Word-OleSte-DerTou
offen, außer wenn sie sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr schob. Anfang dreißig, schätzte Milo. Scharf geschnittene, ebenmäßige Gesichtszüge, die nur durch ein wanderndes rechtes Auge beeinträchtigt wurden. Sie setzte ihre Attraktivität bewusst ein, um die psychologische Kluft zwischen ihr und dem Verhörten zu schließen und das Gespräch weniger feindselig zu gestalten. Sie tat sogar, als würde sie seinen Körpergeruch nicht bemerken.
Nachdem sie George Orbach erneut losgeschickt hatte, damit er ihr Milch für den Kaffee besorgte, wandte sie sich ihm wieder zu. »Kommen Sie, Milo. Wir sind doch auf derselben Seite, oder?«
»Natürlich, J anet.«
»Dann verraten Sie mir bitte, warum sich die Company in diesem Fall nicht an rechtliche Zuständigkeiten hält. Verraten Sie mir, warum Sie uns was verheimlichen.«
Milo geriet von Mrs Wilcox' köstlicher Limonade allmählich in einen Zuckerrausch. »Das habe ich doch schon erklärt. Wir sind bereits seit Jahren hinter Roth her. Wir haben erfahren, dass er in die USA einreist und nach Dallas kommt, also bin ich nach Dallas gefahren.«
»Und Sie haben gar nicht daran gedacht, uns anzurufen?« Sie zog die Braue hoch. »Wir haben auch in Dallas eine Niederlassung. «
Milo überlegte, wie er sich ausdrücken sollte. »Nach meiner Einschätzung ... «
»Nach Ihrer Einschätzung? Trifft die Entscheidungen in New York nicht mehr Tom Grainger?«
»Nach unserer gemeinsamen Einschätzung«, verbesserte sich Milo, »wäre der Heimatschutz mit einer ganzen Kavallerie angerückt. Das hätte der Tiger sofort mitgekriegt und wäre untergetaucht. Nur ein einzelner Verfolger konnte ihn aufspüren.«
»Sie.«
»Ich befasse mich schon lange mit seinem Fall. Ich kenne seinen Modus Operandi.«
»Und das hat dann ja auch hervorragend geklappt.« Simmons zwinkerte - Milo traute seinen Augen nicht. »Wieder mal ein erfolgreicher Tag für die CIA!«
Er ließ sich nicht aus der Reserve locken. »Ich helfe Ihnen hier nach Kräften, Janet. Ich habe Ihnen erzählt, dass er eine Zyanidfüllung im Mund hatte. Er hatte keine Lust auf Guantanamo, also hat er kräftig zugebissen. Man könnte Sheriff Wilcox vorwerfen, dass er seine Zähne hätte untersuchen müssen, aber das wäre wohl nicht fair.«
»Er hat mit Ihnen geredet.« Ihr Ton wurde sanft, und das wandernde Auge schaute wieder geradeaus. »Sie haben ein langes Gespräch geführt . Der Deputy mit dem Mädchenna men ... « »Leslie.«
»Genau. Er hat gesagt, Sie waren zwanzig Minuten allein mit ihm.«
»Eher fünfzehn.« »Und?«
»Ja?«
Es war bewundernswert, dass Simmons' Stimme nicht lauter wurde. »Und worüber haben Sie gesprochen?«
»So einen Typen - einen Superstar-Attentäter - bringt man nicht in fünfzehn Minuten zum Reden.«
»Sie haben da drin also nur dagesessen und sich angestarrt?« »Ich habe ihm Fragen gestellt.«
»Haben Sie ihn berührt?«
Milo schob fragend den Kopf vor.
»Haben Sie versucht, Informationen aus ihm herauszuprügeln, Milo?«
»Natürlich nicht. Das verstößt gegen das Gesetz.«
Sie wirkte, als wollte sie lächeln, überlegte es sich aber anders. »Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, das sind Verzweiflungsaktionen. Sie und Ihre Company haben doch jede Glaubwürdigkeit verloren, und ihr würdet alles dafür tun, um eure Pensionen nicht zu verlieren. Sogar töten.«
»Das klingt, als hätten Sie lange über diese Sache nachgedacht.«
Diesmal ließ sie das Lächeln zu; vielleicht hielt sie es für einen Witz. »Sagen Sie mir, was der Tiger gegen euch in der Hand hatte. Was war so gefährlich? Hat ihn Tom geführt? Für eure Drecksarbeit? Ich weiß nicht, was ihr da oben in eurem Tower treibt, ich kann mir nur vorstellen, dass es ziemlich schmutzig ist.«
Milo war überrascht über ihre Heftigkeit, aber noch mehr erstaunte ihn ihre Überheblichkeit. »Beim Heimatschutz gibt's wohl keine Geheimnisse?«
»Doch, aber wir sind nicht diejenigen, die auf der öffentlichen Anklagebank sitzen. Noch sind wir nicht an der Reihe.«
George Orbach schob sich mit einer Handvoll Papierpäckchen durch die Tür. »Keine Milch, nur das Pulver hier.«
Janet Simmons schien nicht erfreut. »Egal.« Sie verschränkte die Arme. »Mr Weaver will uns sowieso schon verlassen. Er braucht dringend eine gründliche Dusche. Ich glaube, wir sollten lieber mit Mr Grainger reden.«
Milo stand auf. »Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie noch Fragen haben.«
»Die Mühe kann ich mir wohl sparen.«
Das
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