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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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muss, aber bald zurück sein wird.«
    »Hmmm.« Dave schwieg einen kaum merklichen Moment zu lange. Sie konnte förmlich hören, wie er versuchte, einen höflichen Kommentar hervorzukramen, der nicht die aktuellen Geschehnisse in der Region ansprechen würde.
    »Ich habe mal auf einem kleinen Turnier in Manila gespielt. Da auf dem Land gibt es wirklich ein paar schöne Orte. Da kommen die Affen bis auf das Fairway.«
    Kate hatte Dave nie über seine Tour-Zeiten sprechen gehört, sie hatte immer gedacht, dass seine Gleichgültigkeit in Bezug auf seine Golfkarriere und seine Fähigkeit, sich ohne zurückzublicken auf einen anderen Beruf einzulassen, einen Mangel an Begeisterungsfähigkeit bedeuteten. Nun fragte sie sich, wie viel von dem, was sie für Oberflächlichkeit gehalten hatte, seine Art war, etwas zu überspielen, was ihn zu sehr mitnahm.
    »Du hast auf den Philippinen gespielt?«
    »Ich war bei der Asien-Tour dabei, Minor-League-Turniere. Oh Mann, ich hätte ja auf dampfenden Müllhalden gespielt, wenn mich das näher an die Tour gebracht hätte.«
    Er spottete, blieb unverfänglich, und in seiner Stimme klang eine Vertrautheit mit. »Das war noch bevor ich Elizabeth kennenlernte, als ich mich gerade für die PGA -Tour qualifizieren wollte.« Seine Stimme kühlte sich ab und wurde konkreter. »Es waren magere Jahre«, sagte er schlicht.
    »Die hatte ich auch. Ich habe in ein paar richtigen Kaschemmen gekocht, bevor ich auf die Kochschule gegangen bin. Ich bin immer noch überrascht, dass ich mir da nie etwas eingefangen habe.«
    Er lachte leise. Von der anderen Seite des dunklen Gartens drang das Plätschern der Wellen heran, die den Strand hinaufströmten und wieder zurückwichen.
    »Also, Kate, ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mich noch mal melde. Ich denke einfach nur manchmal an dich, wie du da draußen sitzt und liest und liest. Das ist schon etwas ganz Besonderes.«
    Sie ging hinaus auf die Veranda und ließ die Tür offen stehen. Die Pflanzen in den Blumenkästen raschelten im Wind, und die Brise streifte über Kates nackte Beine. »Ich weiß. Das finde ich auch.«
    »Direkt in die Gedanken von jemand anderem einzutauchen.« Sie hörte ein Klirren, Eiswürfel in einem Glas. »Also das finde ich wirklich. Selbst in einer guten Beziehung weiß man nicht alles von seinem Partner.«
    Sie drückte mit dem Fingernagel auf das Geländer. Abbröckelnde Farbe wölbte sich, und sie nahm einen kleinen Splitter auf. »Wahrscheinlich kennt man niemanden wirklich.«
    Sie schwieg und hörte, wie er einen Schluck trank.
    »Wie weit bist du denn schon?«
    Sie wusste, dass er ihr Zögern spürte, als sie nicht sofort antwortete. Je nachdem, wie sie jetzt reagierte, würde es eine Erwartungshaltung aufbauen für das, was danach kam.
    »Sollen wir wirklich darüber reden, Dave?«, fragte sie ihn. »Ist das nicht zu schmerzhaft?«
    »Erzähl mir nichts von zu schmerzhaft, Kate«, fuhr er sie an. »Sag mir wenigstens, wo du gerade bist, in welchem Jahr.«
    Sie zerbröselte den Farbsplitter zwischen Zeigefinger und Daumen. Jeder Satz machte es weniger wahrscheinlich, dass sie die Tagebücher stillschweigend auf dem Dachboden verstauen konnte, nachdem sie sie gelesen hatte.
    »Kurz nachdem Elizabeth zum ersten Mal das Haus in Southbrook angesehen hat. Vor Jonah.«
    Er gab einen kehligen Laut von sich wie das Scharren, wenn schwere Möbelstücke verschoben wurden. Vielleicht dachte er an die Fehlgeburt oder daran, dass Elizabeth wochenlang gewartet hatte, bis sie ihm von der zweiten Schwangerschaft erzählte. Oder vielleicht war das für ihn nicht ungewöhnlich gewesen; so schwer vorstellbar das auch war, möglicherweise war er die Art altmodischer Mann, der nicht erwartete, in die Angelegenheiten von Frauen eingeweiht zu werden, bis die Frauen sie unter Kontrolle hatten.
    Kate begab sich auf neutrales Terrain. »Sie hat sich auf das Haus gefreut und wollte, sogar als sie schwanger war, selbst renovieren. Sie war zäh.«
    Dave schnaubte. »Zäh, ja. Das war sie zweifellos.«
    Kate hörte den Sarkasmus breit und hässlich herausbrechen. Sie suchte nach etwas, das ihn wieder einschließen würde, die erste Ablenkung, die ihr in den Sinn kam.
    »Dave, gibt es noch einen zweiten Schlüssel für die Truhe?«
    »Einen zweiten Schlüssel? Wie meinst du das?«
    »Sie wird ihrem Notar ja nicht den einzigen Schlüssel gegeben haben. Ich dachte, dass du womöglich noch einen in ihrem Schmuckkasten oder ihrem Nachtschrank oder

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