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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fand diesen plötzlichen Anfall moralischer Poesie irritierend. Aber wahrscheinlich musste es Killern wie dem Tiger so ergehen, die abgeschottet von der Außenwelt agierten und sogar die Intimität von Sex vermieden. Sie hatten kein Gegenüber, das die eigenen Gedanken widerspiegelte und einen daran erinnerte, dass man selbst die Weisheit nicht gepachtet hatte. »Deswegen sind Sie doch hier, oder? Sie wollen, dass ich Rache nehme an Ihrem Mörder.«
    Roth sann kurz nach und hob den Zeigefinger, an dessen Knöchel etwas Blut klebte. »Zu denken, in Sünde, Lust, Hass, Neid, Heuchelei, Rache wohne Leben, ist ein schrecklicher Irrtum. Das Leben und der Begriff des Lebens, die Wahrheit und der Begriff der Wahrheit machen die Menschen nie zu Kranken, Sündern oder Mördern.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Rache hat kein Leben, aber vielleicht die Gerechtigkeit. Verstehen Sie? Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich über ihn weiß. Es ist nicht viel, aber Sie sind schlau und verfügen über Ressourcen. Sie können den Schuldigen aufspüren.«
    »Was ist mit dem Geld? Wie haben Sie das von Klausner bekommen? Immer in einer Einkaufstüte?«
    »Nein, nein.« Roth schien erfreut über Milos Frage. »Normalerweise wurde ich an eine Bank verwiesen. Ich musste nur reinspazieren und ein Konto leerräumen. Die Banken haben gewechselt, jedes Konto lief auf einen anderen Namen, aber ich wurde immer als Mitinhaber genannt. Unter dem Namen Roth.«
    Milo starrte den Mann an. Angesichts der Leichen, die Samuel Roth im Lauf der Jahre hinterlassen hatte, schien ihm dieser letzte Wunsch ein wenig unangemessen. »Vielleicht hat er mir einen Gefallen erwiesen. Mit Ihrem Tod sind ein paar von meinen Fällen abgeschlossen. Vielleicht ist dieser Klausner mein Freund.«
    »Nein.« Roths Ton wurde eindringlich. »Ich hab das für Sie getan. Ich hätte auch allein und unerkannt in Zürich sterben können. Dort war es auf jeden Fall malerischer. So aber hab ich Ihnen geholfen. Und vielleicht helfen Sie jetzt mir. Sie sind ein Tourist. Sie können ihn zur Strecke bringen.«
    »Ich bin kein Tourist mehr.«
    »Das ist, als würde ich sagen: Ich bin kein Mörder mehr. Sie können den Namen und die Jobbeschreibung wechseln und sogar zu einem bürgerlichen Familienvater werden, Milo. Aber dadurch ändert sich überhaupt nichts.«
    Ohne es zu wissen, hatte der Tiger eine von Milo Weavers größten Ängsten ausgesprochen. Um sich nichts von seiner Beunruhigung anmerken zu lassen, wechselte er das Thema. »Tut es weh?«
    »Sehr. Hier.« Roth deutete auf die Brust. »Und hier.« Er berührte den Unterleib. »Als hätte ich Metall im Blut. Haben Sie sich alles eingeprägt, was ich Ihnen erzählt habe?« »Beantworten Sie mir eine Frage.«
    »Wenn ich kann.«
    Es war etwas, worüber sich Milo seit sechs Jahren wunderte, ab dem Zeitpunkt, als er beschloss, seine Kräfte auf den Killer zu konzentrieren, dessen Kugeln er sich einmal fast in den Weg gestellt hätte. Er brachte viel über den Tiger in Erfahrung, bis hin zu seinem ersten verifizierten Mord im November 1997 in Albanien. Adrian Murrani, der dreißigjährige Vorsteher der Gemeinde Sinneballaj. In diesem Jahr kam es in Albanien zu vielen gewaltsamen Todesfällen, und alle waren sicher, dass die regierenden Neokommunisten hinter seiner Liquidierung steckten, nur dass in diesem Fall ein ausländischer Killer engagiert worden war. Trotz vieler Beweise und Augenzeugenberichte, die nach den folgenden Anschlägen gesammelt wurden, blieb der Mann in einem ganz zentralen Punkt unergründlich. »Wer sind Sie eigentlich? Wir haben nie Ihren richtigen Namen rausfinden können. Nicht mal Ihre Nationalität kennen wir.«
    Ein Lächeln kräuselte die Lippen des Tigers. »Ich denke, das kann man als kleinen Sieg bezeichnen.«
    Milo musste zugeben, dass es beeindruckend war.
    »Die Antwort steht in Ihren Akten, irgendwo in diesem Hochhaus an der Avenue of the Americas. Wissen Sie, der einzige Unterschied zwischen uns beiden ist die Art des Rücktritts.«
    Milos Gehirn geriet ein wenig ins Stottern, ehe er begriff. »Sie waren ein Tourist.«
    »Waffenbrüder.« Sein Lächeln wurde breiter. »Später werden Sie sich wünschen, eine andere Frage gestellt zu haben, oder?«
    Milo musste noch immer die Nachricht von Roths Vergangenheit bei der Company verdauen und kam zuerst nicht darauf, was Roth meinte. Dann dämmerte es ihm, weil es so naheliegend war. »Warum >der Tiger    »Genau! Aber die Wahrheit ist leider

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