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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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wirklich zufrieden war mit seinem Leben. Außer essen, schwimmen und dösen hatte eine Ente ja nichts weiter zu tun. Von einer allgemeinen Unzufriedenheit bei Enten aufgrund mangelnder Beschäftigung hatte ich allerdings noch nichts gehört.
    Auf einmal sah ich, wie ein Erpel, der mich schon eine Weile kritisch beäugt hatte, immer dichter an mich heranschwamm. Sein Schnabel war leicht geöffnet, der ganze Körper schien steif vor Anspannung. Es sah aus, als wollte er mich jeden Moment rammen.
    Während ich versuchte, ihm auszuweichen, folgte er mir unbeirrt. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich ihm oder seiner Gruppe irgendetwas getan hatte. Im Gegenteil. Ich war friedlich geradeaus geschwommen und hatte mir nichts zu Schulden kommen lassen. Aber der Erpel war offensichtlich anderer Meinung. Er war nur noch einen knappen Meter von mir entfernt, als er sich plötzlich, seinen Kopf blitzartig vorschnellend, flatternd über mich warf und mit harten Schnabelhieben attackierte. Wild um mich schlagend, versank ich in einem Knäuel aus Flügeln und Armen, bis der Erpel abrupt von mir abließ, sich schüttelte und scheinbar befriedigt davonschwamm. Der Angriff hatte keine fünf Sekunden gedauert, und doch fühlte ich mich von den ungewohnt heftigen Bewegungen stark geschwächt.
    Einige Minuten trieb ich auf der Stelle und fragte mich, wie es dazu kommen konnte. Vielleicht hatte der Erpel seinen Enten nur einfach mal seine Seemacht demonstrieren wollen.
    Weit über die Hälfte der Strecke hatte ich bereits hinter mir, als ich in meinem rechten Bein einen Krampf verspürte. Ich hatte öfter Beinkrämpfe, die sich durch Strecken aber schnell wieder verflüchtigten. Doch jetzt schien sich eine dicke Nadel direkt durch das Kniegelenk in den Schenkel zu bohren. Alle Anstrengungen, das Bein zu entkrampfen, schlugen fehl. Fast manövrierunfähig drehte ich mich im Kreis. Zoe stand auf der Brücke und winkte mir zu. Kurz vor dem Ziel drohte mir eine gewaltige Blamage, die mich für weitere Piratenaufgaben vermutlich disqualifizierte.
    Da ans Weiterschwimmen unter diesen Umständen jedoch nicht zu denken war, beschloss ich, an Land zu gehen. Zum Glück befand ich mich nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Erst jetzt sah ich, dass es sich um ein Privatgrundstück handelte, auf dem eine ehrfurchtgebietende klassizistische Villa stand, die von einem parkähnlichen Gelände umgeben war. Weil ich keine Wahl hatte, robbte ich aus dem Wasser und blieb erschöpft auf dem Rasen liegen. Ich sah sofort, dass es sich hier um Rollrasen handelte. Bei der Planung unseres Gartens hatte ich anfangs auch mit Rollrasen geliebäugelt. Er wuchs schneller an und konnte bei Bedarf problemlos ersetzt werden. Die ganze Anlage wirkte außerordentlich gepflegt. Die Pflanzen waren so ausgesucht, dass zu jeder Jahreszeit irgendetwas blühte. Ich war schwer beeindruckt.
    Bedauerlicherweise konnte ich den Anblick nicht länger genießen. So schnell es ging, musste ich das Grundstück wieder verlassen, ehe ich von den Eigentümern erwischt wurde.
    Da ein Rückzug übers Wasser nicht mehr in Betracht kam, blieb nur noch der Landweg.
    Mühsam erhob ich mich und humpelte durch den Park. Dabei versuchte ich den Eindruck zu vermeiden, dass ich mich unberechtigterweise über das Grundstück bewegte, was angesichts meiner schamhaargroßen Bikinihose allerdings nicht so einfach war, wie ich gedacht hatte. Ein dicker Mann mit Bikini würde vermutlich weltweit eine gewisse Aufmerksamkeit erregen.
    Immer wieder blieb ich interessiert an den Blumenrabatten stehen, als wäre ich nur ein harmloser Pflanzenliebhaber, der sich versehentlich auf ein Privatgrundstück verirrt hatte. Hektisches Herumrennen würde den Verdacht nur verstärken, dass ich mir meines unbefugten Eindringens bewusst war.
    Weiter oben bemerkte ich auf einmal einen Mann in einem grünen Overall. Er war gerade damit beschäftigt, verwelkte Blüten von einem Rosenstrauch zu entfernen. Die Lage drohte nicht nur unangenehm, sondern außerordentlich peinlich zu werden. Leider gab es auch in diesem Fall keinen Ratgeber, in dem genau stand, wie man sich in solchen Situationen am besten verhielt.
    Da ich den Mann nicht wortlos passieren konnte, beschloss ich, in die Offensive zu gehen. Ich näherte mich locker von hinten und schlug ihm begeistert auf die Schulter. »Einen dollen Garten haben Sie hier!«
    Kurz darauf wurde ich von zwei weiteren Männern in grünen Overalls unsanft auf die Straße verfrachtet.

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