Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
sagten die beiden Männer im Chor.
Ich folgte ihnen in den Durchgang hinein.
Im Gehen ließ ich mich etwas hinter Lucas und Troy z u rückfallen. Solange wir in Bewegung waren, konnte ich ebenso gut den Ortungszauber sprechen und abwarten, ob ich irgendetwas auffing. Nicht nötig, ihnen zu sagen, dass ich es tat – damit würde ich mich nur selbst unter Druck setzen. Da sie selbst unterwegs jeden Winkel untersuchten, gingen sie davon aus, dass ich das Gleiche tat, und es fiel nicht weiter auf, dass ich zurückfiel.
Ich entdeckte zwei weitere streunende Katzen. Eine Karri e re bei den Kammerjägern zeichnete sich allmählich als echte berufliche Alternative ab. Einen Lichtblick gab es immerhin: sobald ich Kätzchen Nummer drei spürte, wusste ich, um was es sich handelte. Was bedeutete, dass ich zwischen den verschieden starken Präsenzen zu unte r scheiden lernte.
Ich hatte gerade die vierte Katze abgehakt, als aus ein i ger Entfernung eine Stimme zu uns herüberrief. Ich spähte den Durchgang entlang und sah mehrere Männer, die Troy und Lucas entgegenkamen. Der zweite Suchtrupp. Ich ging rascher. Nach etwa drei Metern spürte ich eine weit e re Präsenz. Stärker als eine Katze, aber … Nein, zu schwach für einen Menschen. Ich machte einen Schritt vorwärts. Meine Füße fühlten sich bleiern an; Ungewis s heit nagte an mir. Zu stark für eine Katze, zu schwach für einen Menschen. Was war das also?
Weiter vorn standen die Männer in einer dichten Gru p pe beieinander. Lucas sah mich, winkte mich aber nicht näher. Damit gab er mir stillschweigend die Erlaubnis, weiter zu suchen. Also konnte es nicht schaden, der Sache nachzug e hen. Ich verfolgte die Spur zu einem weiteren Durchgang. Dann sah ich mich um, um Lucas zu zeigen, wohin ich ging, aber er war verschwunden. Ich würde zurück sein, bevor er auch nur merkte, dass ich weg gew e sen war.
Ich ging weiter, bis ich auf eine Tür stieß. Sie war ang e lehnt, und ein zusammengefaltetes Stück Pappe hielt sie offen. Nasse Pappe, und sie steckte in einer Tür, die sich nach innen öffnete. Ich überprüfte die Tür selbst auf Feuchtigkeit, aber sie war trocken. Eine windstille Nacht und Nieselregen reichten nicht aus, um die Pappe so zu durchweichen, was bedeutete, dass sie erst vor kurzer Zeit von draußen mitg e bracht worden sein musste.
Ich zögerte, bereitete einen Lichtball vor und hielt ihn so, dass er den Raum hinter der Tür erleuchten würde. Vorsichtig schob ich mich durch die Tür ins Innere. Der Raum war leer bis auf einen Haufen Lumpen in der Ecke. Die Präsenz, die ich spürte, kam aus dieser Ecke, unter dem Haufen hervor. Als ich die Lichtkugel näher hera n brachte, sah ich, dass es keine Lumpen waren, sondern eine verdreckte, mottenzerfre s sene Decke. Unter ihr ragte ein hoher Turnschuh mit dem unvermeidlichen Nike-Kringel hervor.
Ich rannte quer durch den Raum, fiel auf die Knie und riss die Decke zur Seite. Unter ihr lag ein Mann. Ich b e rührte seinen nackten Arm. Kühl. Tot. Die Präsenz war noch schw ä cher geworden, seit ich sie entdeckt hatte. Sie verflog, wenn die letzten Spuren der Körperwärme verfl o gen. Ein Stich der Traurigkeit ging durch mich hindurch, gefolgt von einer Woge schuldbewusster Erleichterung, dass dies nicht der Junge war, den ich suchte.
Als ich zurückwich, glitt mein Schatten vom Gesicht des Mannes, und mir wurde klar, dass es kein Mann war. Die Größe hatte mich getäuscht, aber als ich jetzt die weichen Gesichtszüge und verängstigten Augen sah, wusste ich, dass ich Griffins Sohn gefunden hatte.
Meine Hände flogen zu seinem Hals auf der Suche nach einem Lebenszeichen. Ich wälzte ihn auf den Rücken, um nach dem Herzschlag zu tasten. Als seine Arme von seiner Brust herabfielen, holte ich beim Anblick des blutigen T-Shirts, des Netzes von Stichwunden, scharf Luft.
»Paige!«, rief Lucas von draußen.
»Hier –« Meine Stimme war ein Quieken. Ich schluckte und versuchte es noch einmal. »Hier drin.«
Ich stand auf. Mein Blick fiel auf Jacobs blutiges T-Shirt, und ich bückte mich, um die Decke darüberzuzi e hen. Seine Augen starrten mich an. Früher hat man g e glaubt, dass man die letzten Sekunden im Leben eines Mannes in seinen Augen sehen könnte. Ich sah Jacob in die Augen, und ja, da war der letzte Moment. Ich sah bodenloses, hilfloses Entsetzen. Ich biss mir auf die Li p pen und zwang mich dazu, die Decke darüberzuziehen.
Ein Geräusch von der Tür her. Ein großer Schatten e r schien
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