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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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den Boden. Die Wunde, die ich ihm ins Bein gerissen hatte, pulsierte rosa, wo die sich spannende Haut sie wieder aufgerissen hatte. Sein Rücken war gekrümmt und verdreht, der Nacken war fast verschwunden, der Kopf zwischen die Schultern gezogen.
    »Was zum Teufel ist mit dem passiert?«, brüllte der Wachmann. Er wich immer noch zurück und seine Hand glitt zur Waffe.
    Wut erfüllte mich. Dies war etwas, das niemand beobachten sollte, der mit Abstand privateste Augenblick im Leben eines Werwolfs. Dies war ein Werwolf im verletzlichsten Moment – nackt und abscheulich, ein echtes Monster, aber eins, dem jede Möglichkeit der Selbstverteidigung fehlte. Mutt oder kein Mutt, in diesem Augenblick war Lake mir näher als diese gaffenden, stinkenden Menschen.
    »Er verwandelt sich«, fauchte ich. »Was zum Teufel habt ihr denn gedacht, wie das aussieht?«
    »Nicht so jedenfalls«, sagte Winsloe. Er starrte wie ein Kind bei einer Monstrositätenschau auf dem Jahrmarkt. »Heiliges Kanonenrohr. Seht ihr das? Das ist die widerlichste –«
    Lakes lippenlose Schnauze verzerrte sich zu einem schmerzlichen Brüllen. Der Wachmann schob das Gewehr auf die kleine Lichtung und stieß Lake an.
    »Hör auf damit!«, brüllte ich den Mann an. »Halt dich zurück und lass es ihn zu Ende bringen!«
    Lake krümmte sich, immer noch auf dem Rücken, die verwachsenen Hände gekreuzt, um die lebenswichtigen Organe zu schützen. Der Wachmann schob die Waffe wieder nach vorn. Pendecki stürzte vor und packte den Lauf.
    »Sie hat Recht«, sagte er. »Wenn Sie Ihre Jagd haben wollen, Sir, dann schlage ich vor, wir tun, was sie sagt. Halten uns zurück und lassen es ihn zu Ende bringen … was auch immer er da macht.«
    Winsloe seufzte. »Wahrscheinlich. Aber irgendwann muss ich mir das mal ansehen.«
    »Warte ein paar Tage«, sagte ich. »Dann kannst du sehen, wie Sondra Bauer es durchmacht.«
    »Wenn sie’s überlebt.« Er seufzte wieder – nicht bei der Aussicht, dass seine Kollegin sterben würde, sondern angesichts des Gedankens, dass ihr Tod ihm die Chance nehmen würde, einen Werwolf bei der Wandlung zu beobachten. »Okay. Hör auf, die Bestie zu reizen, Bryce. Umdrehen, Jungs. Rückzug.« Pendecki und die beiden anderen Wachleute zogen sich von der Lichtung zurück. Bryce ignorierte den Befehl, aber Winsloe merkte es nicht einmal. Seine Aufmerksamkeit war vollkommen von dem Schauspiel vor uns in Anspruch genommen. Während Lake noch zusammengerollt dalag, begann sein Fleisch sich zu kräuseln, als wären Schlangen unter der Haut gefangen. Haar spross wie sich aufrichtende Dominosteine – es schoss in einer Linie vom Handgelenk zur Schulter hervor.
    »Herrgott!«, sagte Winsloe.
    Die Haare zogen sich wieder in die Haut zurück, und Lake stöhnte.
    »Zurück«, zischte ich. »Er kann nicht –«
    Winsloe winkte mir, ich sollte den Mund halten, und schob sich vorwärts. Lakes Kopf drehte sich wild, als er versuchte, Winsloe mit beiden Augen zu beobachten. Sein Rücken krümmte sich, und zwei Reihen von Muskeln hoben sich aus seinem Nacken, bis er doppelt so dick war wie zuvor. Die Sehnen pulsierten, wuchsen, schrumpften, wuchsen, schrumpften. Die Wandlung war unterbrochen; nur die Nackenmuskeln veränderten sich noch – vom Mensch zum Wolf und wieder zurück.
    »Was ist passiert?«, fragte Winsloe, ohne den Blick von Lake zu wenden.
    Lake steckte zwischen zwei Gestalten fest. Ich sprach es nicht aus. Ich wagte den Mund nicht zu öffnen, denn ich fürchtete, wenn ich mich überhaupt bewegte, würde ich Winsloe an den Schultern packen und vorwärts in die Büsche schleudern – was mir mit Sicherheit eine Kugel von den Wachleuten einbringen würde. Während ich Lake beobachtete, betete ich darum, der Anfall möge zu Ende gehen. Lass ihn Wolf oder Mensch werden. Was auch immer. Irgendwas. Er war so gut wie tot – aber so zu sterben? Meine Eingeweide wurden zu Eis bei dem Gedanken. Es war der Alptraum im Unterbewusstsein jedes Werwolfs, zwischen zwei Gestalten stecken zu bleiben, in diesem monströsen, missgestalteten Körper gefangen zu sein, außerstande, sich weiter zu wandeln. Die ultimative Horrorvorstellung.
    Lake rollte von einer Seite auf die andere, keuchte und schwitzte und gab fürchterliche maunzende Laute von sich. Muskeln zuckten und sprangen willkürlich. Ein gigantisches würgendes Krümmen, und er fiel auf die andere Seite. Und sah mir direkt ins Gesicht. Ich wandte mich ab.
    »Erschießt ihn«, sagte ich

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