Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
aber jeder Quadratzentimeter Raum war genutzt – der Laden bestand aus einem Gewirr schmaler Gänge zw i schen drei Meter hohen Regalen. Gelegentlich verriet uns ein Murmeln oder das Quietschen einer Schuhsohle, dass noch andere Kunden anwesend waren, aber sie blieben zwischen den Regalwänden unsichtbar.
»Wir sollten uns trennen«, sagte ich. »Sollen wir Bro t krumenspuren legen?«
»Vielleicht, wobei es eine einfachere Lösung gibt. Hast du dein Handy dabei?«
Ich nickte. »Wer sie findet, ruft an. Alles klar.«
Ich trieb Jaime in der Horrorabteilung auf und erzählte ihr, was wir über Raoul erfahren hatten.
»Scheiße«, sagte sie. »Wieder nichts. Wahrscheinlich sol l ten wir zum Hotel zurückgehen, und Lucas und ich kö n nen uns in unser jeweiliges Klatschnetzwerk reinhä n gen.«
Ich sah auf ihre leeren Hände hinunter. »Hast du nichts gefunden?«
»Nicht das, wonach ich gesucht habe.«
Sie wandte sich ab, um zu gehen, aber ich legte ihr eine Hand auf den Arm.
»Die Minute haben wir noch. Was hast du gesucht?«
»Stephen King. Ein Antiquariat muss den einfach haben. Aber hier ist er nicht.«
Ich musterte das Regal; es schien alphabetisch nach A u toren sortiert zu sein. »Stimmt. Das ist merkwürdig. Wol l test du sein neuestes Buch? Vielleicht steht er bei den Romanen.«
»Ich habe nach Christine gesucht, und der sollte wir k lich beim Horror sein.«
»Sehen wir uns mal den Lageplan vorne an. Vielleicht können wir jemanden fragen.« Ich setzte mich in Bew e gung. »Ist Christine nicht der mit dem besessenen Auto?«
»Genau. Ich wollte ihn noch mal lesen, seit ich vor ein paar Monaten diese Show hatte. Da war ein Typ, der mir geschw o ren hat, sein Auto wäre besessen, genau wie in dem Buch. Ich mache keine privaten Termine, aber mein Produzent hat die Show gefilmt, und er hat gesagt, es wäre cool, wenn wir uns sein Auto draußen auf dem Parkplatz mal ansähen … ah, da ist ja der Lageplan.«
Ich musterte ihn. »Aha, und das war das Problem – King hat ein eigenes Regal bei den Bestsellerautoren.«
Im Gehen fuhr Jaime fort: »Der Junge – ungefähr in deinem Alter – hatte also dieses umwerfende Mustang-Cabrio aus dem Jahr 1967. Erster Gedanke meinerseits: ›Oha, ruf die Dr o genpolizei an.‹ Er hat nicht ausgesehen wie ein reiches Söhnchen, woher hatte er also so ein Auto? Als ich ihn gefragt habe, ist er ziemlich nervös geworden. Hat gesagt, sein Großvater hätte es ihm vermacht. Und richtig, das Auto war tatsächlich besessen. Rate, von wem?«
»Dem Großvater«, sagte ich.
»Bingo. Der alte Herr hat sich auf mich gestürzt, kaum dass ich in Hörweite war – so fuchsteufelswild, dass er sich kaum verständlich machen konnte. Offenbar hatte er das Auto wirklich dem Jungen vermacht. Aber unter einer Bedingung. Er wollte drin begraben werden. Sonst mochte niemand in der Familie davon hören, aber der Junge hat ihm versprochen, er würde es tun.«
»Und dann hat er ihn beschissen.«
Jaime lachte. »Yeah, genau das. Hat das Auto geno m men, das Geld genommen und Opa im billigsten Sarg bestattet, den er finden konnte.«
»Was hast du gemacht?«
»Dem Jungen die Wahrheit gesagt. Er hatte die Wahl – Großvater in dem Auto begraben oder auf Dauer mit einem wütenden Beifahrer leben. Ah, da wären wir.«
Die King-Abteilung beanspruchte zwei meterlange R e gale, und die Bücher waren nicht sortiert. Ich warf einen Blick auf die Buchrücken und dann auf die Uhr.
»Wir können das auch lassen«, sagte Jaime. »Kein Pro b lem.«
»Auf die ein, zwei Minuten kommt’s auch nicht an. Oh, und ich habe vergessen, Lucas anzurufen – er kann he l fen.«
»Warum suche ich mir nicht einfach irgendwas raus –«
Wie auf ein Stichwort hin fiel ein Buch vom obersten R e galbrett und landete zwischen uns auf dem Boden. Jaime hob es auf.
»Brennen muß Salem.« Sie schüttelte den Kopf. »Gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbüchern. Hast du’s je gel e sen?«
»Ich habe es angefangen, weil ich dachte, es ginge um H e xen. Als ich gemerkt habe, dass es Vampire sind, habe ich’s aufgegeben. Ich hab’s nicht so mit Vamps.«
»Wer hat das schon. Verdammte Parasiten.« Jaime stel l te sich auf die Zehenspitzen, um das Buch zurückzuste l len. In dem Augenblick, in dem sie es losließ, sprang es wieder heraus und fiel auf den Boden.
»Ich glaube, es ist einsam«, sagte ich lachend. »Es sieht aus, als verstaube es dort oben.«
Jaime stellte das Buch wieder zurück. Dieses Mal
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