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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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nächsten Saison wieder in die Tour schafft, kann man Gutes von ihm erwarten.
1. Mai 1995
Wieder schwanger. Ich bin ganz berauscht und habe Angst, aber auch Hoffnung, auch wenn ich es nicht wage, es als selbstverständlich hinzunehmen. Ich fühle mich stark wie ein Bär, aber ich kann mich nicht auf meinen Körper verlassen. Ich glaube, ich erzähle Dave erst nach den ersten zwölf Wochen davon, auch wenn es sich das letzte Mal nicht als Garantie entpuppt hat. Ich kann meine eigenen Erwartungen anpassen, so lange denken: »vielleicht, vielleicht auch nicht«, bis wir über den Berg sind. Ich glaube, er kann das nicht.
Sonntag, 25. Juni 1995
Heute habe ich ein großartiges Haus angesehen. Drei Schlafzimmer, im Cape-Cod-Stil. Muss renoviert werden, aber es ist sehr hübsch, hat eine gute Substanz und einen schönen Garten. Es ist in der Stadt mit den besten Schulen, wo wir letzten Herbst schon ein bisschen gesucht haben. Es wäre knapp, aber wenn wir selbst streichen und mit der Renovierung der Küche noch warten, könnte es machbar sein. Nächsten Monat sollte ich auch eine Gehaltserhöhung bekommen.
Er kommt morgen nach drei Wochen zurück nach Hause und will es sich auch ansehen. Ich habe das erste Drittel fast überstanden. Ich werd’s ihm sagen.
    Kate konnte sich nicht vorstellen, wie man eine Schwangerschaft für sich behalten konnte. Allein schon die körperlichen Vorgänge – die Übelkeit, die ganzen Unannehmlichkeiten der ersten Monate, die schwer zu verbergen waren, selbst wenn der Ehemann die meiste Zeit nicht da war. Und dann noch die Sorge, die Aufregung, die Fantasievorstellungen. Kate und Chris hatten ein Spiel daraus gemacht. Schon bevor sie in die relative Sicherheit nach den ersten Monaten übergegangen waren, hatten sie sich Fantasienamen ausgedacht, auf denen sie als ihre oder seine erste Wahl beharrten. Trebuladon würde preisgekrönter Stadtarchitekt werden. Bellapagoda würde die asiatische Fusionsküche revolutionieren. Keiner von ihnen gab die Namen preis, die ihm wirklich am Herzen lagen, das kam erst später. Und da war auch die heimliche Angst davor, etwas einen Namen zu geben, das mit offenen Augen schlief und so klein und zerbrechlich wie ein Seepferdchen war.
    Drei Monate lang hatte Elizabeth die ganze Aufregung und Sorge der ersten Phase allein durchgemacht. Auch wenn sie es tat, um ihren Mann zu beschützen, verschlug es einem den Atem, wie gut sie etwas verbergen konnte.
    Kate hörte ihr Handy unten klingeln. Es war neun Uhr abends – Vormittag in Kambodscha. Chris sollte sich melden. Sie stellte sich ihn vor, wie er mit nacktem Oberkörper auf dem Bettrand saß, sich über das Gesicht rieb und sich streckte, bevor er zum Telefon griff, um sie anzurufen. Vielleicht stand ein Aschenbecher voller Kippen fremdländischer Zigaretten ohne Filter auf dem Nachttisch, wo eigentlich das Foto von ihr stehen sollte. Kate sah die Konturen einer Gestalt unter den Laken neben ihm und wie eine nackte gebräunte Wade unter der exotisch gefärbten Bettdecke herauslugte. Das lange, schlanke Bein einer Person mit wohlklingendem Namen und sinnlichem Lächeln, einer Person, die seine Laster nicht kritisierte und auch nicht von den Aufzeichnungen einer verlorenen Freundin abgelenkt war.
    Schon während Kate es dachte, war sie entsetzt über sich selbst. Wie kam sie auf so etwas?
    Sie erreichte das Telefon gerade noch, bevor ihre Mailbox ansprang.
    »Hallo?«
    »Hi Kate, hier ist Dave.«
    »Dave?«
    Ihre Überraschung verdrängte ihre Manieren, als sie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen.
    »Genau, dein alter Kumpel Dave Martin. Der Vater von Jonah und Anna.« Lässig und schlagfertig. Er hatte vergessen, Emily zu erwähnen.
    »Entschuldige, ich dachte, es sei Chris. Er ruft immer auf dem Handy an.«
    »Ich habe es auf dem Festnetz versucht, aber es hat nicht funktioniert.«
    Sie warf einen Blick auf das Haustelefon, das die Kinder aus der Halterung gerissen hatten.
    »Wo ist Chris denn?«
    »Südostasien. Er musste für ein Projekt an ein paar Standorte fliegen, Kambodscha, Jakarta, Bali.«
    »Aha, eine spannende Gegend. Ich kenne wahrscheinlich niemanden, der einen so weltgewandten Beruf hat wie er.« Dave war umsichtig. Falls Südostasien ihm zu denken gab, ließ er sich nichts anmerken.
    »Aber schade, dass er mitten in eurem Urlaub wegmusste.«
    »Na ja, er ist wohl nicht mehr lange unterwegs. Vor sechs Tagen ist er geflogen. Heute hat er gemailt, dass er noch ein paar Orte besichtigen

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