Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
früherer Freunde kennengelernt, aber es war nie eine offizielle Vorstellung gewesen. Eher war ich auf dem Weg zur Tür hinaus mit ihnen zusammengest o ßen. Die »Mom, Dad, das ist Paige. Bis später«-Version einer Vorstellung.
Lucas’ Mutter hatte ich kennengelernt, aber darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Sie hatte eines Tages mit Gesche n ken zum Bezug der neuen Wohnung auf der Schwelle gesta n den. Hätte ich vorher gewusst, dass sie kommen würde, wäre ich vollkommen panisch geworden. Würde sie mich ablehnen, weil ich nicht lateinamerikan i scher Abstammung war? Keine Katholikin war? Von einem Tag auf den anderen mit ihrem einzigen Kind z u sammenlebte? All das war unwichtig. Wenn Lucas glüc k lich war, war Maria es ebenfalls.
Bei den Cortez lagen die Dinge etwas anders. Benicio hatte vier Söhne, von denen Lucas der jüngste war. Die drei Älteren arbeiteten für die Kabale, wie es bei allen Mitgliedern der zentralen Familie üblich war. Schon ins o fern war Lucas ein Außenseiter. Es half nicht gerade, dass Benicio und Maria niemals geheiratet hatten. Vermu t lich, weil Benicio noch mit seiner Frau verheiratet gewesen war, als Lucas gezeugt wurde, was Lucas nicht gerade zu einem gern gesehenen Gast bei Familienfeiern machte. Wie bei allen Dynastien ist die Nachfolgefrage in der her r schenden Familie einer Kabale von überragender Bede u tung. Man geht davon aus, dass ein Sohn des Hauptg e schäftsführers, in der Regel der Älteste, das Unternehmen erbt. Nicht so bei Benicio. Nachdem seine drei älteren Söhne sich ihr ganzes erwerbstätiges Leben lang abgemüht hatten, das Familienvermögen zu vermehren, wen hatte er als Erben eingesetzt? Den illegitimen jüngsten Sohn, der sein e r werbstätiges Leben dem Bemühen gewidmet hatte, das Familienunternehmen zu ruinieren. Oder ihm doch w e nigstens die größtmöglichen Schwierigkeiten zu bere i ten. Und ergab das für irgendjemanden außer Benicio irgen d einen Sinn? Natürlich nicht. Der Mann ist entweder ein Großmeister der Angehörigenmanipulation, oder es muss ihm ganz einfach einer ins Hirn geschissen haben. Das ist kein Ausdruck, den ich häufig verwende, aber manchmal passt einfach nichts anderes.
Wir nahmen ein Taxi vom Flughafen in die Stadt. Lucas sagte dem Fahrer, er sollte uns vor einem Café abse t zen, und schlug vor, dort etwas Kaltes zu trinken. Die Temp e ratur betrug mindestens dreiunddreißig Grad, und in der brenne n den Sonne hatte man das Gefühl, es könnten durchaus noch fünf mehr sein, vor allem nach dem kühlen Herbstwetter von Oregon. Ich wandte ein, dass ich mich durchaus wohl fühlte, aber er bestand darauf. Er versuchte Zeit zu schinden. Ich konnte es kaum glauben, aber nach zwanzig Minuten auf der Terrasse des Cafés, während wir beide so taten, als trä n ken wir unseren Eiskaffee, wusste ich, dass es so war.
Lucas sprach über die Stadt, über die guten, schlechten und indiskutablen Seiten von Miami, aber seine Worte klangen überstürzt und beinahe hektisch in dem verzwe i felten Bem ü hen, die Zeit zu füllen. Als er mechanisch einen Schluck aus seinem Becher nahm, wurde er bleich, und einen Moment lang sah er aus, als würde ihm übel werden.
»Wir brauchen das nicht zu tun«, sagte ich.
»Doch. Ich muss dich vorstellen. Es gibt Vorgehenswe i sen, an die man sich halten, und Formulare, die man au s füllen muss. Es muss offiziell gemacht werden. Du bist sonst nicht in Sicherheit.« Er hob den Blick von der Tischplatte. »Es gibt noch einen anderen Grund dafür, dass ich dich hierhe r gebracht habe. Etwas, das mir Sorgen macht.«
Er machte eine Pause.
»Ich mag Aufrichtigkeit«, sagte ich.
»Ich weiß. Ich habe nur Angst, wenn ich dir jetzt noch e i nen einzigen zusätzlichen Nachteil nenne, den es hat, mit mir zusammen zu sein, dann rennst du schreiend nach Portland zurück und lässt die Türschlösser auswechseln.«
»Geht nicht«, entgegnete ich. »Du hast mein Rückflu g ticket in deine Reisetasche gesteckt.«
Ein leises Lachen. »Eine Geste von unterbewusster Au s sagekraft, da bin ich mir sicher. Bis heute Abend wirst du es möglicherweise zurückhaben wollen.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Mein Vater ist, wie wir erwartet hatten, nicht gerade begeistert über unsere Beziehung. Ich habe dies nicht e r wähnt, weil ich es nicht für nötig hielt, deine Vermutungen zu bestätigen.«
»Das war eine sonnenklare Tatsache, keine Vermutung. Misstrauisch wäre ich, wenn er begeistert wäre bei
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