Wolkentaenzerin
Abendessen, und Dave wurde ganz still. Vermutlich glaubt er, es macht seine Abwesenheit wett, wenn ich ganz zu Hause bleibe. Als ich über die Teilzeitstelle sprach, saß er nur da, hat seine Bierflasche hin und her gedreht und gelächelt, als hätte er gerade Unterwäsche zum Geburtstag geschenkt bekommen.
»Mir war nicht klar, dass du wirklich weiter arbeiten willst«, hat er gesagt. »Du beschwerst dich immer über die Abgabetermine, und ich dachte, du wärst froh, wenn das vorbei ist. Du freust dich doch so auf das Baby.«
Ich wurde wütend, genauso wie wenn meine Mutter mir unterstellte, ich würde dieses oder jenes glauben. Als würde meine Begeisterung für das Kind gegen mich verwendet werden und auch die Fehlgeburt. Wenn ich erleichtert genug darüber war, das Baby dieses Mal auszutragen, wenn ich es genug liebte, müsste ich mich dem komplett hingeben. Das kannst du nicht wirklich denken, wollte ich sagen. Du kannst nicht wirklich denken, dass es automatisch bedeutet, sich vor allem darauf zu freuen, die Arbeit aufzugeben, die man liebt und der man zehn Jahre lang nachgegangen ist, wenn man sich auf ein Baby freut. Aber es würde nur falsch rüberkommen, und das wusste ich.
Schon komisch – so ähnlich wir auch bei den meisten Themen ticken, es ist immer reine Theorie, und unsere politischen Ansichten haben nichts mit unserem Privatleben zu tun. Das hier ist etwas vollkommen anderes, und ich glaube nicht, dass Männer und Frauen für ihn gleich sind, dass meine Arbeit für ihn genauso ein wesentlicher Teil von mir ist wie seine von ihm. Ich glaube, er findet tatsächlich, dass die Liebe einer Frau zu Kindern zwangsläufig mit Selbstaufopferung verbunden ist. Jedes Mal wenn ich nur die kleinste Anspielung mache, dass dem vielleicht nicht so ist, verfinstert sich sein Blick, und er guckt verwirrt oder enttäuscht. Ich bin noch nicht einmal Mutter, aber das ist schon mein erster Vorgeschmack auf elterliche Schuldgefühle.
Im Nachhinein staunte Kate, wie naiv sie gewesen war, als sie in Mutterschutz ging. Sie war nicht wehmütig und schon gar nicht auf die Idee gekommen, auf irgendetwas zu verzichten, weil sie nicht ahnte, dass sie nicht zurückkehren würde. Sie verabschiedete sich von ihren Kollegen, als nehme sie ein Sabbatjahr.
Sie und Chris liebten ihre Arbeit und gingen beide davon aus, dass sie den Balanceakt mit harter Arbeit und Entschlossenheit meistern würden. Doch letztendlich waren sie beide unerfahren, was Elternschaft wirklich bedeutete, und sie wussten auch nicht, wie sehr die neue Herausforderung ihr Leben beeinflussen würde. Anfänglich schien es ihnen vollkommen unverständlich, dass ein Mensch, der jede Stunde aus dem Schlaf gerissen wurde, in der Lage sein sollte, den folgenden Tag zu überstehen. Dann wurden die Abstände größer, und Kate begann, die Stunden in stiller Dunkelheit mit James zu genießen. Sie hatte nie gedacht, dass sie sich zu Hause so gebraucht fühlen würde, als es an der Zeit war, zur Arbeit zurückzukehren, oder dass es ihr so schwerfallen würde, zu gehen.
Elizabeth durchlief die letzten Wochen ihrer Schwangerschaft im späten Herbst und frühen Winter. Im Laden für Umstandsmode traf sie auf andere schwangere Frauen, die ihr von Spielgruppen erzählten, die die Anlaufstelle für Zugezogene organisierte. Im Dezember wurden ihr selbst ihre größten Kleidungsstücke zu klein, und sie konnte sich nicht vorstellen, noch runder zu werden. Dave nennt das Baby jetzt immer Jonah, weil ich der Wal bin. Wir lachen darüber, weil es so furchtbar ist, aber es bleibt hängen .
Dave durchlief die einzelnen Etappen auf den Turnieren der PGA-Qualifikationsschule in der Hoffnung, seine Tour-Karte zurückzubekommen. Er spielte auf der bundesweiten Tour nervenaufreibende Runden sowohl gegen eifrige Amateure als auch gegen erstklassige Konkurrenten. Im Tagebuch steckte ein Ausschnitt aus einem Golfmagazin. Das Foto zeigte Dave, wie er einen Putt am letzten Loch versenkte und damit seinen Platz auf der Tour zurückeroberte. Neben dem Grün, genau hinter dem Seil, stand die hochschwangere Elizabeth.
Kate hielt das Bild unter das schwache Licht der Wandlampe und studierte es genauer. Elizabeth trug ihre Haare relativ lang, so wie Kate sie kennengelernt hatte, und hatte eine kleine, runde Sonnenbrille im John-Lennon-Stil auf der Nase. Ihr gewaltiger Bauch erblühte unter einem farbenfroh geblümten Kleid und wurde noch betont durch die Absperrungsseile am Fairway, gegen die sie
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