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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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verlieren.

Achtzehn
    Es war »Boston-Tag«. Einmal jeden Sommer, wenn sie auf der Insel waren, besuchten sie vom Mittagessen bis zum Abend ihre Lieblingsorte in Boston – den Public Garden mit den Schwanenbooten, die Enten der »Make Way for Ducklings«-Statue und den Froschteich. Ein Spaziergang durch die Mall auf der Commonwealth Avenue endete am Denkmal der Feuerwehrmänner, wo sie die Jacke aus unnachgiebiger Bronze berührten, die so lebensecht auf der Mauer lag, als hätte einer der Männer sie nach einem langen Tag dort hingeworfen. Das war ein volles Programm, und wenn sie nach Hause kamen, mussten sie die Kinder ins Haus tragen. Aber darum ging es in den Sommerferien, wenn man Kind war: auf der Fahrt zur letzten Fähre mit Eiscreme am Kinn einzuschlafen.
    Sie hatten Fahrkarten für die Fähre um 7.45 Uhr. Während Kate darauf wartete, dass die Kinder sich anzogen, checkte sie ihre E-Mails. Nachrichtenforen und Kurznachrichten. Sie überflog die Artikel mit vagem Interesse. Ökonomische Prognosen, Restaurantkritiken, neu entdeckte Terroristenlager in Indonesien.
    Chris war seit sechs Tagen fort. Kate hatte zwei Nachrichten auf ihrer Mailbox erhalten, jeweils nur ein paar gehetzte Sätze, die sich optimistisch anhörten, was den Kauf des kambodschanischen Hotels betraf, sowie ein paar E-Mails. Jedes Mal wenn Chris in den fernen Osten reiste, war er mehr oder weniger unerreichbar. Kate konnte sich allerdings nicht daran erinnern, sich jemals des Zeitunterschieds, der Unregelmäßigkeit seiner Nachrichten oder dem Mangel an Details darüber, wo genau er sich befand, so bewusst gewesen zu sein.
    Piper erschien in Kleidung, die nicht zusammenpasste, und hatte ihre Lieblingspuppe in der Hand, die erst kürzlich bei einer Kabbelei mit ihrem Bruder verstümmelt worden war. Kate hatte ihr versichert, dass das Bein im Puppenkrankenhaus zu Hause wieder angenäht werden konnte, das hatten sie schon einmal getan. Bis dahin würde Kate die Puppe insgeheim gern in einem Koffer verstauen. Der Anblick der einbeinigen Puppe war beunruhigend.
    »Hübscher Look. Sehr auffällig«, kommentierte Kate bewundernd die blaukarierte Shorts und pinke Leinenbluse ihrer Tochter. Sie strich dem Mädchen die Haare aus dem Gesicht. Es war noch ganz neu, dass Piper selbst entschied, was sie anzog.
    James kam hinzu und putzte sich neben ihnen die Zähne.
    »Können wir in den großen Spielzeugladen gehen, den ganz riesigen? Können wir da was kaufen?«
    Kates Laptop kündigte eine eingegangene E-Mail an.
    Hallo Liebes, bin gerade in Manila angekommen, kleine Planänderung. Angkor Wat klappt, wenn wir gleichzeitig auch ein runtergekommenes Hotel von dem Prinzen hier in Manila kaufen oder eventuell eines in Jakarta oder Bali, deswegen flieg ich auch dorthin, um mir beide kurz anzusehen, dann hoffentlich nach Hause. Die Anlage in AW ist fantastisch, ein Palast, und nur zehn Minuten von den Tempeln entfernt. Sag den Kindern, dass ich schon ganz viele Ideen für Sandburgen habe. Tut mir leid noch mal wegen deines Portemonnaies. Hast du schon die Kreditkarte gesperrt? Denk dran, wir haben in meiner untersten Schublade auch noch Bargeld, und benutz einfach unsere Ersatzkarte. Ich kann hier das Firmenkonto benutzen.
    Bis bald, alles Liebe, C
    Manila, Jakarta, Bali. Kate hielt mit ihrer Kaffeetasse in der Luft inne. Lag Jakarta auf den Philippinen oder in Indonesien?
    »Mom? Können wir was in dem großen Laden kaufen? Ich hab keine Lust mehr auf die Spielsachen hier.«
    Wo war noch mal dieser neue Krisenherd? Kate versuchte sich an die Inselgruppierung zu erinnern, wo die meisten roten Punkte aufleuchteten, und verfluchte ihre schlechten Geographiekenntnisse.
    »Mom? Ich will wirklich neue Legosachen haben.« James stupste sie am Arm. »Mom?«
    »Gibt’s auch einen Laden, der Puppen heile macht wie zu Hause?«, schaltete sich Piper ein. »Ich mag es nicht, wenn ihr Bein ab ist.« Sie schlug zappelig mit der Puppe gegen ihre Hand.
    Die Kinder fingen an, sich darüber zu streiten, in welches Geschäft sie gehen würden. Ihre Stimmen vermischten sich zu einem misstönenden Dröhnen.
    Kate wollte zurück auf die Website mit der Schlagzeile aus Indonesien gehen, doch die Seite ließ sich nicht wieder laden. Sie suchte nach Landkarten und Zeitungsartikeln. Einzelne Worte sprangen ihr vom Bildschirm entgegen. Dschungel. Geiseln. Messer. Hälse .
    Die Kinder standen vor ihr, ihre Münder öffneten und schlossen sich. Kate wurde schwindelig, und es

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