicht. Kate würde diesen Ort vermissen, falls Max verkaufen musste.
    Kräftige Hände schoben den Vorhang, der den Verkaufsraum der Bäckerei von der Küche trennte, beiseite, und eine weiße Schürze erschien, die das schrille Hawaiihemd darunter kaum verdeckte.
    Max lächelte, als er Kate entdeckte. »Kaaaatie!« Er breitete die Arme aus und zog sie an seine hibiskusverzierte Brust. »Jesus, Maria und Josef, ich war kurz davor, Studenten anzuheuern.«
    »Tu das nicht«, riet Kate ihm ab. »Lass uns nichts überstürzen.«
    Die Umarmung dauerte einen Moment länger, schließlich hatten sie sich seit seiner Trennung noch nicht gesehen. Dann löste sich Kate und sah Max an. Sein gewelltes graues Haar, einst so üppig, dass Klassenkameraden ihn Vidal nannten, war seit letztem Sommer dünner geworden, und unter seinen Augen lagen dunkle Schatten. Er legte den Kopf schief und setzte ein theatralisches Lächeln auf, um ihren prüfenden Blick zu verspotten. Hier ist alles in Ordnung, Leute. Weiter geht’s .
    »Oh, Max«, brachte Kate heraus.
    Sein Lächeln erstarb, und er rieb ihr mit den Fingerknöcheln über die Schultern, seine Art, Zuneigung zu zeigen. Dann ging er zurück durch den Vorhang.
    »Wie lange bist du dieses Jahr hier? Länger als sonst, oder?«
    »Sieben Wochen.« Sie folgte ihm in die Küche.
    »Wir haben einen guten Vertrag bekommen, und Chris arbeitet von hier aus.«
    Im kistenförmigen Raum hinter dem Vorhang herrschte die vertraute Atmosphäre eines ordentlichen Flohmarkts. Überall an den Wänden standen Regale, die mit abgenutzten aber gutorganisierten Küchengeräten und Behältern bestückt waren. Dazwischen befanden sich zwei Fenster. Kate bemerkte die Schrammen und die abblätternde Farbe an den Wänden. Max war bisher immer sorgfältig darauf bedacht gewesen, in der Nebensaison die Küche zu streichen.
    »Wie läuft das Geschäft?«, erkundigte sich Kate.
    »Ach, ganz gut.« Er griff hinter ihr in die Glasvitrine für das Gebäck und warf ihr einen Rugelach zu, als würde er ihn loswerden wollen. »Aber die Investoren machen alle möglichen Vorschläge. Sie wollen mehr Tische und einen WLAN -Anschluss. Und dann käme hier wirklich die ganze Bagage an, die Schriftsteller und Mütter mit Kinderwagen und was weiß ich noch alles. Das würde das ganze Ambiente zerstören und mich mit dem Lärm noch dazu. Das mache ich nicht mit.«
    »Das finde ich gut. Die Welt braucht wirklich nicht noch einen Ort, wo man seine Mails checken kann.«
    »Das kannst du laut sagen, meine Liebe.«
    Kate lehnte sich an die Kücheninsel. »Und was ist mit dem Angebot? Hast du dich schon entschieden?«
    »Nein.« Er nahm einen Schwamm und wischte mit kreisenden, langsamen Bewegungen über die Arbeitsfläche.
    »Musst du ihnen nicht bald Bescheid geben?«
    »Ein bisschen Zeit habe ich noch.«
    Die Bäckerei genoss hohes Ansehen und hatte Geschichte. Schon lange bevor Max sie übernommen hatte, waren die Inselbewohner an diesen abgelegenen Ort auf der Harvest Road gekommen, um frühmorgens die altmodischen kuchenähnlichen Donuts zu erstehen, ein Geheimtipp unter den Einheimischen und den Eingeweihten. Als Max die Bäckerei kaufte, erweiterte er das Angebot, und nun zählten auch Sommergäste und Wochenendtouristen zu seiner Kundschaft. Es gab Quiche mit ungewöhnlichen Gemüsesorten und Käse. Rhabarbermuffins mit Streuseln. Winzige Beeren-Tartes überzogen mit Amarettomarmelade, so hübsch verpackt wie Fabergé-Eier. Kate versuchte sich Max hinter dem Schaufenster des Ladenlokals irgendeiner charakterlosen Bäckerei vorzustellen, wie er einen Neuanfang startete. Wie er abends zu Hause Scotch trank und sich wieder daran zu gewöhnen bemühte, dass er für jemand anderen arbeitete und allein lebte.
    »Gott, das ist wirklich zum Kotzen.«
    Kate trat gegen den Holzsockel der Kochinsel.
    »Ich hasse ihn wirklich dafür.« Ihre Stimme stockte, und Max sah sie mit müden Augen an. Sie hatten das alles bereits am Telefon besprochen.
    Er trat hinter sie und nahm sie in den Arm. Seine Wärme und der wohltuende Geruch von Hefe und Seife, der ihn schon immer ausmachte, umhüllte sie. Sein weiches graues Haar berührte ihre Wange, so wie sie es sich bei ihrem Vater niemals vorstellen könnte, der so kurzes Haar hatte.
    »Lass uns nach Italien fahren«, schlug sie vor. »Wir

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