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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stehe.«
    »Aber ein paar Scotch hast du bestimmt gekippt.«
    »Hör zu.« Er gab sich offenbar Mühe, vernünftig zu wirken. »Ich hab mir das alles durch den Kopf gehen lasse n. Wenn ich zurückschaue, über J ahrzehnte zurückschaue, weißt du, was ich dann sehe? Zwei leuchtende Jahr e. Die einzigen zwei Jahr e, in denen ich glücklich war. Die Zeit mit dir. Und das wollte ich dir unbedingt sagen. So schön wie mit dir war es nie mehr.«
    »Ich mag Paula.« Zerstreut rieb sie mit einem Schwamm über die fleckige Aluminiumspüle. »Sie ist eine intelligente Frau. Mir ist schleierhaft, warum sie dich geheiratet hat ... «
    »Haha.« Seine Antwort ließ keinen Zweifel daran, dass er tatsächlich betrunken war. Sie hörte, wie er an einem seiner stinkenden Zigarillos sog. »Ich weiß schon, ich bin eine Witzfigur. Aber denk mal drüber nach. Über mich. Darüber, wie verliebt wir waren.«
    »Warte mal. Wo ist Paula?«
    Wieder ein langer Zug aus dem Zigarillo. »Da müsste ich raten.«
    Damit war alles klar. »Sie ist dir davongelaufen. Und deswegen willst du nach sechs Jahren wieder zu mir? Du musst wirklich einen in der Krone haben, Pat. Oder nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    Auf der Bühne spulte jetzt ein Junge im Superman-Kostüm mit kaum verständlichem Lispeln einen Monolog herunter. Patrick beugte sich zu ihr. »Gleich hebt er ab. Ich seh die Schnur, die an seinem Gürtel befestigt ist.«
    »Quatsch, er wird nicht fliegen. «
    »Wenn doch, spendier ich ihm einen Martini.«
    Das längliche Gesicht und der ergrauende Dreitagebart brachten Patrick zusätzliche Mandanten bei Berg &: DeBurgh ein. Er machte einen vitalen Eindruck auf sie - im Gegensatz zu seinen abgehalfterten Teilhabern in der Kanzlei. Aber in den letzten Tagen sah er mit dem gequälten Schatten um die müden Augen eher verzweifelt als vital aus. Paula Chabon, diese französisch-libanesische Märchenfee, die in Boutiquen vieler Metropolen rund um die Welt ihre eigene Schmuckkollektion verkaufte, war nach Berlin gezogen. Ein Exlover hatte sie zurückgelockt. Und Patrick bildete sich jetzt ein, dass er Tina jetzt ebenfalls zurückerobern konnte. Es war wirklich jämmerlich.
    Superboy beendete seinen Monolog mit einem Lauf über die Bühne, der einen Flug andeuten sollte, doch der Umhang haftete traurig an seinem Rücken. Patrick war ungehalten darüber, dass sich seine Füße nicht vom Boden lösten.
    »Mach dich bereit für die Aufnahme«, forderte ihn Tina nach dem obligatorischen Applaus auf.
    Patrick holte eine kleine Videokamera aus der Tasche. Als er sie einschaltete, leuchtete der fünf Zentimeter breite Monitor auf.
    Ohne zu überlegen, drückte ihm Tina das Knie. »Da kommt die kleine Miss.«
    Aber zuerst erschien die Rektorin und schielte angestrengt auf die Karte in ihrer Hand. »Bitte einen herzlichen Applaus für unsere Erstklässlerin Stephanie Weaver mit ihrer Darbietung von ... « Stirnrunzelnd versuchte sie, die Wörter zu entziffern. »Puhpee de sirk, Puhpee de Song.«
    Durch das Publikum lief ein Kichern. Tina wurde rot.
    Wieso hatte die blöde Kuh nicht vorher geübt, wie man das aussprach?
    Auch die Rektorin gab sich erheitert. »Mein Französisch ist ein bisschen eingerostet. Aber übersetzt heißt der Titel: >Wachspuppe, Sägemehlpuppe< - ein Lied von Serge Gainsbourg.«
    Die Menge klatschte folgsam, und nachdem die Schulleiterin verschwunden war, trat Stephanie in ungekünstelter, stolzer Haltung auf die Bühne. Von allen, die hier auftraten, war sie mit Sicherheit am besten gekleidet. Milo hatte ein ganzes Wochenende mit Stephanie in Retroläden nach dem richtigen einteiligen Kleid und der dazu passenden Strumpfhose gesucht. Dann hatte er das Internet nach Frisuren aus der Mitte der sechziger Jahre durchforstet. Ursprünglich fand Tina die Idee, ihr Kind nach einer vierzig Jahre alten Mode herzurichten, übertrieben und ein bisschen aufgeblasen. Aber jetzt, als sie sah, wie die verwaschenen Brauntöne des Kleides und die gestreiften Strümpfe zart im Licht der Scheinwerfer schimmerten und wie hinreißend sich der Bob an die Konturen ihres Gesichts schmiegte ...
    Sprachlos betrachtete Patrick seine Tochter.
    Aus den Lautsprechern drang ein Klicken, und dann begann in schnellem Takt eine Orchestermelodie. Stephanie setzte ein und sang in perfekter Aussprache die französischen Worte.
    Je suis une poupee de eire, Une poupee de son.
    Als sie ihre Tochter nicht mehr scharf sah, bemerkte Tina, dass sie weinte. Milo hatte Recht

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