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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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Männern in gebatikten T-Shirts und verschütteten dabei Bier aus Plastikbechern auf ihre nackten Füße. Einer der Männer fragte Elizabeth nach ihrer Telefonnummer, doch sie gab ihm einen Korb. Peg warf ihr vor, sich nicht genug Mühe zu geben, Leute kennenzulernen. Elizabeth verabscheute Blind Dates, ließ sich aber auf eine Verabredung mit Pegs Cousin Steven in New York ein, nur damit sie Ruhe gab.
    Sie trafen sich in einem Restaurant auf der Lower East Side, das unglaublich angesagt war. Als sie eintraf, saß er bereits im Burberry-Mantel an der Bar mit einem Martini in der manikürten Hand. Sie dachte sich sofort Ausreden aus, um früher gehen zu können. Doch er überraschte sie; er war ein gewandter und lebhafter Gesprächspartner und stellte einnehmende Fragen. Er sah ihr in die Augen, während er sprach, lächelte und vermied sämtliche negativen Themen.Und er erkundigte sich mehr nach ihr, als er von sich selbst preisgab, was ihr das warme, wenn auch oberflächliche Gefühl vermittelte, dass er sie interessant fand und sie mochte.
    Sie gaben sich flüchtige Abschiedsküsschen und murmelten etwas davon, sich wiederzusehen, doch Elizabeth wusste, dass sie es beide nicht so meinten. Aber sie hatte etwas Wichtiges gelernt: wie man ungezwungen mit Menschen umging und ihnen das Gefühl gab, mit ihnen etwas gemeinsam zu haben. Es war ihr Mangel an dieser Begabung, das erkannte sie nun, weshalb sie den Job nicht bekommen hatte.
7. September 1992
Das Golfturnier hat dieses Jahr mehr Spaß gemacht als sonst. Der Typ, den ich auf dem Telluride Festival kennengelernt habe, war auch da. Ich dachte erst, er würde uns auf den Arm nehmen, als er sagte, er sei professioneller Golfer, doch gestern stand er im Firmenzelt und gab unserem Kunden, einem alten Freund von ihm, eine Golfstunde. Ich habe ihn kaum erkannt, so geschniegelt sah er in weißem Poloshirt und adretter karierter Hose aus.
»Was ist das denn?«, habe ich gefragt und an sein Visor-Cap geschnipst. »Darfst du hier nichts Gebatiktes anziehen, Dan?«
»Also, da trifft mich doch der Schlag«, hat er geantwortet, und er klang plötzlich fünfmal mehr nach Südstaatler als noch zwei Sekunden zuvor. »Wenn das mal nicht die Schönheit aus Telluride ist, die mir nicht ihre Nummer geben wollte.«
Den ganzen Nachmittag über war er ziemlich anstrengend, zu Scherzen aufgelegt bis zum Gehtnichtmehr. Er hatte einen schwarzen Hund dabei, der ihm überallhin folgte, obwohl eigentlich keine Hunde auf dem Gelände erlaubt sind. Er wollte mir unbedingt dabei helfen, mein Putten zu verbessern, auch wenn ich ihm erklärt habe, dass man nichts verbessern kann, wenn die Betroffene noch nie gegolft hat. (»Golf spielen«, hat er mich korrigiert. »Man spielt Golf. Golf ist ein ganz eigenständiges glückliches Substantiv.«) Wenn wir nebeneinandergegangen sind, hat er mir immer die Hand auf den Oberarm gelegt, als wären wir beim Debütantenball. Als ob er sich selbst auf die Schippe nehmen würde mit seinem albernen Verhalten. Metakitsch.
Als Peg dann so tat, als würde sie ihm heimlich meine Nummer zustecken – hahaha, zwinker, zwinker –, habe ich keinen Aufstand gemacht. Er benimmt sich ein bisschen übertrieben, scheint aber harmlos. Entspricht das den zwei Punkten, wenn eine Referenz von einem selbst aus dem Urlaub kommt?
»Tschüs, Dan!«, habe ich ihm dann zugerufen und ihm über die Schulter zugewinkt, so direkt geflirtet habe ich wahrscheinlich noch nie.
»Ich höre auf alle Namen, die du mir gibst, »Schätzchen«, hat er geantwortet. »Aber eigentlich heiße ich Dave.«

Dreizehn
    Kate betrat die Bäckerei, und eine Glocke läutete. Die alte Fliegengittertür klappte mit einem Knall hinter ihr zu.
    »Komme sofort«, ertönte eine Stimme aus dem Hinterzimmer.
    Kate sah sich in dem kleinen Verkaufsraum um. Das Flour sah genauso aus wie im letzten Sommer, genauso wie in den letzten sieben Jahren, seitdem Max es gekauft hatte, also im Grunde so, wie fünfzehn Jahre lang unter den Vorbesitzern. Um die Hütte im Wald etwas aufzuhellen, hatte er die Wände mit hellgrüner Farbe gestrichen und sie im Innern mit Holzverkleidung, handbemalter Keramik und frischen Blumen heimeliger gemacht, aber das war auch schon alles. Das knarrende Fliegengitter hätte man leicht mit einem neuen Scharnier versehen können, doch es war wahrscheinlich absichtlich nie repariert worden. In der anheimelnden Unvollkommenheit, manch einer würde es vielleicht auch vorsätzliche

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