Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
schoss es ihr in die Hand, bevor sie ganz losgelassen hatte – hart genug, dass sie quiekte. Dann fiel es wieder auf den Boden.
»Vielleicht ist da oben einfach kein Platz«, sagte ich. »Ich stelle es an einen anderen Ort.«
Als ich mich nach dem Buch bückte, rutschte es außer Reichweite. Jaime packte mich am Arm.
»Gehen wir«, sagte sie.
Ein Buch schoss vom Regal und traf sie an der Seite. Ein weiteres Buch segelte von einem Brett weiter unten, dann noch eins und noch eins, und sie gingen wie ein Hagel auf Jaime nieder. Sie beugte sich vor und legte die Arme um den Kopf.
»Lasst mich in Frieden!«, sagte sie. »Verdammte Di n ger –«
Ich packte sie am Arm und zog sie aus dem Büche r sturm heraus. Dabei fiel mein Blick auf die im Gang ve r streuten Romane. Es waren lauter Ausgaben von Brennen muß Salem.
Sobald wir die Stephen-King-Abteilung hinter uns ha t ten, hörten die Bücher auf zu fliegen. Ich rief mit der Schnellwahl Lucas an und sagte ihm, er solle sich am Au s gang mit uns treffen.
»Geist?«, flüsterte ich Jaime zu, als ich das Gespräch b e endete. Sie nickte; ihr Blick schoss von einer Seite zur anderen, als rechnete sie damit, sich wieder ducken zu müssen.
»Ich glaube, es ist vorbei«, murmelte ich. »Aber wir m a chen uns besser rar, bevor jemand das Durcheinander b e merkt.«
Auch dieses Mal nickte sie nur. Ich bog um eine Ecke und sah eine unbekannte Reihe von Regalen entlang.
»Klassiker«, sagte ich. »Falsche Adresse. Da hinten –«
Ein Buch schoss geradewegs vom Brett und traf Jaime am Ohr. Weitere folgten, prasselten von allen Seiten auf sie nieder. Ich schob sie aus der Schusslinie und bekam dabei selbst ein paar Bücher ab. Sie schlugen härter auf, als man es bei den dünnen Taschenbüchern für möglich gehalten hätte. Eins traf mich am Knie. Als ich nach vorn stolperte, fiel es auf den Boden. Die Ilias – so wie jedes andere Buch, das von den Regalen gekommen war.
Ich rappelte mich auf und zog Jaime weiter, bis wir den Ausgang erreicht hatten. Lucas warf einen Blick auf unsere Gesichter und rannte zu uns herüber.
»Was ist los?«, flüsterte er.
Ich bedeutete ihm mit einer Geste, dass wir besser dra u ßen darüber reden würden.
Auf dem Weg zum Auto erzählte ich Lucas, was pa s siert war. Jaime blieb schweigsam. Auffällig schweigsam; sie gab nicht einen einzigen Kommentar.
»Es sieht so aus, als ob es in der Buchhandlung einen Hausgeist gäbe«, sagte ich. »Ich habe von solchen Sachen gehört. Ein Nekromant sitzt in einer Bar, trinkt etwas und denkt sich nichts Böses. Plötzlich merkt irgendein Geist, dass ein Nekro in der Nähe ist, und rastet vollkommen aus bei dem Versuch, Kontakt aufzunehmen. Wie ein Schif f brüchiger, der ein Rettungsboot auftauchen sieht.«
Jaime nickte, sah aber weiter starr geradeaus und ging so schnell, dass wir kaum Schritt halten konnten.
»Derlei passiert«, sagte Lucas. »Aber ich habe den Ve r dacht, das ist es nicht, was hier vorgefallen ist« – er warf Jaime einen recht demonstrativen Blick zu –, »oder?«
Jaime nagte an ihrer Unterlippe und ging weiter. Lucas zog mich am Arm und sorgte dafür, dass wir beide lan g samer wurden. Als Jaime sechs Meter Vorsprung gewo n nen hatte, sah sie über die eine Schulter, dann über die andere, und als ihr schließlich aufging, dass wir nicht mehr da waren, blieb sie stehen und wartete.
Eine Minute lang standen wir einfach da und sahen ei n ander an. Dann räusperte sich Lucas.
»Du hast ein Problem«, sagte er zu Jaime. »Ich nehme an, du bist zu uns gekommen, weil du Hilfe bei diesem Problem brauchen könntest. Aber wir werden es nicht aus dir herau s leiern.«
»Ihr habt Wichtigeres zu tun. Das ist mir klar. Aber ich glaube, es … Es könnte etwas damit zu tun haben.«
»Und ich gehe davon aus, du wirst uns erzählen, was ›es‹ ist, wenn wir wieder im Hotel sind?«
Sie nickte.
31
Nicht zustellbar
D
ie Tür unseres Hotelzimmers war noch nicht ganz hinter uns zugefallen, als Jaime zu reden begann.
»Ich habe einen Heimsucher«, sagte sie. »Und eine k o mische Sorte. Ich wollte es euch beiden erzählen, aber ich weiß, dass ihr zu tun habt, und ich war mir nicht sicher, was da los ist – bin’s i m mer noch nicht.« Sie setzte sich auf die Armle h ne eines Sessels, während sie weitersprach. »Angefangen hat es am Mittwochnachmi t tag, vor meiner Show in Orlando. Zuerst habe ich gedacht, es wäre Dana. Sie hätte herausg e funden, dass sie tot ist, und
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