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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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schob meinen Pessimismus mit einer Handbewegung zur Seite, hielt inne und grinste wieder. »Hört ihr das? Er ist unterwegs. Vorwärts, Jungs. Jetzt rennt er endlich.«
    Chaos brach aus. Mir kam es jedenfalls wie Chaos vor. Sechs Menschen, die halb blind durch dichten Wald einem panischen Werwolf hinterherrennen – es entsprach nicht meiner Vorstellung von einer eleganten Verfolgungsjagd. Je mehr wir rannten, je mehr Krach wir machten, desto mehr erschreckten wir Lake und desto schneller rannte er. Ein Teufelskreis, der erst endete, als Winsloe stehen blieb und sich keuchend an einen Baum lehnte.
    »Müssen ihm eine Gelegenheit geben, die Gestalt zu wandeln«, ächzte er.
    »Gute Idee, Sir«, sagte Pendecki. Die Dunkelheit verbarg das sarkastische Glitzern in seinen Augen vor allen außer mir.
    Winsloe ließ sich nach vorn fallen und rang nach Atem. »Ist die Luft hier oben dünner?«
    »Schon möglich, Sir.«
    Waren wir einen Hügel hinaufgerannt? Hm, ich kann nicht behaupten, dass ich etwas davon gemerkt hätte.
    »Jetzt wird er also die Gestalt wandeln?«, fragte mich Winsloe.
    »Müsste er eigentlich«, sagte ich.
    Wenn er nicht zu erledigt ist, dachte ich. Mit etwas Glück würde Lake nach seinem anfänglichen Sprint und der Verfolgungsjagd zu erschöpft sein für eine Wandlung. Und warum hoffte ich darauf? Weil ich nicht wollte, dass Winsloe seine Jagd bekam. Ich wollte, dass dieses Spiel genauso enttäuschend ausfiel wie die beiden anderen. Wenn die Jagd auf Lake Winsloe nicht den Adrenalinstoß lieferte, den der sich erhoffte, würde Winsloe die Theorie von den Werwölfen als dem »ultimativen Großwild« aufgeben und sich anderswo umsehen. So wie er es getan hatte, nachdem er eine Hexe und einen Halbdämon gejagt hatte. Wenn Lake dagegen Winsloes Erwartungen erfüllte, würde Winsloe die Zellen demnächst nach einem neuen Opfer durchsuchen. Und angesichts der Tatsache, dass ich der einzige weitere Werwolf war, konnte man leicht erraten, auf wen seine Wahl fallen würde. Er mochte seinen Spaß daran haben, mich seinen Wichsfantasien entsprechend herauszuputzen, aber ich hatte den Verdacht, dass Ty Winsloe bei seinen Jagderfolgen eher einer abging als beim Sex.
    Ein Stöhnen verhallte zwischen den Bäumen. Winsloe hörte auf zu keuchen und hob den Kopf. Wieder ein Stöhnen, tief und lang gezogen. Die Härchen auf meinen Armen stellten sich auf.
    »Wind?«, formte Winsloe mit den Lippen.
    Pendecki schüttelte den Kopf.
    Winsloe grinste und winkte uns weiter auf das Geräusch zu. Wir schlichen durch den Wald, bis einer der Wachleute vorn die Hand hob und deutete. Durch das Unterholz flackerte etwas Bleiches. Ich atmete ein und würgte dann fast. Der Gestank von Angst und Panik überschwemmte die Lichtung. Er war so stark, dass ich mich fragte, ob Lake die Kontrolle über seine Eingeweide verloren hatte.
    Winsloe ging in die Hocke und schob sich vorwärts.
    »Nein«, zischte ich, während ich ihn am Jackenrücken packte. »Er ist bei der Wandlung.«
    Winsloe grinste nur. »Ich weiß.«
    »Du willst das nicht sehen.«
    Das Grinsen wurde breiter. »Doch, will ich.«
    Einer der namenlosen Wachmänner schlug mir die Waffe gegen den Arm, so dass ich Winsloes Jacke losließ. Ich drehte mich um und starrte ihn wütend an, aber er war schon an mir vorbei. Ich wartete darauf, dass er Winsloe aufhalten würde, aber stattdessen zog der Mann eine Hand voll Zweige vor Lakes Versteck zur Seite.
    »Jesus Christus!«, brüllte der Wachmann und sprang auf die Füße. »Was zum Teufel –!«
    Beim Aufspringen hatte er den Farn losgerissen und den Blick auf die Lichtung freigegeben. Ein verschwommener Fleck aus blassem Fleisch blitzte herüber. Dann ein Schrei, der mir durch Mark und Bein ging. Lake rollte auf dem Boden herum, die Beine hochgezogen, um den Bauch zu schützen. Einen Moment lang bewegte er sich zu schnell, als dass irgendjemand mehr hätte sehen können als Haut. Dann lag er still, und wir alle sahen mehr. Viel mehr.
    Eine unbehaarte, lippenlose Schnauze ragte mitten aus Lakes Gesicht hervor, während die noch menschliche Nase mit geweiteten Nüstern grotesk obendrauf saß. Die Augen waren an beide Seiten seines Kopfes gerutscht, wo seine menschlichen Ohren hätten sitzen sollen. Die Ohren waren größer geworden; sie sahen fledermausartig aus, so wie sie jetzt auf halber Strecke zu seinem Oberkopf saßen. Dünner Pelz überzog seine Finger und Zehen. Ein nackter Schwanzstummel hämmerte zwischen seinen Beinen auf

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