Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
Innere.
»Papier«, sagte er zu seinem Kollegen.
»Es ist eine Schriftrolle«, sagte Lucas.
Beide Männer musterten ihn finster, als sei dies mögl i cherweise ein neuer Slangausdruck für eine Maschinenpi s tole.
»Ein Blatt Papier mit einem antiken Text darauf«, sagte Lucas.
Einer der beiden zog es heraus und entrollte es. Das P a pier war nagelneu, leuchtend weiß und bedeckt mit elega n ten, präzisen Schriftzeichen. Der Mann verzog das G e sicht.
»Was steht da?«, fragte er.
»Ich habe keine Ahnung. Es ist Hebräisch. Ich transpo r tiere es für einen Kunden.«
Sie gaben es ihm zurück, entrollt und mit einem Knick da r in. Während sie sich meine Reisetasche und den Laptop vornahmen, strich Lucas das Blatt glatt und rollte es wi e der zusammen. Als sie fertig waren, nahm Lucas beide Taschen, und wir gingen in Richtung Abfluglounge.
»Was ist das?«, flüsterte ich. »Meine Formel?«
»Ich dachte, nach dem heutigen Tag würdest du vie l leicht etwas Ablenkung brauchen können.«
Ich lächelte zu ihm auf. »Danke. Was bewirkt sie?«
»Ich wähle Option Nummer zwei.«
»Zu spät, Cortez. Die Abmachung lautete, dass du dir ge s tern Abend eine Option hättest aussuchen müssen. Jetzt bist du wieder zu Hause, also gehört die Formel mir, und zwar ganz optionsfrei.«
»Ich hätte eine Option gewählt, wenn du mich nicht a b gelenkt hättest.«
»Was, dass ich die Optionen aufgezählt habe, hat dich da r an gehindert, dir eine auszusuchen?«
»Sehr wirkungsvoll sogar. Option Nummer zwei.«
»Her mit der Formel, Cortez.«
Er ließ die Rolle in meine ausgestreckte Hand fallen. »Man hat mich bestohlen.«
»Na ja, es gibt ja eine Lösung. Du könntest mir noch eine Formel besorgen.«
»Habgierig«, sagte er, während er mich zu einem ruh i gen Fleck an der Wand manövrierte. »Ein unstillbarer Durst nach Macht und Bandbreite beim Formelwirken. Kein gutes Vo r zeichen für diese Beziehung.«
»Warum? Weil du ganz genauso bist?«
Mit einem gewandten Twostep stellte Lucas sich mir in den Weg, sah mich an und wölbte eine Augenbraue.
»Ich?«, sagte er. »Kaum. Ich bin ein disziplinierter und konservativer Magier, mir meiner natürlichen Grenzen bewusst und frei von jedem Bedürfnis, sie zu überwi n den.«
»Und das kannst du sagen, ohne mit der Wimper zu z u cken?«
»Ich kann alles sagen, ohne mit der Wimper zu zucken, was mich zu einem Naturtalent als Lügner macht.«
»Wie oft hast du meine Formel also ausprobiert?«
»Deine Formel ausprobiert? Das wäre nicht richtig g e wesen. Von beklagenswerter Unklugheit, von der Unhö f lichkeit ganz zu schweigen – etwa wie wenn man einen Roman liest, bevor man ihn in Weihnachtspapier wickelt.«
»Zwei Mal?«
»Drei Mal. Ich hätte nach dem zweiten Mal aufgehört, aber beim zweiten Versuch sah ich Anzeichen für einen gewissen Erfolg, also habe ich es noch einmal versucht. Leider blieb mir letztlich der Erfolg versagt.«
»Wir werden’s schon hinkriegen. Was bewirkt sie also?«
»Option Nummer zwei.«
Ich boxte ihn in den Arm und begann die Formel zu entrollen. »Es ist eine seltene Magier-Eisformel der Ga m ma-Kategorie«, sagte er. »Spricht man sie über einem Gegen s tand, bewirkt sie im Wesentlichen das Gleiche wie eine Beta-Eisformel und lässt ihn gefrieren. Wenn man sie dagegen über einer Person spricht, führt sie zu einer vor ü bergehenden Unterkühlung, die die Zielperson das B e wusstsein verlieren lässt. Es waren vier Optionen, oder nicht?«
»Drei, nein, mit dem Kino waren es vier.«
»Vier Optionen. Ergo, wenn ich dir vier Formeln b e schaffe –«
»Und wer ist jetzt habgierig?«
»Ich erkundige mich lediglich, ob die implizierte Zusage von einer Formel für eine Option sich so interpretieren lässt, dass vier Formeln mir –«
»Herrgott noch mal, jetzt such dir schon eine aus. Es ist ja nicht so, als ob du nicht jede davon jederzeit haben könntest, wenn du sie willst.«
»Sehr wahr«, sagte er. »Aber die zusätzliche Herausfo r derung, sie mir zu erwerben, gefällt mir. Vier Formeln für vier Optionen.«
»Das war aber nicht –«
»Da ist unser Flug.«
Er griff nach den Taschen und war auf dem Weg zu u n serem Ausgang, bevor ich noch ein weiteres Wort sagen konnte.
Die offizielle Einführung bei den Eltern. Hat es in der G e schichte der romantischen Beziehungen jemals eine größere Tortur gegeben? Ich spreche hier vom Hörens a gen, nicht aus persönlicher Erfahrung. Sicher, auch ich hatte die Eltern
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