Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
sich deutlich, wie schön, wie ungemein weiblich sie an jenem Abend im vergangenen Herbst beim Tanz gewesen war, und deshalb sah er über ihre unförmige Kleidung und den Schlapphut hinweg. Über ihren Eigenwillen hinwegzusehen würde ihm ein wenig schwerer fallen.
Sie waren in einer Pattsituation, er und die liebe Miss McQuarry. Früher oder später würde einer von ihnen nachgeben müssen, und das würde verdammt nicht er sein. Auf die eine oder andere Art würde er bekommen, was er haben wollte, wie es immer der Fall gewesen war - mit nur einer bemerkenswerten Ausnahme.
Wenn er Skye nicht überreden konnte, ihm die Holzrechte zu verkaufen, die er brauchte, würde er alles verlieren. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es wäre nicht das erste Mal, dass er von neuem anfangen musste; mit vierunddreißig Jahren hatte Jake seinen Anteil an Schicksalsschlägen erlitten und noch einige mehr, und er wusste, dass er fast alles überleben konnte. Das bedeutete nicht, dass ihm der Gedanke gefiel.
Nach einer Weile wandte er sich vom Fenster ab und ließ sich auf den gepolsterten und mit Leder überzogenen Stuhl hinter seinem breiten Schreibtisch aus Mahagoni sinken. Er bog den Kopf zurück, schloss die Augen und dachte an Christy McQuarry-jetzt Mrs. Zachary Shaw. Ihr Bild hatte ihn fast drei Monate lang des Nachts wach gehalten, und er hatte vermutlich einen Fluss von Whisky - nun, jedenfalls einen kleinen - leer getrunken, als er vergebens versucht hatte, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Jetzt konnte er sich plötzlich gar nicht mehr richtig erinnern, wie sie aussah. Seine Gedanken kehrten zu Skye zurück, Skye mit dem kastanienbraunen Haar und den blitzenden braunen, intelligent blickenden Augen. Sie machte ihn rasend; er sagte sich, dass sie ihm deshalb nicht aus dem Sinn ging. Sie erinnerte ihn ein wenig an Amanda.
Amanda. Nun, das war eine Lady, an die er ebenso bald nie wieder denken würde. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, da hatte sie ihm mit einer Derringer-Pistole in die Schulter geschossen und ihn zum Verbluten zurückgelassen. Natürlich hatte sie die Gelegenheit genutzt, um vorher noch seine Kassette mit dem Bargeld leer zu räumen.
Er lächelte wieder. Er hatte wirklich kein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Frauen. Erst Amanda, Ärger auf zwei sehr wohlgeformten Beinen, jedoch eine Meisterin in Verstellungskunst, und danach Christy, die ihn vor den Altar gelockt und dann verlassen hatte, um Zachary Shaw zu heiraten. Sein Lächeln verblasste. Nach der Enttäuschung dieser gescheiterten Eheschließung hatte er sich geschworen, fortan sein Herz zu schützen und sich mit den Aufmerksamkeiten der leichten Ladys drüben im Golden Garter und Diamond Lils zufrieden zu geben, und an diese Entscheidung wollte er sich halten.
Ob es ihm behagte oder nicht.
2
»Du könntest sie heiraten«, sagte Malcolm Hicks, und es klang so ruhig, als hätte er eine vernünftige Vorgehensweise vorgeschlagen. »Miss Skye, meine ich.«
Jake lehnte an der Bürotür, eine Hand in Schulterhöhe, den Daumen unter dem Kinn. Es war eine Haltung, die er oftmals einnahm, wenn er fassungslos war-was anscheinend immer öfter der Fall war. Sein Blick sägte Hicks, der über ein Hauptbuch gebeugt war, förmlich in Scheiben wie eine Säge das Holz. »Ich würde eher den stachligsten Kaktus heiraten als diese Frau. Außerdem würde sie mich vermutlich nicht haben wollen.«
Malcolm wischte sorgfältig seine Schreibfeder ab und legte sie auf den Tintenlöscher. Er war ein Schwarzer, geboren als Sklave auf irgendeiner Plantage in Georgia, der sich auf eigene Faust gebildet hatte, und weil ihm Caney Blue begegnet war und ihn gleich umworben hatte, betrachtete er sich als Experte in Herzensangelegenheiten. »Du bist nicht nur ein verdammter Narr, du bist auch blind. Dieses Mädchen meint, du ziehst den Mond an einem Faden hinter dir her. Jeder weiß das außer dir.«
Die Faust, die sich um Jakes Magen gekrampft zu haben schien, entspannte sich wieder. Er wollte Malcolm glauben, und gleichzeitig wünschte er es nicht. »Sie ist eine McQuarry«, sagte er, als wäre damit die ganze Sache erledigt. Für ihn war sie das in großem Maße, obwohl ihm bereits klar war, dass Malcolm ihm nicht beipflichten würde.
Malcolm lächelte, nahm wieder die Schreibfeder und tat, als grübelte er. »Das ist sie sicherlich. Es sind Vollblüter, die McQuarry-Frauen, und das ist eine Tatsache. Miss Skye ist stark und stolz. Wenn sie
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