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Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
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nur großzügig gewähren, um mir den Eindruck zu vermitteln, ich hätte auch in ihrem Leben eine gewisse Verantwortung übernommen. Ich konnte nicht ausschließen, dass ihr mein Eingreifen in die Wäscheordnung sogar gewisse erotische Lustgefühle bescherte. Nachdem unser Sexleben durch meine häufige Müdigkeit stark behindert war, reichte ihr inzwischen ein längerer Blick in den Kleiderschrank.
    Zum Glück hatte ich bei Jutta noch nie fragwürdige Sexualspielzeuge gesehen. Im Kleiderschrank einer früheren Freundin war mir einmal ein Dildo von der Größe eines Elefantenpenis in die Hände gefallen. Seitdem war mir klar, dass ein Mann eine Frau niemals wirklich zufriedenstellen kann.
    Weiter hinten im Schrank, vergraben unter Gürteln und seidenen Halstüchern, entdeckte ich einen schwarzen Bikini. Da ich mich an gemeinsame Badeurlaube nicht erinnern konnte, stellte sich mir automatisch die Frage, was sie mit einem Bikini wollte. Hatte sie ihn versteckt, um mir ihre Auszeiten in Hotelpools zu verheimlichen? Drehte sie dort womöglich ihre Runden gemeinsam mit Gunnar, für den sie extra ein aufreizendes Rüschenmodell gewählt hatte? Hinterher entspannte man sich bei einem Cocktail an der Bar, wo schließlich die letzten Hemmungen weggespült wurden.
    Oder täuschte ich mich? War es noch schlimmer, als ich gedacht hatte? Musste sie nicht damit rechnen, dass ich den Bikini eines Tages entdeckte? Wollte sie, dass ich von den gemeinsamen Schwimmrunden mit Gunnar wusste?
    Einen derart hinterlistigen Plan hatte ich meiner Frau gar nicht zugetraut. Ich war eifersüchtig, und das ärgerte mich. Bislang kannte ich Eifersucht nur aus dem Fernsehen, wo Frauen ihren fremdgehenden Männern Gift oder zerstoßenes Glas unters Essen mischten.
    Da ich zunächst nicht vorhatte, Gift zu verabreichen, machte ich mir Gedanken, wie ich mit meiner ungewohnten Eifersucht am sinnvollsten umging. Ohnehin war nicht restlos geklärt, wem ich überhaupt zerstoßenes Glas unters Essen mischen sollte. Gunnar oder doch meiner Frau? Auch hier bewahrheitete sich meine These, dass die entscheidenden Fragen für den täglichen Gebrauch nicht oder nur sehr unzureichend beantwortet waren. »Im Falle des ehelichen Betrugs verabreiche man dem betrügenden Ehepartner Gift.« Mit derlei praktischen Hinweisen aber konnte ich auch dieses Mal nicht rechnen. Weil ich mich an Jutta inzwischen jedoch einigermaßen gewöhnt hatte, würde meine Wahl der Einfachheit halber auf Gunnar fallen. Doch vorher brauchte ich noch einen handfesten Beweis. Selbst der abgebrühteste Mafiaboss würde seinen Konkurrenten nicht wegen eines im Schrank seiner Frau gefundenen Bikinis beiseiteräumen.
    Langsam dämmerte es mir, dass die geklaute Schokolade nur der Anfang meiner offensichtlich ins Kriminelle abgleitenden Entwicklung war. Vom Blumenliebhaber zum Schwerverbrecher. Endlich deutete sich eine anspruchsvolle Herausforderung an, wie ich sie mir bis vor wenigen Tagen noch nicht einmal erträumt hatte.
    Ich zog mich aus und schlüpfte in Juttas Bikiniunterteil. Die hintere Partie verschwand sofort zwischen den Pobacken. Vorne spannte es jedoch so sehr, dass ich zum ersten Mal den Eindruck gewann, mit einem beachtlichen Geschlechtsteil ausgestattet zu sein. Sonst schlenkerte es weitgehend unbemerkt in einer Unterhose mit den Konturen eines ausgeleierten Tragebeutels. Nun zeigte sich, dass knappe Herrenunterwäsche durchaus einen Sinn ergab. Weshalb ich von Jutta jahrelang immer nur Großraumunterhosen geschenkt bekam, wurde mir jetzt auf einen Schlag bewusst. Der kleine Ballon zwischen meinen Beinen verschaffte mir das ernstzunehmende Gefühl, dass mein Weg als Mann gerade erst begonnen hatte.
    Ich stellte mich vor den Spiegel. Bei flüchtiger Betrachtung wirkte der schwarze Tanga wie eine allzu üppige Schambehaarung. Mein Bauchnabel drückte heraus, die Brüste hatten bereits Körbchengröße A. In zehn Jahren würde ich wirklich aussehen wie Margaret Rutherford. Merkwürdigerweise hatte ich nichts dagegen.
    Ich sah auf die Uhr. Es war schon halb elf. Rasch zog ich mir den Rest über, stopfte zwei Handtücher in eine Tasche und verließ das Haus Richtung Hagenplatz.
    Zoe wartete schon an der Bushaltestelle. Sie sah aus wie ein richtiger Pirat: schwarzes Kopftuch, Augenklappe und Schwert. Nur die Flickenhose und die Turnschuhe wollten nicht so recht dazu passen.
    »Hast du die Badehose dabei?«, fragte sie, ohne mich zu begrüßen.
    Ich nickte.
    »Du kannst schwimmen,

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