Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
Den alten Kopf hier klar zu halten ist ein bis s chen mühsam.«
Ich erinnerte mich an etwas, das meine Mutter früher bei einer Freundin getan hatte, einer Nekromantin, als diese begann, den Kampf gegen die Geisterwelt zu verli e ren.
»Darf ich etwas ausprobieren?«, fragte ich. »Eine Fo r mel?«
»Du kannst es gern versuchen.«
Ich sprach eine beruhigende Formel und wiederholte sie zur Verstärkung gleich noch einmal. Faye schloss die Augen. Ihre Lippen bewegten sich lautlos; dann öffnete sie vorsichtig ein Auge.
»Nicht übel«, sagte sie, während sie das zweite öffnete. Sie lächelte und ließ die Schultern kreisen. »Doch, das ist schon merklich besser. Was war das?«
»Einfach nur eine beruhigende Formel. Jede Hexe b e herrscht die. Es wundert mich, dass sie hier keine Hexe haben. Schamanen sind fabelhafte Betreuer, aber als Pfl e gerin wäre eine Hexe besser.«
Faye schnaubte. »Erzähl das mal diesen verdammten Magiern.«
»Mache ich«, sagte ich. »Ich rede mit Benicio, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.«
Fayes Augenbrauen schossen nach oben, und ihre Li p pen verzogen sich – als wartete sie darauf, loszulachen, sobald ich zu verstehen gab, dass ich einen Witz gemacht hatte.
»Sie meint das vollkommen ernst«, sagte Lucas. »Sie wird es ihm sagen, und was noch schockierender ist, er wird wahrscheinlich sogar zuhören.«
»Ich habe ein Druckmittel«, sagte ich mit einem Seite n blick auf Lucas.
Faye warf den Kopf zurück; ihr Lachen schallte durchs ganze Zimmer. »Du hast die Schwachstelle bei dem Dreck s kerl gefunden, ja? Kluges Kind. Wenn du mir eine Hexe besorgst, rückst du an die erste Stelle meiner Liste von wil l kommenen Besuchern auf. So, jetzt sehen wir mal, was ich für euch tun kann.«
Faye legte sich das Foto von Edward auf den Schoß und starrte darauf hinunter. Ich nahm mir einen Stuhl hinter ihr – es ist immer einfacher, sich zu konzentrieren, wenn man sein Publikum nicht sieht. Lucas zog seinen Stuhl neben meinen.
Nach einem Moment sanken Fayes Schultern ab, und sie sackte nach vorn. Ich sah zu Lucas hinüber. Er nickte, um mir mitzuteilen, dass das normal war. Mindestens zehn Minuten vergingen in Schweigen. Dann verspannte sich Fayes Körper. Ihr Mund öffnete sich.
»Ich habe –«
Sie keuchte und fuhr hoch. Ihre Augen rollten, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Lucas sprang auf. Sie zwi n kerte, fing sich wieder und scheuchte ihn mit einer Han d bewegung fort.
»Sorry«, sagte sie. »Falsche Taktik. Ich war zu offen. Hab eine emotionale Schockwelle abgekriegt.«
»Du hast ihn gefunden?«, fragte Lucas.
»Großes schwarzes Loch aus Hass? Das muss er wohl sein. Verdammtes Ding, hat mich fast reingesaugt.« Sie schauderte und setzte sich dann auf. »Okay, hier kommt die zweite Runde. Dieses Mal schalte ich den emotionalen Radar ab.«
Faye ließ den Kopf sinken; diesmal brauchte sie nur eine Minute, um Edward zu orten.
»Er sitzt auf einer Bettkante und starrt die Wand an. Das bringt euch nicht viel. Lasst mich einen Blick in die Runde werfen. Bett, Kommode, Fernseher, zwei Türen … Moment, da ist was an der Tür. Ein Fluchtwegeplan. Ein Hotel oder Motel also. Nicht weiter überraschend. D e tails, Details … Ich sehe ein Fenster. Überblickt die D ä cher von anderen Gebä u den, also können wir’s wohl auf Hotel eingrenzen, irgendwas mit mindestens drei Stoc k werken. Er ist wahrscheinlich im zweiten oder dritten Stock. Das Zimmer ist sauber. Nicht mal eine Socke auf dem Boden. Okay, Anweisungen bitte.«
»Zurück zum Fenster«, sagte Lucas. »Beschreib die G e bäude, die du draußen siehst.«
»Zwei. Beide aus Beton, jede Menge Fenster. Ein höh e res Haus in einiger Entfernung, das niedrigere davor, vielleicht sechzehn Meter vom Fenster entfernt. Lässt nicht viel Au s sicht übrig.«
»Irgendwelche charakteristischen Merkmale?«
»Nein – warte, oben auf dem hinteren ist eine Reklame, aber es ist zu weit weg, als dass ich’s lesen könnte.«
»Siehst du die Sonne?«
»Nein.«
»Schatten?«
»Das Fensterbrett wirft einen.«
»In welche Richtung fällt er?«
Faye lächelte. »Kluger Junge. Er fällt direkt ins Zimmer, das Fenster geht also nach Süden.«
»Zurück zu dem Fluchtplan. Kommst du nahe genug ran, um ihn zu lesen?«
»Ja, aber es steht weder der Name des Hotels noch die Zimmernummer drauf. Hatte mir das auch schon übe r legt.«
»Wenigstens der Preis für das Zimmer?«
»Ja. Genau hundert Dollar.«
»Gut.«
Lucas
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