Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
führte Faye noch etwas im Zimmer herum, aber sie fanden nichts Nützliches mehr. Obwohl ich gelegen t lich die beruhigende Formel sprach, begann sie wieder zu schwitzen, und Lucas erklärte die Suche für beendet.
»Noch eins«, sagte Faye. »Lass mich nochmal vers u chen, ihn zu lesen. Er sitzt immer noch da, also muss er wohl nachdenken. Wenn er irgendwas plant, kann ich euch vie l leicht etwas Hilfreiches sagen.«
Sie verstummte und ließ den Kopf wieder auf die Brust sinken. Eine Minute des Schweigens verging; dann scha u derte sie zusammen, und ihr Kopf flog nach hinten. Die Pupillen zuckten wie bei einem Menschen im REM-Schlaf. Lucas legte ihr eine Hand auf die Schulter. Einen Moment später scha u derte sie wieder.
»Tut mir leid, es ist wieder das verdammte schwarze Loch. Es ist … so was habe ich noch nie im Leben gespürt. Sie hat ihm so viel bedeutet.« Faye schluckte. »Na ja, selbst Hitler hat seinen Hund geliebt, stimmt’s? Das macht einen noch nicht zu einem guten Menschen. Und der hier ist ganz entschieden keiner. Das Einzige, was ihm irgen d was bedeutet hat, war sie. Okay, lasst es mich noch mal probieren –«
»Vielleicht solltest du lieber nicht.«
»Ich hab’s unter Kontrolle. Moment.« Sie atmete aus und ließ den Kopf wieder nach vorn sinken. »Er ist frus t riert. Das Töten … es hilft nicht, es füllt die Leere nicht. Er braucht mehr. Da gibt es einen, den er sich bis zuletzt aufsparen wollte, aber er kann nicht warten. Er will –« Ihr Kopf flog zurück und traf so hart auf der Lehne des Rol l stuhls auf, dass er zurückprallte.
»Oh.« Das eine Wort kam heraus wie ein Keuchen.
Ihre Hände packten die Seiten ihres Rollstuhls, als ihr Kö r per starr wurde und ihr Torso sich aus dem Stuhl hob. Lucas und ich sprangen auf. Bevor wir sie erreicht hatten, wurde sie steif wie ein Brett und begann aus dem Stuhl zu rutschen. Lucas stürzte vor und packte sie, bevor sie auf dem Boden landete. Sie verkrampfte sich; ihre Augen rollten nach hinten, ihr Mund stand offen. Ich griff nach einem Stift von einem Tisch in der Nähe, öffnete ihr den Mund und schob den Stift hinein, um ihre Zunge unten zu halten. Dann brach sie ab. Wurde einfach vollkommen still, als sei sie eingefroren. Lucas ließ sie behutsam auf den Fußboden gleiten.
»Ich hole Oscar«, sagte er.
»Ist sie –«
»Sie ist nicht in Gefahr. Dies, fürchte ich, ist ihr No r malz u stand. Katatonisch.«
Er ging, und ich arrangierte Fayes Arme und versuchte es ihr etwas bequemer zu machen, obwohl ich wusste, dass sie nichts davon merkte. Als ich ihren Kopf auf den Te p pich sinken ließ, fiel mein Blick auf ihre Augen, weit au f gerissen und leer. Oder? Ich beugte mich über sie und sah Bewegung in ihnen; die Pupillen weiteten und veren g ten sich und zuc k ten etwas hin und her wie bei jemandem, der fernsieht. Nur dass es kein Fernseher war, den sie da sah, sondern der winzige Bildschirm in ihrem eigenen Kopf. Hundert Filme von hundert Leben liefen dort ab, die alle so schnell vorbe i huschten, dass ihr Geist keine Bedeutung mehr in ihnen erkennen konnte.
Ich würde mit Benicio reden, damit er Faye eine Hexe als Pflegerin besorgte. Es würde sie nicht heilen, aber alles musste besser sein als … dies. Damit würde ich mich zugleich dafür aussprechen, dass eine Hexe eine Stelle bei einer Kabale annahm – etwas, von dem ich nicht geglaubt hätte, dass ich es jemals tun würde. Aber es war eine tra u rige Tatsache, dass es Dutzende von Hexen gab, die nur zu gern einen Job bei einer Kabale gehabt hätten. Und wenn es bedeutete, dass eine davon jemandem wie Faye helfen konnte – dann war es wohl das Beste, was ich tun konnte.
51
Hotel-Lotto
B
is zum Abend hatten wir bei unserer Suche nach dem beschriebenen Ausblick fast die Hälfte der Hotels von Miami überprüft. Wir begannen mit den Hotels, die einen Zimme r preis von hundert Dollar hatten … und das waren viele.
Jaime hatte vorgeschlagen, sie würde zusammen mit Cassandra die weiteren Anrufe übernehmen, um nach den Zi m merpreisen zu fragen, während Lucas und ich die betreffenden Hotels abklappe r ten. Eigentlich ein weises Arrangement, nur dass Jaime und Cassandra so viele H o tels mit Zimmern für hundert Dollar fanden, dass wir mit dem Überprüfen nicht einmal ansatzweise mithalten kon n ten.
Um acht Uhr rief Jaime uns an.
»Wir sind mit dem letzten Schwung noch nicht fertig«, sagte ich, als ich ans Telefon ging.
»Dachte ich mir. Ich rufe nur an, weil
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