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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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mitbekam, wusste sie, was Sache war. Garth hatte Adriannas Leichnam an der Adresse auf der Visitenkarte deponiert und lenkte so das Hauptaugenmerk auf Chuck Tinsley. Als Tinsley nicht sofort zu einem Verhör vorgeladen worden war, dachten die beiden, jemand wollte ihnen die Tour vermasseln.
    Decker blickte von seinen Notizen auf. Das Schicksal hatte dazwischengefunkt: Chuck Tinsley hatte die Baustelle als Erster betreten, war quasi über den Leichnam gestolpert, hatte
seine eigene Visitenkarte in ihrer Tasche entdeckt und sie geklaut, damit die Polizei nicht erfuhr, dass er Adrianna am Abend zuvor gesehen hatte.
    Der darauffolgende Tag war der Dienstag. Garth und Mandy stiegen in einem Motel ab, um dort ihre nächsten Schritte zu planen. Am Mittwoch lief die Sache vollkommen aus dem Ruder. Sie mussten aus Los Angeles verschwinden. Sie mussten nachdenken, ohne den Atem der Polizei im Nacken zu spüren. Garth erzählte von seinem Haus in Vegas, wo sie erst mal untertauchen könnten.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
    Ab diesem Moment wurde Mandys Erinnerung verschwommen. Die Tage und Nächte waren erfüllt von Sex, viel Alkohol und großzügigen Mengen an Drogen. Irgendwo in den Tiefen ihres Dämmerzustands hatte sie gespeichert, dass Garth mit einem jungen Mädchen nach Hause kam – einer Ausreißerin. Sie nahmen zu dritt Drogen, und Mandy erinnerte sich daran, dass Garth mit dem Mädchen Sex hatte. Dann wurde alles unscharf. Mandy wusste noch, dass das Mädchen verschwand … aber nichts von einem Mord. Das Mädchen ging einfach weg. An ihren Autounfall hatte sie ebenfalls keine Erinnerung mehr.
    Alles schön und gut, dachte Decker, doch es blieben ein paar Lücken, die groß genug waren, dass ein Elefant durchmarschieren konnte.
    Zum Beispiel Crystal Larabee.
    »Oh ja«, sagte Mandy. »Crystal.«
    Sie drückte sich über Crystals Tod noch unklarer aus als über das, was mit der Ausreißerin passiert war. Ursprünglich war Garth zu Crystal gegangen, um von ihr zu erfahren, welche Ermittlungen gerade liefen. Als Crystal ihm erzählte, die Polizei suche nach ihm, war er ziemlich beunruhigt. Dann fing Crystal an, von dem Typen zu erzählen, mit dem Adrianna
sich im Garage unterhalten hatte. Sie sagte Garth, sie fände diesen Typen verdächtig, und er hätte sie nach Adriannas Abgang angemacht. Crystal hatte das Gefühl, er sei irgendwie in Adriannas Mord verwickelt. Man musste kein Genie sein, um sich zu denken, dass dieser Typ der mit der Visitenkarte war.
    Da kam Garth eine clevere Idee. Er überlegte sich, dass das Auffinden einer ermordeten Crystal erst recht auf Chuck Tinsley hindeuten würde. Tinsley hatte mit beiden Frauen geplaudert, und jetzt waren beide tot. Also tötete Garth Crystal.
    Einfach so.
    Obwohl Mandy Mitleid mit Crystal hatte, traf sie keine Schuld. Sie wusste nichts von Garths Gedankengängen und war nicht dabei, als es passierte. Crystal war nicht ihr Fehler. Im Übrigen schien sie sich auch in Adriannas Fall nicht besonders schuldig zu fühlen. Mandy beeilte sich, darauf hinzuweisen, dass die ganze Sache – womit sie Adriannas Tod meinte – eben ein schrecklicher »Unfall« gewesen war.
    Und gleichwohl hatte sich Mandy tief genug in die Umstände verstrickt, dass sie für lange Zeit hinter Gitter musste, vielleicht sogar für immer. Warum hatte sie Garths Plänen zugestimmt? Wie hatte er sie davon überzeugt, bei solch furchtbaren Dingen mitzumachen?
    »Er wollte mich … bloßstellen«, verriet sie.
    Der Überwachungsmonitor ihres Blutdrucks fing an zu piepsen. Decker wusste, ihm blieb nicht mehr viel Zeit. »Aber, Mandy, dir war doch klar, dass es herauskommen würde. Dass du Adrianna das Pavulon gespritzt hast. Warum den Fehler noch verschlimmern? Warum bist du nicht einfach zur Polizei gegangen? Das war dein erster Impuls, und er war richtig.«
    »Es ging ja nicht nur um Adrianna«, stöhnte sie. »Da war noch was anderes … er wollte mich bloßstellen.«
    »Du meinst die Schnappschüsse von dir in der Ledermontur?« , fragte Decker.

    Wieder fing der Monitor an zu piepsen. Mandy schwieg jetzt.
    Decker zog eine logische Schlussfolgerung. »Und es gibt da auch noch Sexvideos, stimmt’s?«
    »Er wollte mich … bloßstellen.«
    Die Krankenschwester kam ins Zimmer. Man bat ihn wieder einmal zu gehen.
    Decker würde in wenigen Stunden nach Los Angeles zurückkehren. Die Gelegenheit bot sich ihm jetzt oder nie. »Wer hat die Fotos und die Videos gemacht, Mandy?«, fragte er.

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